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4. Software

Der einfachste Weg, die Funktionsweise der elektronischen Post zu erkunden, besteht darin, sie auszuprobieren. Im Normalfall sollte es für den Test genügen, ein E-Mail-Programm mit der eigenen Adresse als Parameter aufzurufen. Nur steht der scheinbaren Einfachheit hier, wie überall sonst im Bereich der Computertechnik, die Vielfalt der Betriebssysteme und der zugehörigen Software entgegen. Daher ein kurzer Exkurs in die Eigenheiten ausgewählter Programme, geordnet nach den Betriebssystemen. Dieses Vorgehen setzt allerdings eine funktionierende Anbindung an das Netz - online oder offline - voraus.

4.1 Online oder Offline?

Für den Zugriff auf das Netz spielt in der Regel auch die Erwägung der Telefonkosten eine Rolle. Statt die Post online - bei stehender Verbindung - zu erledigen, bietet sich in vielen Fällen auch die Möglichkeit, die Post erst auf den eigenen Rechner zu transferieren, die Verbindung zu beenden und dann die eingegangenen Briefe zu bearbeiten (offline). Das dahinter stehende Funktionsprinzip nennt sich "store-and-forward": die Post wird auf einem versorgenden Rechner gesammelt und erst auf Anfrage abgeliefert. Je nach Betriebssystem ergeben sich verschiedene Möglichkeiten.

Unter Unix bietet sich die Benutzung von UUCP an. UUCP steht für Unix-to-Unix-copy und dient ganz allgemein dem unbeaufsichtigten Kopieren von Dateien von einem System zum anderen. Im Zusammenspiel mit der Möglichkeit, bestimmte Aufgaben zu bestimmten Zeiten automatisiert erledigen zu lassen, können die Verbindungskosten in Grenzen gehalten werden. Bei einer UUCP-Anbindung sammelt der versorgende Rechner (feed) die eingehende Post (unter Umständen auch die Nachrichten) und übermittelt diese beim Anruf als einzelne Dateien. Zusammen mit den Dateien erhält das empfangende System Aufträge, wie es diese im einzelnen zu behandeln hat (als Post oder als Nachrichten). Je nach Auftrag werden dann die übermittelten Dateien den Post- oder den Nachrichtenprogrammen zur Verfügung gestellt.

Eine speziellere Lösung für die Erledigung der Post bietet das sogenannte "Post Office Protocol" (POP). Es wird z. B. von den Programmen "Eudora" und "Pegasus" (DOS, MS-Windows, Macintosh), aber auch von der Emacs-Erweiterung "vm", oder den Programmen "popclient" und "mh" (Unix) unterstützt. Während der Verbindung zum versorgenden Rechner leeren diese Programme das dortige Postfach und transferieren die Briefe auf den eigenen Rechner. Danach können die Briefe lokal bearbeitet werden.

Etwas variabler arbeiten jene Programme, die das "Internet Message Access Protocol" (IMAP) unterstützen. "ECS" für MS-Windows oder "pine" (Unix, DOS, MS-Windows) erlauben es, sowohl online als auch offline die Post zu bearbeiten: statt alle Briefe aus dem Postfach auf den eigenen Rechner zu transferieren, ist hier eine Auswahl gestattet.

4.2 Unix

Das einfachste Programm unter Unix heißt schlicht und ergreifend "mail". Da es jedoch so unkompliziert arbeitet, daß es schon wieder kryptisch wirkt, sollen nur die Programme "elm" und "pine" vorgestellt werden. "mail" hat trotzdem noch seine Existenzberechtigung. In Kommandoprozeduren (in UNIX "shellskript" genannt, bei DOS hieße etwas Vergleichbares "Batch-Datei") kann mittels "mail" sehr einfach automatisch Post erzeugt und versendet werden.

Unter Unix wimmelt es nur so von Programmen, mit denen sich die elektronische Post erledigen läßt. Angefangen beim Universal-Programm emacs, das natürlich gleich mehrere Benutzungsmöglichkeiten bereitstellt, bis zu xmh. Die hier vorgestellten stammen noch aus der Zeit der Textterminals, es gibt aber auch solche, die speziell auf die graphische Oberfläche X-Windows abgestimmt sind. Ein Blick in das Archiv des nächsten FTP-Servers sollte die Qual der Wahl eröffnen. Eine Übersicht über gängige Post-Programme unter Unix enthält der Frage-Antwort-Katalog "UNIX Email Software Survey FAQ"-Teil 2, der regelmäßig in der Nachrichtengruppe news.answers erscheint.

Die Post-Programme unter Unix benutzen eine Sprachregelung, die zu beachten ist: im Allgemeinen wird unterschieden zwischen der Datei, in die ankommende Briefe einsortiert werden (die Inbox, die Mailbox), also dem Briefkasten, und den Dateien, in denen Briefe gespeichert werden. Das geschieht in sogenannten "Foldern". Gemeint ist mit diesem Begriff eine Datei, an die bei der Sicherung eines Briefes, dieser angehängt wird. Die ganze Korrespondenz etwa mit Emily Postnews könnte in einer Datei namens Emily.Postnews abgespeichert werden. Die einzelnen Post-Programme legen diese Dateien in einem Mailbox-Format an, so daß mit dem Öffnen eines solchen Folders die gleichen Navigationsmöglichkeiten gegeben sind, wie bei neu eintreffender Post. Es ist zu beachten, daß die Folder je nach Programm unterschiedliche Formate haben können: nicht jedes Programm kann die Folder lesen, die von einem anderen angelegt wurden.

Hier werden im Folgenden nur die Programme elm und pine vorgestellt, um eine grundlegende Idee von ihrem Funktionieren zu geben. Weitere Manipulationsmöglichkeiten werden ohne Rücksicht auf die Software im Kapitel Header-Zeilen ( Header-Zeilen) vorgestellt.

elm

elm steht für electronic mail. Die einfachste Art, das Programm zu benutzen, besteht darin, auf der Kommandozeile schlicht "elm" einzugeben. Sollte elm das erste Mal gestartet werden, fragt das Programm, ob es das Verzeichnis Mail anlegen soll. Es ist sinnvoll mit y für yes zu antworten. Daraufhin putzt das Programm den Bildschirm und gibt oben den Ort des Postfachs und die Anzahl der Briefe darin bekannt. Unten finden sich drei Zeilen, welche einige Kommandos erläutern. Darunter wartet der Cursor hinter der Aufforderung Command:. Die Eingabe eines Fragezeichens führt zu weiteren Erläuterungen. Mittels o gelangen wir in das Menü der Optionen. Hier sollten wir über e die Angabe E)ditor (primary) der eigenen Vorliebe anpassen. Mit enter müssen wir Eingabe bestätigen und anschließend sollten wir die Optionen mittels > sichern. Geschieht dies nicht, ist nicht vorhersagbar, welcher Editor gestartet wird und das kann zur Qual werden. Zurück zum Index geht es mit i.

Jetzt geben wir auf die Aufforderung Command: m ein. elm antwortet mit der Frage nach der Adresse Send the message to:. Wir verwenden der Einfachheit halber die eigene. Als nächstes erfolgt die Frage nach dem Thema Subject of message:. Die Eingabe test genügt vollauf. Die Frage, wer Kopien dieses Briefes erhalten soll (Copies to:) kann mit der Enter-Taste beantwortet werden. elm ruft hierauf den Editor auf, und wir können den Text eingeben. Mit Verlassen des Editors fragt elm e)dit message, edit h)eaders, s)end it, or f)orget it. Wir schicken den Brief mit s für "send" auf die Reise und elm springt zurück in den Index. Das Programm kann mit q für "quit" verlassen werden.

Ein erneuter Aufruf von elm zeigt uns jetzt auf der Index-Seite

  N  1   Jan 25 Mein Name   (20)   test 

N zeigt den Status des Briefes, hier New (Neu); 1die interne Nummer des Briefes; Jan 25 das Datum; den Absender; in Klammern die Anzahl der Zeilen, die der Brief umfaßt; und schließlich das Thema. über die Enter-Taste kann der Brief angezeigt werden. Die bereits angesprochenen Kopfzeilen - der Briefumschlag - sind jetzt, je nach Einstellung, mehr oder weniger zu sehen. Mittels i geht es zurück zum Index.

Der Brief kann jetzt über r für "reply" (antworten) beantwortet werden. elm startet erneut den Editor und zitiert den zu beantwortenden Brief eingerückt, wobei am Zeilenanfang zur Markierung ein > eingesetzt wird. Die Adresse hat das Programm automatisch aus dem eingegangenen Brief übernommen.

Innerhalb des Index können einzelne Briefe mit den Cursor-Tasten angesteuert werden, wenn das Terminal VT100 emuliert. Ansonsten kann die Nummer eines Briefes angegeben werden und der Balken bewegt sich zu dem entsprechenden Eintrag.

Mit s für "save" (sichern) kann der Brief unterhalb des Balkens in eine andere Datei kopiert werden. Dabei schlägt das Programm einen Namen für die Datei vor, in welcher der Brief gesichert werden kann; das =-Zeichen vor dem Namen entspricht dabei dem Verzeichnis "Mail". elm markiert den gesicherten Brief mit einem D, für "Delete", und wird beim Verlassen vorschlagen, ihn aus der Mailbox zu löschen.

Mit d für "delete" (löschen) können Briefe zum löschen markiert werden. elm fragt dann beim Verlassen, ob die markierten Briefe in der Mailbox gelöscht werden sollen.

Anpassung von elm

elm kann mit Umlauten arbeiten, wenn bestimmte Variablen gesetzt werden. elm fragt beim Start die Umgebungsvariable EDITOR ab. Da auch andere Programme diese Variable benutzen, ist es geraten, hier den bevorzugten Editor zu definieren. Der aktuelle Wert kann mit echo $EDITOR abgefragt werden. Am sinnvollsten sollte diese Variable in der Datei ".profile" auf System V- oder ".login" auf Berkeley-Systemen gesetzt werden (bzw. - bezogen auf die jeweils verwendete shell - sh, ksh, bash sowie csh und tcsh). Unter System V lautet der Eintrag "EDITOR=Name; export EDITOR. Unter Berkeley-Unix setenv EDITOR Name. (Anmerkung: Dateien mit einem Punkt vor dem Namen gelten als versteckt. Ihre Anzeige kann mit ls -a erfolgen.)

Die Anpassung der Informationen in den Kopfzeilen des Briefes muß in der Datei elmrc im Verzeichnis .elm vorgenommen werden. Folgende Variablen sind dort zu definieren:

charset = iso-8859-1 
textencoding = 8bit 
displaycharset = iso-8859-1 
Die ersten beiden Variablen gelten für abgehende Briefe, während die dritte sich auf das interne Darstellungsprogramm bezieht. Wenn diese Variable gesetzt wird, kann die Chance einer korrekten Darstellung auch von Zeichen, die nicht den 128 des Ascii-Alphabets entsprechen, erhöht werden. In dieser Datei können noch weitere Optionen gesetzt werden. Wichtig wäre hier sicherlich noch die Option pager. Wenn das interne Programm, mit dem elm einen Brief darstellt, nicht 8bit-clean ist, kann hier ein entsprechender "Pager", etwa "less", eingetragen werden.

Zu elm gibt es eine kurze Handbuchseite, die über man elm erreichbar sein sollte. Weiterhin gibt es zu elm eine ausführliche Dokumentation, die mit dem Source-Code kommt. Diese sollte unter "/usr/doc/elm-Version" zu finden sein. In beiden Fällen liegen sie in englisch vor.

pine

pine steht für "Program for Internet News and Email". Die Funktionalität als newsreader soll hier unter den Tisch fallen. Wird pine zum ersten Mal gestartet, legt es ein Unterverzeichnis "mail" an. (pine wird alle eventuell angelegten Folder in diesem Verzeichnis suchen.) Daraufhin erscheint auf dem Bildschirm ein einführender Text, und am unteren Ende fragt das Programm, ob es einen Brief mit dem Namen "Secrets of pine" bestellen soll. Diese Frage kann ruhig mit y für yes beantwortet werden. (Die Antwort schadet zumindest nicht: ihr Inhalt kann weiterhelfen, wenn die ersten Schritte mit dem Programm getan sind.) Daraufhin sendet pine den ersten elektronischen Brief nach Seattle. Im Anschluß erscheint das Hauptmenü von pine:

 PINE 3.91   MAIN MENU                           Folder: INBOX  2 Messages


       ?     HELP               -  Get help using Pine

       C     COMPOSE MESSAGE    -  Compose and send a message

       I     FOLDER INDEX       -  View messages in current folder

       L     FOLDER LIST        -  Select a folder to view

       A     ADDRESS BOOK       -  Update address book

       S     SETUP              -  Configure or update Pine

       Q     QUIT               -  Exit the Pine program


   Copyright 1989-1994.  PINE is a trademark of the University of Washington.
                              [Folder "INBOX" opened with 2 messages]
? Help                          P PrevCmd                       R RelNotes
O OTHER CMDS    L [ListFldrs]   N NextCmd                       K KBLock

Rechts oben wird der Status des Briefkastens angezeigt. Die "Inbox" enthält in diesem Beispiel zwei Briefe. Darunter listet das Programm die zur Verfügung stehenden Kommandos auf. Die Großschreibung der einzelnen Buchstaben braucht nicht beachtet zu werden. In den unteren zwei Zeilen zeigt pine stets, welche Kommandos zur Verfügung stehen. Mit i kann die Inhaltsangabe des ausgewählten Folders angezeigt werden; mit l kann der Folder gewechselt werden; mit a wird das Adreßbuch aufgerufen; mit s erscheint das Menü der einstellbaren Optionen und mit q kann das Programm verlassen werden. Mit o verändern sich die unteren zwei Zeilen und pine bietet weitere Kommandos an.

Mit c ruft pine den einfach zu bedienenden Editor pico auf und zeigt folgendes auf dem Schirm:

  PINE 3.91   COMPOSE MESSAGE                        Folder: INBOX  2 Messages

To      :
Cc      :
Attchmnt:
Subject :
----- Message Text -----


--
 Hänsel Hungerleider                  haensel@hexenhaus.fitug.de
 



^G Get Help  ^X Send      ^R Rich Hdr  ^Y PrvPg/Top  ^K Cut Line   ^O Postpone
^C Cancel    ^D Del Char  ^J Attach    ^V NxtPg/End  ^U UnDel Line ^T To AddrBk

Automatisch hat das Programm den Inhalt der Datei ".signature" bereits an das Ende des Textbereichs gehängt. Der Cursor wird automatisch hinter To: positioniert. Hier wird die Adresse eingegeben und nach Betätigung der Enter-Taste springt das Programm in das nächste Feld Cc:. An dieser Stelle können weitere Adressen eingegeben werden, die den Brief ebenfalls erhalten sollen. Soll das Feld leerbleiben, braucht nur die Enter-Taste betätigt zu werden. Unter Attchmnt: kann eine Datei angegeben werden, die mit diesem Brief verschickt werden soll. (Diese wird automatisch mit einem base64 genannten Verfahren codiert, welches den unbeschadeten Transport sicherstellen soll.) Unter Subject: sollte der Brief einen Betreff erhalten; es erleichtert dem Empfänger die Einordnung. Nach abschließendem Betätigen der Entertaste springt der Cursor in den Textbereich, und es kann mit dem Schreiben des Briefes begonnen werden.

In den unteren zwei Zeilen zeigt diesmal der Editor, welche Kommandos zur Verfügung stehen. Das Vorangestellte ˆ weist daraufhin, daß mit dem eigentlichen Buchstaben die Taste Ctrl oder Strg zu drücken ist. Mit dem Sprung von den Kopfzeilen in den Textbereich stehen dann zum Teil andere Kommandos zur Verfügung. Die Tastenkombination Ctrl und x schickt den Brief ab. pine wird fragen ob es die Datei sent-mail anlegen soll. In diese Datei im Verzeichnis mail wird pine alle abgehenden Briefe kopieren. Danach springt pine wieder in das Hauptmenü.

Anpassung von pine

Auch pine kann dazu gebracht werden, mit Umlauten zu arbeiten. Im Hauptmenü des Programms steht das Kommando s zur Verfügung. Wird die Frage danach, welcher Bereich konfiguriert werden soll, mit c beantwortet, erscheint eine ganze Latte von einstellbaren Optionen. Zu jeder einzelnen kann mit dem Fragezeichen eine kurze Erläuterung abgerufen werden. Unter den letzten Optionen findet sich character-set. Hier kann ISO-8859-1 eingetragen werden. Auf diese Weise kann die Chance einer korrekten Darstellung auch von Zeichen, die nicht den 128 des Ascii-Alphabets entsprechen, erhöht werden. Die anderen angesprochenen Optionen - MIME Version und Content-Transfer-Encoding - werden von pine automatisch gesetzt: pine geht konform mit dem MIME-Standard. Über das Menü wird die Datei ".pinerc" im eigenen Verzeichnis geändert. Die Optionen werden sofort wirksam.

Sowohl zu pine als auch zu dem Editor pico gibt es eine Handbuchseite die über man pine bzw. man pico erreichbar ist. Dem Programm liegt in der Regel auch eine ausführlichere Dokumentation auf englisch bei. Wenn der Systemadministrator freundlich war, sollte diese im Verzeichnis "/usr/doc/pine-Version" zu finden sein.

4.3 Windows (todo)

4.4 OS/2 (todo)

4.5 Betriebssystemunabhängig (todo)

netscape (todo)


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