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2. Allgemeines

2.1 Wozu E-Mail?

E-Mail gehört zu den ältesten Nutzungsmöglichkeiten des Netzes. Als in den siebziger Jahren das amerikanische Verteidigungsministerium das Arpanet für die Nutzung durch die Universitäten freigab, damit brachliegende Rechenkapazitäten auch von entfernten Stellen genutzt werden konnten, stellte sich schnell heraus, daß sich vor allem die Möglichkeit der elektronischen Post großer Beliebtheit erfreute. Aus dieser Zeit stammt auch die erste Mailing-Liste - zum Thema Science Fiction Literatur.

Die Vorteile dieser Form der Nachrichtenübermittlung liegen auf der Hand. Ein Brief erreicht seinen Adressaten innerhalb kürzester Zeit. Je nach Entfernung und Netzlast braucht der Brief Sekunden, Minuten oder Stunden und das bis in den entferntesten vernetzten Winkel der Erde. Im Gegensatz zum Telefon handelt es sich hier um eine Form der Kommunikation, welche die Teilnehmer nicht zur gleichen Zeit bindet. Trotzdem kann die Korrespondenz, auf Grund der Geschwindigkeit mit der sie sich führen läßt, den Charakter eines Gesprächs annehmen. Hinzu kommt ein nicht zu unterschätzender Kostenvorteil: jeder Brief kostet höchstens die Telefoneinheiten, die es dauert, ihn zum lokalen Provider zu übertragen.

Zu diesen Vorteilen gesellen sich weitere Möglichkeiten der Nutzung: per E-Mail lassen sich Datenbanken abfragen, Web-Seiten können bestellt oder Dateien von FTP-Servern geholt werden. Selbst an den Diskussionen von Nachrichtengruppen läßt sich über E-Mail teilnehmen. Eine andere Form der Nutzung stellt die Teilnahme an Mailing-Listen dar, die es zu allen glaublichen und unglaublichen Themen zu hunderten auf dem Netz gibt.

2.2 Wie funktioniert die elektronische Post?

Die elektronische Post kann analog der herkömmlichen betrachtet werden: der Brief besteht aus einem Umschlag: den Kopfzeilen, und dem Inhalt: dem Text. Statt der üblichen Adressierungsweise Name, Straße, Stadt, Land folgt die E-Mail-Adresse allerdings einer anderen Konvention: name@rechner.subdomain.domain. Eine Adresse könnte z. B. so aussehen: haensel@hexenhaus.fitug.de. Der Empfänger, an den der Brief gerichtet ist, heißt in diesem Falle haensel. Er soll auf dem Rechner Hexenhaus in der Subdomain Finsterwald, die Teil der Domain de (für Deutschland) ist, erreichbar sein. Noch einmal: die Adresse setzt sich zusammen aus der Domain (einem Bereich) der Subdomain (einem Unterbereich innerhalb der Domain) dem Rechner, der Haensels Postfach beherbergt und dem Adressaten selbst. Das verschlungene a (oft auch als Klammeraffe bezeichnet) zwischen Haensel und Finsterwald wird gemeinhin als das englische "at" (bei) ausgesprochen. (Angeblich soll der Name dieses Zeichens maßgebend für seine Auswahl bei der Adressierung gewesen sein, aber das gehört zu den ungelösten Fragen der Netzkultur.) Mit dem Abschicken des Textes wird der Brief quasi in den Briefkasten geworfen und der Rest kann der "Post" überlassen werden. Bei der Ankunft auf dem Zielrechner wird der Brief dem lokalen Zusteller übergeben, der ihn in das richtige Postfach sortiert. Je nach Betriebssystem wird der Empfänger dann vom Eintreffen des Briefes benachrichtigt und kann ihn mittels eines Post-Programms lesen und beantworten.

Es sollte beachtet werden, daß Rechner wenig fehlertolerant sind. Während sich die herkömmliche Post bemüht, auch falsch adressierte Briefe zuzustellen, sorgt ein Tippfehler in der Adresse dafür, daß ein Brief als nicht zustellbar zurückkehrt (der englische Jargon spricht in diesem Fall von "bounce mail").

Diese Analogien zur "snail-mail" (Schneckenpost) - unter dieser Bezeichnung firmiert die normale Post im Netz - treffen es nicht ganz: Einen modularen Aufbau der Programme vorausgesetzt, stellt das Post-Programm eigentlich nichts weiter dar als einen Kopfzeilen-Generator. Der Text kann je nach Vorliebe mit einem bestimmten Editor erstellt werden, den das Post-Programm mit den entsprechenden Kopfzeilen versieht. Das Programm (oft auch als MUA, Mail User Agent, bezeichnet) reicht dann den fertigen Brief an ein anderes Programm, den MTA (Mail Transport Agent), weiter. Der MTA übernimmt den Transport zum Zielrechner. Letztlich ist das technische Funktionsprinzip von E-Mail simpel: eine Datei wird in eine andere Datei kopiert. Dabei kann die Zieldatei auf einem anderen Rechner liegen.

2.3 Exkurs: Domains statt Postleitzahlen

Am Anfang war das Internet flach. Solange das Netz einigermaßen überschaubar blieb, kannte jeder Rechner jeden anderen im Netz. Der Adreßraum war horizontal geordnet, ungefähr so, als begänne jede Postleitzahl in Deutschland mit 1. Mit der rasant wachsenden Zahl von vernetzten Rechnern wurde es jedoch bald notwendig verschiedene Ebenen einzuziehen. Da das Internet zu jener Zeit noch vorwiegend eine nationale Angelegenheit der USA war, wurde die Strukturierung nach dem Benutzerspektrum in den USA vorgenommen:

Auf der Ebene der Postleitzahlen entspräche dies der Einführung der Anfangsziffern 1 - 6.

Mit der zunehmenden Internationalisierung des Netzes wurde die Entscheidung getroffen diesen sogenannten Toplevel-Domains weitere hinzuzufügen. Zurückgegriffen wurde hier auf den geographischen Bereich, und die einzelnen Länder wurden anhand ihrer ISO-Kürzel (International Standards Organization) kenntlich gemacht. Der Kompaßrose im Uhrzeigersinn folgend ergibt sich z. B. für die Nachbarländer der Bundesrepublik:

Eine vollständige Liste der nationalen Toplevel-Domains enthält das Posting Country-Codes, welches regelmäßig in der Nachrichtengruppe news.answers erscheint.

Innerhalb dieser Bereiche können dann weitere Ebenen eingerichtet werden. Mit dem Kürzel ".ac.uk" sind z. B. die akademischen Einrichtungen in Großbritannien gekennzeichnet.


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