2 Internet-Dienste im Überblick

Inhalt:

  1. Die elektronische Post
  2. News - Öffentliche Diskussionsforen
  3. Telnet
  4. FTP (File Transfer Protocol)
  5. Archie
  6. Gopher
  7. IRC (Internet Relay Chat)
  8. WAIS
  9. Finger
  10. WWW (World Wide Web)
  11. Ping
  12. Traceroute
  13. Whois


"Everything you need to know is on
the Internet. You just can't find it."
Anonymous

Die einzelnen Dienste, die man heute im Internet in Anspruch nehmen kann, haben sich nach und nach entwickelt. Zu Beginn wurde die Basis von elektronischer Post, Telnet und FTP gebildet. Später kamen dann Informationsdienste wie News, Archie, Gopher und WAIS hinzu. Der jüngste Dienst ist WWW, der nahezu alle anderen Dienste integrieren kann. Deshalb fange ich mit dem wichtigsten Basisdienst, der elektronischen Post an und schließe mit WWW den Überblick.


2.1 Die elektronische Post

Ein Beispiel: Sie haben gerade eine tolle Werbung für Ihr neues Meßgerät entworfen und möchten sie von Ihrem Geschäftsfreund in Amerika überprüfen lassen. Sie schicken ihm rasch eine Elektronische Post (Electronic Mail, E-Mail) über das Internet. Dieser holt sich das Dokument auf seinen Bildschirm, bringt ein paar Korrekturen an und schickt Ihnen das Dokument zurück. Beide bezahlen für diese Transatlantik-Operation nicht mehr als ein paar Pfennige - wesentlich weniger als für ein Telefongsepräch.
'E-Mail': Nicht nur im Bereich Forschung und Lehre fällt dieser Begriff immer häufiger. Firmenvertreter, Entwickler, Journalisten, Professoren und Studenten werden immer öfter damit konfrontiert. Auch in Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften finden sich Mail-Adressen der Autoren und Herausgeber als eine Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen.
Bei E-Mail (auch Email oder schlicht nur Mail genannt) handelt es sich um einen schnellen, bequemen Weg, Nachrichten bzw. Dokumente zwischen Rechnersystemen mit dem gewünschten Partner auszutauschen. Obwohl E-Mail der einfachste (und auch wohl älteste) netzübergreifende Dienst ist, will ich bei diesem Kapitel etwas ausfühlicher werden. Die anderen Dienste sind dann umso leichter zu verstehen. Computersysteme, die über die Möglichkeit verfügen, daß mehrere Anwender dort gleichzeitig tätig sind, besitzen nahezu alle die Möglichkeit, so daß sich diese Anwender auch untereinander verständigen können.
Das geschieht mittels eines kleinen Programms, das es gestattet, Nachrichten zu schreiben und diese dann an einen gewünschten Empfänger zu schicken. Derjenige erhält dann beim nächsten Login den Hinweis, daß er einen Brief erhalten hat.
Für diese Art des Versendens von Mitteilungen hat sich sehr schnell der englische Begriff 'Mail', das heißt auf deutsch 'Post' eingebürgert. Und da es sich nicht um eine Post im üblichen Sinne, also auf Papier geschrieben und im Umschlag überreicht, handelt, bezeichnet man das ganze als 'Electronic Mail' oder kurz 'E-Mail'. Auch im Deutschen haben sich die englischen Begriffe 'Mail' und 'E-Mail' etabliert, so daß wir diese auch künftig verwenden wollen.
Die E-Mail gewinnt zur Zeit spürbar an Bedeutung, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Technik, da es sich gezeigt hat, daß diese Art der Kommunikation die schnellste ist, die es gibt. Es ist eine Tatsache, daß die Erfolgsquote bei der E-Mail sogar noch höher liegt als beim Telefon.
Mit Erfolgsquote ist gemeint, daß man die Nachricht nach dem Absenden vergessen kann; man muß nicht warten, bis man den Empfänger eventuell erst nach mehreren Versuchen errreicht (Z. B. mehrmals Anrufen oder warten, bis das Fax beim Empfänger frei ist). Heutzutage ist E-Mail nicht nur mehr auf einem Computersystem üblich. Man verteilt vielmehr die Post an andere Rechner, so daß überregionale Kommunikation per E-Mail abgewickelt werden kann.

Weg eines normalen Briefes

Electronic Mail ist in vielen Bereichen analog zur normalen sogenannten gelben Post aufgebaut (von den Fans der Electronic Mail auch 'snail mail' = Schneckenpost genannt). Deshalb soll zuerst noch einmal der Lebensweg eines (normalen) Briefes aufgezeigt werden. Ein normaler Brief, z. B. ein Geschäftsbrief, besteht aus zwei Teilen. Zuerst kommt der Briefkopf mit den Adressen von Empfänger und Absender, dem Datum, einer Betreffzeile usw. Darauf folgt der eigentliche Inhalt des Briefes und eventuell ein paar Anlagen. Nachdem der Brief geschrieben wurde, wird er in einen Umschlag gesteckt und dieser Umschlag mit der Adresse des Empfängers und des Absenders versehen. Zusätzlich kann er spezielle Versand-Vermerke bekommen.
Anschließend wird der Brief in einen gelben Briefkasten der Deutschen Bundespost geworfen. Der Briefkasten wird geleert und die Briefe werden zu einem Postamt gebracht. Dort werden sie sortiert, und es wird entschieden, wohin der Brief als nächstes gebracht werden soll. Es kann sein, daß der Brief im gleichen Postamt bleibt, oder aber er wird von einem Postamt zum anderen weitergegeben, bis er bei dem Postamt landet, in dessen Zustellbezirk der Empfänger wohnt. Ein Postbote bekommt den Brief und liefert diesen in den Briefkasten des Empfängers aus bzw. übergibt ihn ei- genhändig an den Empfänger, wenn der Brief ein Einschreiben ist. Oder aber der Brief kommt in ein Postfach an diesem Postamt. Der Umschlag wird entfernt, der Brief wird gelesen, dann weggeworfen oder in einer Ablage aufbewahrt.

Weg eines elektronischen Briefes

Auf einem Computer wird mit einem Editor der Inhalt des Briefes in eine Datei geschrieben und mit Hilfe eines Mail- Programms mit Umschlag und Empfängeradresse versehen und in die Ausgangs-Mailbox gelegt. Den ersten Teil des Briefes nennt man 'Header', den Inhalt und die Anlagen 'Body Parts'. Der Umschlag heißt auf englisch 'Envelope' (letzterer hat hauptsächlich etwas mit dem Übertragungsprotokoll zu tun, der Normalanwender bekommt ihn nicht zu Gesicht). D. h. eine Mail, die an das Mail- System übergeben wird, besteht aus dem Envelope, dem Header und einem oder mehreren Body Parts. Die Postboten und Postämter nennt man 'Message Transfer Agents' (MTA), die zusammen das 'Message Transfer System' (MTS) bilden. Dieses MTS sorgt dafür, daß eine Mail von einem Rechner zum anderen gelangt.
Beim Ziel-MTA angelangt, wird die Mail in die Eingangs- Mailbox des Empfängers gelegt. Der Empfänger kann sich dann mit Hilfe eines Mail-Programms seine Mail aus dem Postfach in seine Eingangs-Mailbox holen und lesen. Wenn er sie danach nicht wegwirft, wird er sie in eine Ablage kopieren, die man 'Folder' nennt. Die Benutzeroberfäche zum Erstellen einer Mail, die Eingangs- und Ausgangs-Mail-Boxen, die Folder und eine eindeutige Mailadresse zusammen nennt man den 'Mail User Agent' (MUA) oder 'Mailer'.
Je nach verwendetem Mail-System gibt es meist noch weitere Funktionen, z. B. das Weiterleiten von Nachrichten (ggf. mit Kommentar), Versenden von Nachrichten an mehrere Empfänger, Benachrichtigung des Versenders einer Nachricht, daß Mail beim Empfänger angekommen und gelesen wurde. Übrigens, wenn Sie nur den Rechner, aber nicht die genaue Benutzerkennung wissen, dann schreiben Sie versuchsweise an den 'postmaster' des Systems. Der 'postmaster' ist die Mail-Adresse, bei der alle Fehlermeldungen, aber auch Anfragen von außen, z. B. nach Benutzerkennungen, anlaufen. Dahinter steckt normalerweise der Systemverwalter.
Briefe, die an einen anderen Computer gehen, werden in der Regel sofort abgeschickt, so daß sie der Empfänger im Internet in kurzer Zeit erhält. Briefe, die innerhalb eines Systems verschickt werden, erreichen ihren Empfänger ein paar Sekunden nach dem Abschicken.
Rechner mit direkter TCP/IP-Verbindung tauschen ihre E- Mail direkt aus. Das Protokoll heißt SMTP (Simple Mail Transfer Protocol). Hier wird die E-Mail direkt dem Zeilrechner zugestellt. E-Mail kann nicht nur mit über das Netz transportiert werden, sondern auch z. B. über eine Modemverbindung, weshalb wesentlich mehr Rechner via E-Mail erreichbar sind, als im Internet existieren.


2.2 News - Öffentliche Diskussionsforen

News ist ein weltweites, elektronisches 'schwarzes Brett' zur Diskussion von Themen, zum Austausch und zur Beschaffung von Informationen und zur Verteilung von Daten. Dieses Kommunikationsmedium ist neben Mailing-Listen das am weitesten verbreitete System für den Austausch von öf- fentlichen Informationen. News ist nach den verschiedensten Interessengebieten hierarchisch geordnet. Dabei sind weltweit etwa 4000 Themenbereiche (die sogenannten News- Gruppen) verfügbar, die von der Diskussion bestimmter Rechnertypen, über die Bekanntmachung von Konferenzen, bis hin zur Verteilung von Kochrezepten reichen.
News baut auf NNTP (Network News Transfer Protocol) auf. Dazu benötigt ein Benutzer eine bestimmte Schnittstelle, den sogenannten News-Reader (z. B. rn, nn, tin), der Verbindung mit einem News-Server aufnimmt. Diese sind für bestimmte Regionen zentrale Rechner, welche die News-Da- tenbank halten, die in bestimmten Zeitabständen aktualisiert wird und welche für die Verbreitung von Artikeln sorgen. Sie können natürlich auch einen eigenen News-Server betreiben, der sich seine Daten wiederum von einen anderen News-Server holt. Es besteht dann auch die Möglichkeit, lokale Newsgruppen (d. h. firmeninterne Diskussionsforen) einzurichten.
In News können die Beiträge von allen Benutzern gelesen und in der überwiegenden Zahl der Gruppen auch eigene Artikel oder Antworten veröffentlicht werden. Dies eröffnet etliche neue Möglichkeiten. Man kann oft feststellen, daß Probleme (und deren Lösungen) anderer News-Benutzer auch für einen selbst von Interesse sind, und es bestehen bei eigenen Problemen gute Aussichten, daß einer der vielen Experten (die sogenannten 'Gurus' oder 'Wizards') relativ schnell weiterhelfen kann. Umgekehrt sollte man sich die Zeit nehmen, Fragen anderer News-Nutzer zu beantworten, denn das System funktioniert nur 'auf Gegenseitigkeit'. News ist deshalb auf keinen Fall nur eine kurzweilige Unterhaltung für Computer-Begeisterte, sondern eine ernst zu nehmende Informationsquelle und eine neue Möglichkeit, die wissenschaftliche Zusammenarbeit auf vielen Gebieten zu unterstützen.
Darüber hinaus eröffnet News vollkommen neue Möglichkeiten der Publikation und der schnellen Diskussion innerhalb eines internationalen, offenen Teilnehmerkreises. Dies wird bisher zwar nur in speziellen Fachrichtungen genutzt, wird in Zukunft jedoch bestimmt auf breiteres Interesse stoßen. Wer sich schon gleich zu Beginn auf das Lesen weniger ausgesuchter Newsgruppen beschränkt, kann von Anfang an News als wertvolle Informationsquelle mit minimalem Zeitaufwand kennenlernen.

Einige Begriffe (nach ihrer Wichtigkeit aufgeführt):

Die Newsgruppen sind hierarchisch geordnet. Unterhalb der oben angegebenen Hierarchien wird weiter verzweigt, wobei die einzelnen Hierarchiestufen durch Punkte getrennt werden. Bei landesspezifischen Gruppen wird das Länderkürzel vorangestellt, z. B. für Deutschland 'de'; die duetsche Entsprechung von 'comp' ist somit 'de.comp'. Dann kann man weiter verfeinern, z. B. für die Duskussion über Computer-Betriebssysteme (operating systems) 'de.comp.os' Nachdem es verschiedene Betriebssysteme gibt, entstehen dann Gruppen wie 'de.comp.os.linux', 'de.comp.os.minix', 'de.comp.os.os2', 'de.comp.os.unix', usw.
Einige Newsgruppen enthalten auch Binärdaten (Programme, Bilder, Sound-Dateien, etc.). Sie sind durch den Begriff 'binaries' im Namen der Gruppe erkennbar (z. B. comp.binaries.msdos). Da nach wie vor 7-Bit-ASCII als kleinster gemeinsamer Standard für News und Mail gilt, lassen sich Binärdateien nicht ohne weiteres posten. Abhilfe schaffen hier die Programme UUENCODE und UUDECODE, mit deren Hilfe binäre Daten auf den Bereich der druckbaren ASCII-Zeichen (Großbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen) abbilden lassen. Es werden also Bytes in 6-Bit-Worten codiert und in Zeilen umbrochen. Die mit UUENCODE erzeugte Datei ist nun zwar größer als die Ursprungsdatei, sie läßt sich aber problemlos per News (oder Mail) verbreiten.


2.3 Telnet

Zweck des Telnet-Programms ist, von einem beliebigen TCP/IP-fähigen Terminal einen interaktiven Zugang zu anderen Computer zu schaffen. Diese Programme gehen im einfachsten Fall von einem zeilenorientierten Terminal aus und verwenden oft die VT100/VT200-Emulation. Deshalb kann es bei Programmen zu Problemen kommen, die bildschirmorientiert arbeiten (z. B. Editoren). Man hat also den gleichen Funktionsumfang wie ein lokal an dem jeweiligen Rechner angeschlossenes Terminal - egal wie weit der Rechner entfernt ist. Ist der Verbindungsaufbau erfolgreich, erscheint der Login-Prompt des fernen Rechners. Man kann sich prinzipiell an jedem Rechner im Internet einloggen - vorausgesetzt, man besitzt dort eine Zugangsberechtigung. Viele Rechner bieten jedoch auch einen Gastzugang und beim Dateitransfer einen anonymen Zugriff. Man kann aber auch spezielle Informationsdienste anbieten. Um beispielsweise den Archie-Dienst (siehe 2.5) zu nutzen, nimmt man eine Telnet-Verbindung zu einen Archie-Server auf und gibt als Benutzernamen 'archie' ein. Man landet dann in dem speziellen Suchprogramm.


2.4 FTP (File Transfer Protocol)

Nehmen wir einmal an, Sie hätten noch immer kein vernünftiges Programm für Ihre elektronische Post. Nachdem Sie in einer Newsgroup (hoffentlich der richtigen, sonst machen Sie sich bei den Newsfreaks von Anfang an verhasst) erkundigt haben, welches Programm für Windows das Beste sei, und nachdem man Ihnen einstimmig Eudora empfohlen hat, starten Sie das FTP-Programm um Eudora per FTP (File Transfer Protocol) von einem fernen Rechner zu holen. Damit es nicht noch länger dauert als ohnehin schon, kommt Eudora in Form einer einzigen Datei; Alle Dateien sind in einem sogenannten 'Archiv' zusammengepackt und die Daten komprimiert.
Es gilt übrigens als ausgesprochen unhöflich, von beispielsweise München aus ein Programm in Hawaii abzuholen, wenn man es genauso gut von Stuttgart holen kann (die Leitungen ins Ausland sind noch nicht so zahlreich und man sollte deren Belastung möglichst gering halten). Benutzen Sie ausländische Server auch bitte zu Zeiten, wo diese wenig gebraucht werden, also ausserhalb der 'Bürostunden'. Meistens sieht man es der Internet-Adresse an, wo der entsprechende Server steht. Die wichtigsten Kennungen sind 'com', 'edu', 'gov', 'mil', 'net' und 'org'(siehe auch 1.4). Server mit diesen Kennungen sind in der Regel in den USA stationiert (Zeitzone = Mitteleuropäische Zeit minus 6 bis 9 Stunden / Hawaii minus 12 Stunden), obwohl 'com'- und 'net'-Rechner überall auf der Welt stehen können. Andere Server erkennt man an der Länderkennung, z. B:

Der Verbindungsaufbau erfolgt wie bei Telnet, indem man dem FTP-Programm den gewünschten Zielrechner angibt. Bei erfolgreicher Verbindung kommt vom fernen Rechner wieder ein Login-Prompt. FTP funktioniert aber auch, wenn man auf dem fernen Rechner keine Benutzerberechtigung hat, denn viele Rechner bieten große Dateibereiche über sogenannten 'anonymen' FTP. Man gibt in diesem Fall als Benutzernamen 'ftp' ein und als Passwort die eigene Mailadresse. Danach kann man sich im öffentlichen Dateibereich tummeln.


2.5 Archie

Bei per FTP angebotenen Daten kann man schnell den Überblick verlieren. Wenn man den Namen einer Datei (oder zumindest einen Teil davon) kennt, kann man nachfragen, auf welchem Rechner das Gewünschte zu finden ist. Bestimmte Rechner (Archie-Server) fragen regelmäßig alle Rechner der FTP-Anbieter ab und sammeln die Daten. Die von Archie gesammelten Daten können dann per Telnet oder über ein spezielles Archie-Programm abgefragt werden (für Deutschland ist der Archie-Server 'archie.th- darmstadt.de'). Archie liefert dann den/die Rechner, auf dem/denen die gesuchte Datei gespeichert ist.


2.6 Gopher

Wir haben gesehen, daß man mit dem Archie-Programm nach Dateinamen der FTP-Server im Internet suchen kann. Das ist natürlich ein sehr beschränktes Informationsangebot. Was ist mit Datenbankabfrage, Bibliotheksrecherchen, und ähnlichen Informationsangeboten? Da hilft 'Gopher', die Taschenratte.
Gopher ermöglicht den Aufbau eines verteilten Informationssystems mit einem einheitlichen Zugang zu einer Vielzahl von anderen Diensten im Netz (z. B. Archie, WAIS, FTP, etc.), sowie Gateways zu weiteren Diensten (z. B. Online Bibliotheken, Datenbanken, etc.). Gopher arbeitet menügeführt, d. h. man benutzt auf seinem eigenen Rechner ein Programm, den Gopher-Client, der dann Informationen von anderen Rechnern, auf denen ein Gopher-Server läuft, abfragen kann. Der Benutzer sieht dabei eine Baumstruktur von Objekten, den sogenannten 'Gopherspace', durch die er sich bewegt (analog zu Files und Directories), kann aber zum Teil auch gezielt nach Stichworten suchen. Dabei können sich die Objekte (Informationen und Services) weltweit auf beliebige Rechner verteilen, ohne daß der Benutzer etwas davon merken muß.
Wenn man den Gopher-Client startet, stellt dieser eine Verbindung zu seinem voreingestellten Server her, und fordert von diesem eine Liste der verfügbaren Objekte im obersten Directory samt deren Beschreibung an. Danach wird die Verbindung zum Server wieder unterbrochen. Dem Benutzer wird die Liste gezeigt und er kann das Gewünschte mit Cursor und Returntaste (oder mit der Maus, je nach Art des Client-Programms) auswählen.
Der Gopher-Client greift dann auf dieses Objekt zu, wobei er die vom Server erhaltene Beschreibung verwendet, aus der er erfährt, was das Objekt ist und wo es zu finden ist. Der Clou des Gophersystems ist, daß dieses 'wo' auch den Namen des Servers enthält, der das Objekt zur Verfügung stellt, und zu dem der Client eine Verbindung aufbauen muß.
Damit sind beliebige Verweise (Links) zwischen Servern möglich und für den Benutzer transparent, da dieser nur die Baumstruktur sieht, in der er sich bewegt. Der Gopher- Client speichert den Weg im Gopherspace, und kehrt bei Verlassen einer Ebene in die vorherige zurück.
Weiter bietet der Gopher-Client die Möglichkeit, Objekte mit sogenannten 'Bookmarks' zu kennzeichnen. Dabei wird die Beschreibung des Objektes unter einem frei wählbaren Titel in einer Datei lokal gespeichert. In einer späteren Session kann man das Objekt so problemlos wiederfinden. Man läßt sich von seinem Gopher-Client die Liste der Bookmarks zeigen, wählt das Gewünschte aus, und der Client weiß, wo er zu suchen hat.


2.7 IRC (Internet Relay Chat)

Nehmen wir nochmals das Beispiel mit dem Postprogramm. Sie möchten wissen, welches Programm sich für Windows am besten eignet. Diesmal plazieren Sie Ihre Anfrage jedoch nicht in einer Newsgroup, wo Sie auf eine Antwort warten müssen. Diesmal wollen Sie Ihre Frage sofort beantwortet haben. Dazu verwenden Sie den 'Internet Relay Chat' (to chat schwatzen): Sie starten Ihr IRC-Programm und schalten auf den gewünschten Kanal (Channel), in Ihrem Fall am besten 'Windows'. Das Programm wird Ihnen anzeigen, wer noch alles auf diesem Kanal herumhängt. Normalerweise meldet sich jeder mit einem Spitznamen ('Nickname') an. Sie sollten vorher das Handbuch zu Ihrem IRC-Programm studieren. Sonst wird man Sie bald als 'Newbie' entlarven und auch entsprechend behandeln. Allerdings gibt es im Internet auch viele nette Menschen, die sich gerade gegenüber einem Newbie besonders hilfsbereit zeigen.
Sie können mit ein paar Kollegen einen eigenen Kanal gründen und ihm einen Namen geben. Das IRC-Programm lässt Sie nämlich beliebige Kanäle öffnen, auch solche, die noch nicht existieren. Sie wären dann einfach der erste auf diesem Kanal und hätten automatisch Operator-Status. Bei neuen Kanälen müssen Sie Ihren Freunden sagen, auf welchem IRC-Server man sich trifft, da die meisten Server nur die gängigen Kanäle unterstützen. IRC-Server in der Nähe sind z. B.

   irc.rz.uni-karlsruhe.de
   ircserver.informatik.uni-erlangen.de
   irc.informatik.tu-muenchen.de

2.8 WAIS

WAIS (Wide Area Information Server) scheint zunächst einmal ein Informationssystem zu sein wie schon viele andere. Bislang einzigartig an WAIS ist die Art, wie auf diese Informationen zugegriffen wird. Der Zugriff auf diese Datenbanken ist mit der von Archie vergleichbar. Es wird ein Stichwort eingegeben und WAIS betreibt in einer schon zuvor ausgewählten Datenbank eine sogenannte Volltext- Suche. Hier zeigt sich die Verwandtschaft mit Gopher. Jedes Dokument, welches dieses Stichwort beinhaltet, wird in Form einer Headline ausgegeben. Entscheidet man sich für ein oder mehrere Dokumente, die rein von der Überschrift her interessant sein könnten, so kann man sich diese vollständig anzeigen lassen. Die Suche kann natürlich auch mit mehreren Stichworten und/oder mehreren verschiedenen Datenbanken betrieben werden.
Ein nicht zu verachtender Pluspunkt ist der absolut einfache Aufbau einer eigenen WAIS-Datenbank. Als Basis dafür nimmt man im einfachsten Falle eine einzige Textdatei. Das im WAIS-Programmpaket enthaltene Tool 'waisindex' indiziert diese Textdatei und erzeugt die zur schnellen Suche benötigten Zusatzdateien. Damit ist diese Textdatei als Datenbank in WAIS verfügbar und ermöglicht nun die Suche nach bestimmten Stichworten. Das Tool 'waisindex' ist sehr leistungsfähig, es können z. B. mehrere Dokumente zu einer Datenbank zusammengefaßt werden, wobei die Dokumente verschiedene Formate haben dürfen und es können auch Bilder (GIF-Format) indiziert werden.
Um auf die vorbereiteten Datenbanken zugreifen zu können, benötigt man ein WAIS-Programm, einen WAIS-Clienten. Am Textterminal muß man sich leider mit 'waissearch' zufriedengeben. Wesentlich bedienungsfreundlicher ist die XWindow-Version 'xwais'. Die Bedienung geschieht weitest- gehend über die Maus, das Interface ist praktisch selbsterklärend.
Bei der Anzeige der gefundenen Dokumente, enthält jede Ergebniszeile die Überschrift des Dokumentes, seine Länge und einen 'Score', die relative Häufigkeit des gefundenen Stichwortes im Vergleich zur Größe des Dokumentes. Der höchste Score (1000) gibt an, daß dieses Dokument wohl am ehesten, dem Gesuchten nahe kommt. Ist die erste Auswahl von Dokumenten zu grob, so kann man die Verweise auf die interessanteren Artikel speichern und nur in diesen gezielt weitersuchen. Sollte es mal geschehen, daß kein Stichwort in einer der vorgegebenen Datenbanken zu finden ist, so gibt xwais zusätzlich zur Fehlermeldung noch eine Übersicht aller in den angegebenen Datenbanken vorhandenen Dokumente an.
Interessant wird es eigentlich erst, wenn man auf schon vorhandene Datenbanken zurückgreifen kann. Jeder, der eine eigene WAIS-Datenbank aufbaut, hat die Möglichkeit diese zu registrieren; damit bietet man anderen Benutzern seine Datenbank an. Das Verzeichnis aller Datenbanken nennt sich directory-of-servers.src und kann wie die anderen lokalen Datenbanken durchsucht werden. Sucht man in dieser Übersicht, so gibt er als Suchergebnisse komplette spezielle Datenbanken, die für den Benutzer interessant sein könnten. Diese sind dann genauso verfügbar, wie die eigenen.


2.9 Finger

Das finger-Kommando erlaubt es, Informationen über Benutzer zu erlangen, weshalb es aus Gründen des Datenschutzes oft auch gesperrt wird. Mit dem Kommando 'finger user@host' kann man sich über einen bestimmten Benutzer informieren. Die Ausgabe sieht beispielsweise folgendermaßen aus:

     Login: plate      Name: Juergen Plate
     Directory: /home/plate  Shell: /bin/sh
     No unread mail.
     On since Sun Nov 20 19:36 (MET) on ttyp3
     No Plan.

Die Informationen werden einigen Standarddateien des Rechners entnommen. Interessant ist die letze Zeile. Wer möchte, kann die Finger-Info um eigene Einträge ergänzen. Dazu müssen (bei Unix-Systemen) im eigenen Home-Directory die Dateien '.plan' und '.project' erstellt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, einen anderen Hostrechner 'anzufingern'. Beim Kommando wird dann der Benutzer weggelassen. Man erhält dann Information darüber, welche Benutzer eingelogt sind.


2.10 WWW (World Wide Web)

Diesen Dienst habe ich aus zwei Gründen bis zum Schluß aufgespart: er ist die jüngste Erfindung im Netz und er integriert viele der anderen Dienste. Man kann so fast alles mit nur einem Programm erledigen.
WWW wurde im CERN (dem Europäischen Kernforschungszentrum in Genf) erfunden und basiert auf einer Technologie namens Hypertext. Im Hypertext wird die Information so präsentiert, daß bestimmte (Schlüssel-) wörter eines Textes zu weiterer Information expandiert werden können. Für die Benutzer von MS-Windows ist das wie in den MS-Windows Help- Files vorzustellen. Die Definitionssprache für solche Hypertext-Dokumente ist recht einfach, die heißt HTML (HyperText Markup Language).
Das WWW ist aber nicht nur ein weiterer verbesserter Informationsservice wie Gopher, sondern auch der Versuch, die gesamte Information im Internet zusammenzufassen und über ein einziges Benutzerinterface zugänglich zu machen. Dazu existieren verschiedene Programme, 'Browser' genannt, die das WWW verfügbar machen. Die ausgewählten Wörter sind farblich hervorgehoben dargestellt und können per Mausklick expandiert werden. Damit beginnt die Reise durch das WWW. Auf dieser Reise begegnen Sie unter Umständen recht unterschiedlichen Quellen des Internet (FTP, News, Telnet, Gopher ...). WWW ist dabei aber höchst flexibel und kann Ihnen sowohl einen FTP-Server als auch einen Telnet-Zugang, einen News-Reader oder weiteres immer sehr komfortabel präsentieren, so daß es in naher Zukunft für viele Nutzer nur noch dieses einzige Tool geben wird, um im Internet zu recherchieren. Die einzelnen Informationsquellen werden durch URLs (Unified Resource Locators) bezeichnet, die den gewählten Dienst und die Datenquelle (Rechner und Datei) angeben (siehe unten).
'Mosaic', 'Netscape', 'Hot Java' sind Programme zum Zugriff auf das WWW mit grafischer Benutzeroberfläche. Wenn Sie das Programm starten, gelangen Sie automatisch in die 'Homepage' Ihres Systems (bzw. des Systems ihres Providers). Mit 'Homepage' wird normalerweise die Einstiegsseite eines WWW-Servers bezeichnet. Von dort aus können Sie einfach per Menüauswahl mit den Cursortasten auf weitere Informationsseiten wechseln. Durch Auswählen eines hervorgehobenen Menüpunkts kann man Informationsseiten eines beliebigen Internetrechners abrufen, wobei der Verbindungsaufbau automatisch erfolgt. Woher die Information kommt, kann im Browser angezeigt werden.
Wie kommt man zu interessanten Informationen? Es gibt drei Möglichkeiten:

  1. Durch Empfehlung von Bekannten (Es können auch Informationen aus den News sein). Jemand sagt also zu Ihnen: "Probiere mal dieses URL aus: http://www.fh- muenchen.de". Das tippen Sie ins Adressfenster von Mosaic oder Netscape, und schon landen Sie auf dem entsprechenden Computer, der Ihnen die gewünschte Information serviert.

  2. Durch Netsurfen. Sie starten einfach irgendwo. Klicken Sie auf eine der farbig hervorgehobenen Textstellen (das sind sogenannte 'Hot Links'), und Sie werden auf einem Server irgendwo in der grossen weiten Welt landen. Die Chance ist gross, dass diese Web-Seite weitere 'Hot Links' enthält und so werden Sie von von Australien bis Japan springen und dabei, so Gott will, ein paar interessante Dinge entdecken (und, falls Sie Ihr Datenvolumen bezahlen müssen, den nächsten Monat nicht mehr netsurfen).

  3. Durch Suchen. Ähnlich wie bei Gopher gibt es etliche Server, die mit Suchmaschinen einen Index vieler, vieler WWW-Server anlegen. In diesem Index kann man dann nach Stichworten suchen.

Oft hat man schon eine recht große Anzahl an Bildschirmen und WWW-Schritten hinter sich, bis man an der gewünschten Stelle oder interessanter Information angekommen ist. Um sich einen relativ langen oder umständlichen Weg bis zu dieser Stelle ein zweites Mal zu ersparen, kann man solche Stellen im WWW in der persönlichen 'Hotlist' eintragen.
Ein weiteres Merkmal des WWW ist die Schreiboption. Damit ist es möglich, Formulare, z. B. Bestellscheine von Bibliotheken oder Anmeldungen für Konferenzen, auszufüllen und abzuschicken. Diese Formulare werden dann von Programmen auf dem Server-Rechner bearbeitet und diese schicken dann die Antwort wieder als WWW-Dokument zurück.
Generell erfolgt die Umsetzung der in der Textdatei eingestreuten Hypertext-Befehle lokal, d. h. durch das WWW- Programm. Schriftarten, -größen und -farben können lokal nach eigenen Wünschen eingestellt werden. Zur Anzeige von Bildern und Wiedergabe von Tönen stützen sich viele WWW- Betrachter auf (ebenfalls lokale) externe Programme.

Was ist ein URL?

URL ist die Abkürzung für 'Uniform Resource Locator' und wird im Netz verwendet, um Informationen vollständig zu bezeichnen. Mit einem URL wird nicht nur eine Datei und das zugeörige Verzeichnis, sondern auch der Rechner festgehalten, auf dem sie zu finden ist. Nachdem es im Internet verschiedene Dienste (z. B. FTP, Gopher, WWW) und somit verschiedene Protokolle gibt, wird schließlich noch die Zugriffsmethode festgehalten. Die allgemeine Sytax eines URL lautet also:

     Protokoll://Rechneradresse:Port/Dateipfad/Dateiname
Ein URL besteht also aus vier Teilen, wobei nicht immer alle Teile aufgeführt werden müssen (meist ist z. B. keine Portangabe nötig). Beim Gopher-Protokoll wird statt Pfad- und Dateiname der Menütyp (01 fürs Startmenü) und ein Pfad angegeben.Das Protokoll gibt an, welcher Dienst genutzt werden soll, hier sind gebräuchlich:

Sie sehen, ein URL ist ein nützliches Instrument, um Informationsquellen im Netz eindeutig zu bezeichnen. Inzwischen wird die Form der URL-Schreibweise nicht nur in WWW-Dokumenten, sonder auch ganz allgemein verwendet, um auf eine Resource hinzuweisen.

2.11 Ping

Dieses Programm ist ein kleines Tool, mit dem man feststellen kann, ob ein ferner Rechner überhaupt erreichbar ist. Ping variiert bei den verschiedenen Systemen, aber mit dem einfachen Aufruf

  ping Rechnername
kann man den fernen Rechner 'anklingeln'. Je nach Programmversion erhält man nur die Meldung
  Rechnername is alive
wenn alles in Ordnung ist - oder eine der Fehlermeldungen 'no answer', 'unknown host' oder 'network unreachable'.
Bei anderen Versionen (oder durch Angabe des Parameters -s) erhält man für jedes Datenpaket eine Meldung. Das Kommando kann dann mit Ctrl-C abgebrochen werden, worauf eine Statistik ausgegeben und das Kommando beendet wird. Bei grafischen Benutzerschnittstellen erfolgt die Parameterangabe über Dialogfelder und nicht in der Kommandozeile.

2.12 Traceroute

Um festzustellen, welchen Weg die Datenpakete zu einem fernen Rechner nehmen und wie "gut" die Verbindung dorthin ist, kann man 'traceroute' einsetzen. Das Programm schickt UDP-Pakete mit unterschiedlicher "Lebensdauer" an einen unbenutzten Port und wertet so die Fehlermeldungen der einzelnen Router und Gateways aus. Dem Kommando wird wie bei Ping nur der Rechnername oder eine IP-Nummer als Parameter übergeben. Für jeden Gateway wird dann auf dem Bildschirm eine Zeile ausgegeben:

  Zähler Gateway-Name Gateway-IP-Nummer "round-trip"-Zeit (3 Werte)
Traceroute sendet jeweils drei Datenpakete. Wenn auf ein Paket keine Antwort erfolgt, wird ein Sternchen (*) ausgegeben. Ist ein Gateway nicht erreichbar, wird statt einer Zeitangabe '!N' (network unreachable) oder '!H' (host unreachable) ausgegeben. Man kann so feststellen, wo eine Verbindung unterbrochen ist, und auch, welchen Weg die Daten nehmen - wo also der Zielrechner in etwa steht. Bei grafischen Benutzerschnittstellen erfolgt die Parameterangabe über Dialogfelder und nicht in der Kommandozeile.

2.13 Whois

Dieser Dienst liefert Informationen über Netzteilnehmer, sofern sich diese bei einem Whois-Server haben registrieren lassen. Das kann man über ein Formular, netinfo/user-template.txt auf nic.ddn.mil, machen, das dann an registar@nic.ddn.mil geschickt wird). Das Kommando lautet:

  whois Namensangabe
wenn der voreingestellte Server verwendet wird. Mit Serverangabe lautet das Kommando:
  whois -h Serverrechner Namensangabe
Man erhält dann alle Angaben aus der Datenbank, die zur Namensangabe passen. Als Namensangabe kann entweder ein Userpseudonym (Login-Name) oder der "echte" Name, eventuell als 'Nachname, Vorname', angegeben werden. Bei grafischen Benutzerschnittstellen erfolgt die Parameterangabe über Dialogfelder und nicht in der Kommandozeile.
Durch die Namensangabe 'do Rechnerdomain' können Infos über die entsprechende Domain eingeholt werden. Ebenso kann man sich mit 'host Rechnername' über einzelne Computer oder mit 'net Netzwerknummer' über Netze informieren.
Fehlt das Whois-Kommando, eröffnet man eine Telnet-Verbindung zu nic.ddn.mil und gibt 'whois' nach dem @-Prompt ein. Auf den Prompt 'Whois:' hin kann man interaktive Anfragen absetzen (z. B. das 'help'-Kommando).


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