FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

Jürgen Plate

Sex und Bomben im Internet

"Within any community of 20 million people, there's bound to be a red-light district." Brian Behlendorf.

(Vor-)urteile

Der WDR tut es, ZAK tut es, c't hat es getan, Und EMMA tut es immer wieder: Berichte über Sex im Internet bringen. Warum sie das tun, ist klar. Es ist eines der heißesten Themen der deutschen Presse, Menschen regen sich auf, Emotionen schlagen hoch - oder lassen sich zumindest damit hochschlagen. Kurz gesagt: Berichte über Sex mitten auf der Datenautobahn sind in. Und wenn es nicht um Sex geht, dann liest man, daß jugendliche Terroristen die Bauanleitungen für Bomben aus dem Internet holen oder daß Drogendealer sich die Rezepte für Extasy im Netz besorgen. Außerdem ist das Netz Tummelplatz für Rechts-, Links- oder Sonstwas-Extremisten.
Da sich jedoch auch seriöse Magazine wie Zeit, Spiegel oder FAZ auf dieses Thema gestürzt haben, ist eine kurze Bemerkung dazu nötig. Zunächst eine pauschale Antwort: Es stimmt; im Internet gibt es Sex und all das andere. Nun müssen wir das Ganze aber relativieren:
Das Internet spiegelt unsere menschliche Gesellschaft wieder - also kommen auch Sex und politische Randgruppen vor. Dabei wird primär immer der Dienst 'News' mit dem gesamten Netz gleichgesetzt. Es gibt Newsgruppen, in denen mit der Sexualität zusammenhängende Themen diskutiert und auch Geschichten mit entsprechendem Inhalt zu finden sind. Etwa 1% (!) der Newsgruppen beschäftigen sich mit diesem Themenkreis. Gegen diese Gruppen ist an sich nichts einzuwenden - sofern sie nicht Minderjährigen zugänglich gemacht werden! Wer sie nicht will, muß sie auch nicht lesen. Einge der Newsgruppen haben Hilfeleistungen für mißbrauchte Frauen oder Kinder zum Thema, sind also durchaus sinnvoll, tragen jedoch das Stigma 'sex' im Namen.

Es gibt auch Newsgruppen, in denen einschlägige Bilder verbreitet werden. Diese 'binaries'-Gruppen sind nach meiner Ansicht nicht unbedingt nötig - wer Bilder will, soll in die entsprechenden Läden gehen. Leider wird nicht zwischen reinen Diskussionsforen und 'Bilder-Newsgruppen' unterschieden und alle einschlägigen Gruppen von vielen Providern gesperrt - ein kleiner Schritt in Richtung Zensur und Beschränkung der Meinungsfreiheit, denn diese ist auch immer "die Freiheit der Andersdenkenden". Wer die Bilder haben will, kommt auch dran. Entweder man sucht sich einen Newsserver im Ausland oder holt sich gleich die Bilder von einem fernen Rechner. Außer einer leichten Erhöhung der Netzlast kein Unterschied.
Auch die Bombenbauanleitungen sind im Netz zu finden, denn schließlich hat man Zugang zu Informationsservern auf der ganzen Welt. Ein paar Anleitungen, die durch die News geistern (rec.pyrotechnics), sind gefährlich - für den der sie ernst nimmt und versucht, sie nachzuvollziehen. Der Bastler riskiert Leib und Leben, denn die Texte sind fehlerhaft und von mangelndem Fachwissen geprägt. Auch für derartige Informationen braucht man das Netz nicht, ein paar gute Chemie- und Physikbücher tun es auch - und die gibt es in jeder öffentlichen Bibliothek. Hier zeigt sich auch der Nachteil der als anarchisch bezeichneten Struktur. Jeder, der sich berufen fühlt, kann erst einmal Informationen ins Netz streuen. Wenn sich dann Proteste erheben, ist es oft zu spät. Daraus folgt die Regel: "Sei mißtrauisch!".

Extremisten können das Netz für die Übermittlung von E-Mail oder Dateien nutzen - auf dieselbe Art und Weise, wie sie Telefon, Brief- und Paketpost nutzen können. Und genausowenig wie die Post für die Verabredung einer Straftat am Telefon verantwortlich ist, kann das Netz etwas dafür, wenn es auf diese Weise mißbraucht wird. Gegen Propaganda in den News wehrt sich die Netzgemeinde mit allen Mitteln. Ebenso würde sich die Mehrheit der Internet-Nutzer aber auch gegen Versuche von Zensur wehren. Solche Versuche wären zudem zum Scheitern verurteilt, denn das Netz wurde ja ursprünglich unter dem Gesichtspunkt entwickelt, das auch bei Ausfall von Teilen der Nachrichtenverbindungen die Informationen zum Empfänger gelangen ("Das Netz betrachtet Zensur als Fehlfunktion und umgeht sie.").

Auf der anderen Seite gilt, daß man auch kein Recht auf irgendwelche Informationen hat. Wenn Ihr Provider beschließt, die Newsgruppen der alt.binaries-Hierarchie nicht anzubieten (egal, ob er das aus ethischen Gründen tut oder nur, um Plattenplatz zu sparen) und im Nutzungsvertrag die 'Lieferung' dieser Newsgruppen nicht ausdrücklich vermerkt ist, können Sie höchstens versuchen, die Daten von einer anderen Stelle zu bekommen. Eine Universität könnte beispielsweise auf die Idee kommen, die Freizeit-Newsgruppen (rec-Hierarchie) nicht anzubieten, da diese nicht dem wissenschaftlichen Datenaustausch dienen. Derzeit wird das Ganze noch sehr salopp und frei gehandhabt. Damit das so bleibt, müssen auch die Benutzer 'auf dem Teppich bleiben'.

Fazit: Grundsätzlich gilt, wie schon gesagt, daß sich alle Dinge des täglichen Lebens und alle Facetten der Gesellschaft im Netz wiederspiegeln - und das sind nun mal nicht immer nur positive Dinge. Damit wir in diesem leicht anarchischen Internet noch lange einen freizügigen Datenaustausch haben, muß jeder Benutzer seinen Anteil leisten, indem er das Netz nicht mißbraucht und das Klima gegenseituger Toleranz und Hilfsbereitschaft erhält. Gelegentliche 'Flames', d. h. streitbare Vorwürfe gehören natürlich auch dazu - sofern man es nicht übertreibt.

Problematik des News-Transports bei Internet-Providern

Wie Sie wissen, erfolgt die Verbreitung der News-Beiträge 'frei flutend', d. h. jeder Rechner, der News transportiert und speichert, gibt seine Informationen an mehrere andere weiter. Die Weitergabe erfolgt in der Regel automatisch über spezielle Protokolle. Dabei sind die häufigsten NNTP (Network News Transfer Protocol) für die Weitergabe innerhalb des Internet und UUCP (Unix-to-Unix Copy) für die Weitergabe per Modem. Sogar eine Verbreitung per Electronic Mail ist möglich (d. h. man kann News-Inhalte per E-Mail beziehen und News-Beiträge per E-Mail verschicken). Die Gesamtheit der Rechner, die News austauschen, wird daher oft als 'USENET' (User Network) bezeichnet. Es gilt daher:
  • News wird nicht nur im Internet verbreitet
  • News ist nur ein Dienst im Internet
  • News kann auf verschiedene Arten verbreitet werden: Der Benutzer eines Online-Dienstes ist übrigens nicht an dessen News-Knoten gebunden, sondern kann sich weltweit einen Rechner seiner Wahl suchen (unter UNIX genügt dazu eine einzige Kommandozeile).
    Aufgrund historischer Entwicklungen der Verbreitungstechnik müssen alle News-Artikel in ASCII vorliegen, also als Text. Alle anderen Arten von Daten müssen deshalb so codiert werden, daß sie in ASCII vorliegen. Es lassen sich folgende Grundformen von Infos in den News-Artikeln finden:
    1. Klartext, d. h. lesbarter Text.
      Inzwischen kann durch Angabe der Codierung der komplette 8-Bit-Zeichensatz verwendet werden, also auch Umlaute und Blockgrafiksymbole, beispielsweise von DOS oder Windows. Es gilt jedoch noch immer die Regel, sich möglichst auf 7-Bit-ASCII zu beschränken. Umlaute und andere Zeichen werden dann durch Ersatzsymbole dargestellt, z. B. für den Buchstaben 'ä': 'ae', '"a', '=84'. Nur bestimmte Newsreader konvertieren bei der Darstellung die Ersatzsymbole wieder richtig. In den Newsdateien stehen auf jeden Fall diese Ersatzdarstellungen.
    2. verschleierter Klartext
      Fast jeder Newsreader ist in der Lage, Text zu verschleiern. Das soll weniger der Geheimhaltung dienen, sondern lediglich den Leser davor bewahren, einen Text 'zufällig' zu lesen, etwa einen anzüglichen Witz. Das Verfahren heißt 'rot13' und verschiebt die Buchstaben um 13 Zeichen (Transpositionschiffre). Per Tastendruck kann der Text sichtbar gemacht werden.
      Eine simple Form der Verschleierung kommt aus dem Bereich der Mailboxnetze, wo werbliche Einträge oder auch anderes verpönt/verboten ist. Dort werden einzelne Schlüsselworte durch Austausch eines oder mehrerer Buchstabe vor einfachen Suchprogrammen "geschützt", z. B. 'T*l*kom', 'S*x'.
    3. verschlüsselter Klartext
      Es existieren leistungsfähige Kryptosysteme, die speziell auf den News- oder Mailversand abgestimmt sind und bei der codierten Nachricht nur ASCII-Zeichen verwenden. Das älteste hier verwendete Verfahren ist wohl das UNIX-crypt, das sich an die Enigma-Maschine anlehnt. Das derzeit beliebteste System ist PGP (Pretty Good Privacy). Aber auch andere Verfahren kommen vor, z. B. PEN oder steganographische Methoden. Eigentlich ist dies eine Form der Verschleierung; man nimmt z. B. eine Bilddatei und faßt jeden hundertsten Bildpunkt als ASCI-Zeichen auf oder man ändert nur ein einziges Bit bei der Farbdefinition eines jeden Bildpunktes.
    4. Programmquellen
      Programme bestehen meist aus mehreren Einzeldateien. Zum Versand über News werden diese Dateien häufig als sogenanntes 'Shell-Archiv' zusammengefaßt. Es handelt sich dabei um eine Mischung von Textdaten und Kommandos, die so gestaltet ist, daß man durch ausführen der Datei als Kommando-(Batch-)-Datei wieder die Einzeldateien gewinnt. Gleichzeitig wird die korrekte Übertragung durch Prüfsummenbildung verifiziert.
    5. Binärdateien
      Einige Newsgruppen enthalten auch Binärdaten (Programme, Bilder, Sound-Dateien, etc.). Sie sind durch den Begriff 'binaries' im Namen der Gruppe erkennbar (z. B. comp.binaries.msdos). Alles was nicht Text ist, muß jedoch codiert werden, da ASCII immer noch der kleinste gemeinsame Nenner ist. Abhilfe schaffen hier die Programme UUENCODE und UUDECODE, mit deren Hilfe sich binäre Daten auf den Bereich der druckbaren ASCII-Zeichen (Großbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen) abbilden lassen. Es werden also Bytes in 6-Bit-Worten codiert und in Zeilen umbrochen. Die mit UUENCODE erzeugte Datei ist nun zwar größer als die Ursprungsdatei, sie läßt sich aber problemlos per News (oder Mail) verbreiten. Ein weiteres Verfahren ist in moderne MIME-fähige Newsreader eingebaut, es nennt sich BASE64 und arbeitet ähnlich wie UUENCODE. Es gibt je nach Computertyp und Betriebssystem weitere Verfahren (BINASCII, etc.).

    Mit Hilfe dieser Codierungsmethoden kann man Binärprogramme, Bilder, Animationen, Klänge, komprimierte Archive, etc. in Newsgruppen posten. Grundsätzlich gilt somit, daß alles was nicht Text ist, also auch z. B. Bilder mit pornografischem Inhalt, mit den derzeit verwendeten Newsreadern nicht direkt angezeigt werden kann, sondern erst durch ein entsprechendes Decodierprogramm nachbearbeitet und dann mit einem Betrachterprogramm angesehen werden muß - was den Vorteil hat, daß man nicht 'zufällig' mit Dingen konfrontiert wird, die man nicht sehen möchte.
    Anmerkung: Dies gilt nur für den Internet-Dienst 'News'. Mit anderen Diensten, speziell WWW (World Wide Web) können Bilder direkt betrachtet werden. Die im WWW angebotenen Informationen kommen jedoch nicht automatisch 'ins Haus' wie News, sondern müssen gezielt bei einem anderen Rechner abgerufen werden.

    Es gibt derzeit 20 - 30 verschiedene Verfahren, Dateien platzsparend zu einem komprimierten Archiv zusammenzufassen. Die verwendeten Kompressionsprogramme verwenden unterschiedliche Kompressionsverfahren und Dateiverwaltungsstrukturen. Manchen Systeme erlauben gleichzeitig eine Verschlüsselung der Daten.
    Damit sind die Kontrollmöglichkeiten von Newsartikeln auf strafbare Inhalte beschränkt. Vorauszuschicken ist, das News für die sogenannten Internet-Provider (wenn man auch kleine Betreiber mitzählt, sind es in Deutschland inzwischen über 300) einen kritischen Dienst darstellt. Andere Internet-Dienste wie E-Mail, WWW, FTP werden vom Benutzer individuell wahrgenommen, wobei die Daten bzw. Inhalte direkt zwischen zwei Rechnern (dem Computer des Beutzers und einem fernen Computer) ausgetauscht werden. Das System des Provider stellt dabei lediglich die Anschluß- bzw. Verbindungsmöglichkeit zur Verfügung (so wie die Rechner, welche die Datenpakete auf ihren Weg weiterleiten - in der Regel sind dies zwischen 5 und 30 Stationen).

    Manche Provider wie AOL, Compuserve haben primär ein 'lokales' Angebot, d. h. dem Newssystem in seiner Funktion vergleichbare Informations- und Diskussionsforen. Diese Foren sind 'moderiert', sie unterliegen damit einer Überwachung. In diese Gruppe fällt auch T-Online mit seinem BTX-Angebot, das durch den BTX-Staatsvertrag 'gedeckt' ist.
    Problematisch ist also nur der Zugang ins Internet, den die Provider bieten. Die Mehrzahl der Provider unterhält aus technischen Gründen einen eigenen News-Server und hält somit alle News-Artikel auf einem seiner Rechner bereit. Obwohl jeder Benutzer mit Internet-Zugang grundsätzlich jeden News-Server auf der Welt verwenden kann, wird normalerweise der des Providers genutzt. Da die Newsartikel vollautomatisch zwischen den vielen Rechnern im Netz ausgetauscht werden, kann ein Provider nicht über die Inhalte bestimmen. Das NNTP-Protokoll erlaubt auch das Löschen und Anlegen von Newsgruppen und Artikeln über das Netz. Dazu werden Newsartikel mit speziellem Header und Inhalt gepostet (Control-Messages). Nur so ist es möglich, z. B. weltweit die aktuellen Neswgruppen-Namen up-to-date zu halten. Die News-Software zur Verwaltung der gesamten Informationen stellt normalerweise einen Teil der Systemsoftware dar, die nach einmaliger Einrichtung selbständig abläuft.
    Zur Überwachung der Inhalte müßten entsprechende Filterprogramme in das Newssystem eingebaut werden. Eine menschliche Überwachung scheitert an der Datenmenge (mehrere 10.000 Artikel mit einigen zig Megabyte pro Tag in etlichen tausend Newsgruppen).

    Einige Provider behelfen sich derzeit damit, zahlreiche Newsgruppen zu sperren, die möglicherweise bedenkliche Inhalte haben könnten. Die Auswahl erfolgt dabei über den Namen der Newsgruppe. Dies ist aus mehreren Gründen unsinnig. Der Name einer Newsgruppe kann niemals den Rückschluß auf 'illegale' Inhalte zulassen. Beispiel: Eine Newsgruppe 'de.alt.autodiebstahl' kann genauso Tips zum Verhinden eines Diebstahls enthalten oder Suchanzeigen nach abhanden gekommenen Autos wie auch Tips zum Autoklau. Genauso wenig ist eine Anschlagtafel für die an ihr hängenden Zettel 'verantwortlich'. Der wirkliche Zweck einer Newsgruppe geht aus deren Charta hervor. Der Urheber eine 'illegalen' Artikels ist aus dem Header des Artikels zu ermitteln und jeder Artikel ist auch einzeln löschbar.
    Unter anderem gibt es auch so viele Newsgruppen, damit die News-Nutzer nicht mit Themen oder Beiträgen konfrontiert werden, die sie nicht lesen wollen. Jedes Newsreader-Programm erlaubt die gezielte Auswahl von Newsgruppen, die man lesen möchte. Es wird auch immer von der 'Anarchie des Netzes' gesprochen; was aber nicht stimmt, denn das Netz besitzt starke Selbstregulierungskräfte. Für Teilnehmer mit gewissen Bedürfnissen werden Nischen (= Newsgruppen) geschaffen, damit die anderen Mitglieder der Netzgemeinde nicht belästigt werden.

    Zur lückenlosen Überwachung müßten grundsätzlich sämtliche Newsgruppen kontrolliert werden, da es jedem freisteht, sein Material auch in themenfremde Newsgruppen zu posten (z. B. ein pornografisches Bild in die Gruppe 'comp.sources.unix'). Zudem lassen sich neue Newsgruppen in Sekundenschnelle anlegen. So könnte bei einer Sperre der Newsgruppe 'de.talk.sex' eine neue Gruppe namens 'de.talk.gender' entstehen, die so die Sperre ad absurdum führt. Abgesehen davon wird sich jeder wirklich Interessierte die entsprechenden Newsgruppen auf anderen Wegen besorgen. Die Sperre würde also nur für die Kunden des Providers gelten (was aus juristischer Sicht für den jeweiligen Provider ausreichen würde) und dort auch nur für diejenigen, die nicht findig genug sind, einen anderen News-Server anzuzapfen.

    Bei der Überwachung muß man auch zwischen Text- und Binärgruppen unterscheiden. Bei Textgruppen könnte man versuchen, mit Scannerprogrammen zu arbeiten, welche die Texte nach bestimmten Schlüsselworten durchsuchen. Diese Scanner lassen sich aber auf zwei Wegen außer Funktion setzen. Entweder man verschleiert den gesamten Text oder einzelne Worte (Rot13, Sonderzeichen im Wort, willkürliche Trennung), was die Erkennung unterläuft, oder man fügt an jeden (!) Text den man postet, eine Liste kritischer Worte an (kann sogar von vielen Newsreader-Programmen automatisch erfolgen), was die Erkennungssystem überlastet.

    1. In Binärgruppen ist eine Überwachung rein technisch zum Scheitern verurteilt, denn es müßte jede Binärdatei untersucht werden. Das bedeutet: Erkennen des Codierverfahrens (Uuencode, Base64, usw.), Decodieren der Datei, Feststellen des Dateityps (ausführbares Programm, Bild, Sound, Animation, komprimiertes Archiv, verschlüsselte Datei, usw.).
    2. Bei Programmen muß der Rechner- und der Betriebssystemtyp ermittelt werden. Ein Programm kann wiederum ein Bild, Klänge oder Animationen enthalten, die fest an ein Darstellungs- bzw. Abspielprogramm gekoppelt sind. Das Programm muß gegebenenfalls gestartet und begutachtet werden. Es besteht hier die Gefahr des Einschleppens von sogenannten 'Computerviren' oder anderen Programmen mit Sabotagewirkung.
    3. Bei Bilddateien muß das Bildformat erkannt und das Bild entsprechend dargestellt werden. Alleine hier gibt es ca. 20 populäre Formate. Eine Auswertung kann hier auch nicht mehr maschinell erfolgen, da dazu umfangreiche Systeme zur Mustererkennung notwendig wären.
    4. Bei komprimierten Archiven muß das entsprechende Entpackprogramm gestartet werden, um das Archiv zu entpacken und dann die einzelnen Dateien nach den o. g. Kriterien zu untersuchen.

    Beim oben geschilderten Szenario wurde noch nicht berücksichtigt, daß diejenigen, die illegales Material über News verbreiten wollen noch Methoden der Verschleierung anwenden würden. Insgesamt stellt eine lückenlose Überwachung des Newsverkehrs einen immensen Aufwand dar, der schon dadurch zur Farce wird, daß jeder Kunde eines Providers bei vollem Internet-Zugang schier unendliche Möglichkeiten hat, sich das gewünschte Material zu beschaffen. So führt eine reine Sperre von Newsgruppen nur zu einem Scheinerfolg. Maßnahmen die ein Provider mit vertretbarem Aufwand treffen könnte wären:

    Man sollte auch daran denken, daß nur ein verschwindender Teil der täglich weltweit verbreiteten Newsartikel Bedenkliches enthält, wobei in jedem Einzelfall (=Einzelartikel) erst geklärt werden muß, ob er ungesetzlich ist oder nicht. Die Vorteile des freien Meinungsaustausches über News überwiegen bei weitem, insbesondere gilt das auch für Newsgruppen die sich mit den Problemen gesellschaflicher Randgruppen befassen. Eine generelle Sperrung bestimmter Newsgruppen, wie sie von Compuserve auf den Hinweis der Staatsanwaltschaft München durchgeführt wurden, sind zwar aus Sicht des Providers verständlich aber trotzdem bedauerlich. Man sollte auch bedenken, das ein Transport der News (und anderer Daten) auch heute noch über Modemverbindungen per UUCP erfolgen kann - also ganz ohne Internet-Verbindungen. Eine Verbreitung kann somit niemals unterbunden werden.

    Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft, JPL, 1996
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