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6. Weitere Anwendungsmöglichkeiten

Fast alle Internet-Dienste können auch per E-Mail genutzt werden. Für eine ausführliche, aktuelle englische Anleitung sollte ein Brief an "mailbase@mailbase.ac.uk" mit dem Text send lis-iis e-access-inet.txt geschickt werden. Das Feld Betreff kann freibleiben. Die deutsche Übersetzung einer älteren Version dieser Anleitung kann mit dem Betreff: send accmail.de bei "BobRankin@mhv.net" bestellt werden. Die Antwort besteht in dem Frage-Antwort-Katalog "Accessing the Internet by E-Mail FAQ", der regelmäßig auch in der Nachrichtengruppe news.answers erscheint.

Die Nutzung des Netzes über E-Mail stellt eine Kompromißlösung für diejenigen dar, die über keinen direkten Zugang zum Netz verfügen. Das scheinen immerhin so viele Benutzer zu sein, daß die entsprechenden Dienste leider chronisch überlastet sind.

6.1 FTP

FTP steht für File Transfer Protocol und dient dazu, Dateien von einem Rechner auf dem Netz zu einem anderen zu transportieren. Die Kommandos für das Übertragen einer Datei gleichen denen, die bei der Benutzung von FTP zu verwenden sind. Grundsätzlich sind alle FTP-Server, die anonymous-ftp erlauben (d.h. man braucht keine spezielle Benutzerkennung) über ftpmail erreichbar. Eine Liste der FTP-Server in Deutschland, die anonymous-ftp gestatten, erscheint regelmäßig in de.etc.lists.

Folgende Adressen bieten FTP per E-Mail:

Ein Brief mit dem Text help an eine dieser Adressen erwirkt eine Antwort mit der Bedienungsanleitung. Die wichtigsten Kommandos: open, dir, cd, binary, get, quit stehen jedoch überall zur Verfügung.

Wir schicken also einen Brief an ftpmail@ftp.uni-stuttgart.de. Im Text schreiben wir in der ersten Zeile open ftp.fu-berlin.de. Damit wird der Stuttgarter Rechner versuchen, eine Verbindung zu einem Computer in Berlin aufzubauen. In der zweiten Zeile schreiben wir cd /pub/doc/rfc um in das angegebene Verzeichnis zu wechseln; denn grundsätzlich sind FTP-Server genauso organisiert wie jeder andere Unix-Rechner: die Dateien sind in Verzeichnissen in einer Baumstruktur angeordnet. Da die rfc-Dateien nicht im 7bit-Format vorliegen sondern komprimiert sind, muß vor der Übertragung der Transfermodus umgeschaltet werden. Wir schreiben daher in die dritte Zeile unseres Briefes binary. Nun kann man die eigentliche Datei anfordern. In der vierten Zeile schreiben wir also get rfc821.gz. Damit ist der Auftrag beendet und wir schreiben quit in die letzte Zeile. Der Übersichtlichkeit halber der Text des Briefes noch einmal:

 
  open ftp.fu-berlin.de 
  cd /pub/doc/rfc 
  binary 
  get rfc821.gz 
  quit 
Je nach Auslastung des ftpmail-Rechners in Stuttgart - und der ist in der Regel sehr gut ausgelastet - erhalten wir Stunden oder Tage später die Antwort mit der angeforderten Datei (in diesem Fall den Request for Comment Nr. 821, der den quasi-Standard für SMTP festlegt.). So weit, so akademisch. Woher sollen wir wissen, an welcher Stelle welche Datei zu finden ist? Theoretisch könnten wir uns von Brief zu Brief vortasten, indem wir uns immmer wieder eine Übersicht über ein Verzeichnis schicken lassen:
  open ftp.fu-berlin.de 
  cd /pub 
  dir 
  quit

Wir könnten statt dessen auch eine Übersicht über alle Dateien des Servers ordern, aber das stellt eine unnötige Belastung des Netzes dar. Um herauszufinden, wo eine Datei liegt, bietet sich archie (s. Abschnitt archie) an.

Noch ein Wort zur Übertragung: es sollte in den seltensten Fällen notwendig sein, Dateien aus einem Archiv in den Vereinigten Staaten zu besorgen. Viele Software-Pakete finden sich auf deutschen Spiegeln (mirrors), d.h. bestimmte FTP-Server in Deutschland haben es sich zur Aufgabe gemacht, automatisch den gleichen Archiv-Stand zu halten, wie er jenseits des Atlantiks existiert. Die Benutzung der großen Menge an deutschen FTP-Servern spart sowohl Zeit als auch Nerven.

6.2 archie

archie behält die Übersicht über die Dateien sämtlicher Anonymous-FTP-Server. archie - abgeleitet von archive - ist dann von Nutzen, wenn der Name einer Datei zumindest ansatzweise bekannt ist, aber nicht der Ort, an dem sie zu finden ist. Folgende Adressen stehen zur Verfügung:

Ein Brief an "archie@archie.th-darmstadt.de" mit dem einzeiligen Text find Dateiname ergibt eine Liste von FTP-Servern, auf denen die gesuchte Datei zu finden ist. Wer sich nicht sicher ist, wie der vollständige Name der gesuchten Datei lautet, kann über den Befehl set search sub archie anweisen, den übermittelten Dateinamen auch als Teil einer längeren Zeichenkette zu suchen. Mit dem Kommando set match_domain de kann die Suche auf den Bereich der Domain Deutschland begrenzt werden. Ebenfalls sinnvoll kann die zahlenmäßige Begrenzung der übermittelten Fundstellen sein. Mit set maxhits 20 werden nur die ersten 20 Übereinstimmungen gemeldet. Weitere Hinweise zur Benutzung liefert archie selber, wenn der Text aus einem simplen help besteht (Der Betreff kann freibleiben).

Beispiel: Folgender Text an "archie@archie.th-darmstadt.de"

 
  set search sub
  set maxhits 3
  set match_domain de
  find konvers-9

liefert dieses Ergebnis:

 
Host rzbsdi01.uni-trier.de    (136.199.8.81)
Last updated 19:50 25 Jan 1996

    Location: /pub/info/Docs/charsets
      FILE    -rw-r--r--   47904 bytes  22:00  5 May 1995  konvers-910.tar.gz
      FILE    -rw-r--r--   50114 bytes  22:00  9 May 1995  konvers-911.tar.gz

(Anmerkung: bei konvers handelt es sich um ein Lisp-Programm für den Emacs, das Konvertierungen von MIME nach ISO usw. vornimmt.)

Mit diesem Ergebnis kann analog zum Beispiel im Kapitel FTP die Datei über eine ftpmail-Adresse bestellt werden.

6.3 WWW

Die Hinweise auf WWW-Adressen im Netz häufen sich. Mit diesen Hinweisen steigt gleichzeitig die Staugefahr auf der Datenautobahn. Statt die Telefonkosten mit einer Online-Verbindung zum Provider in die Höhe zu treiben, kann probiert werden, die Web-Seiten über E-Mail zu bestellen. Hierfür steht die Software agora zur Verfügung. (agora ist ein altgriechisches Wort für den Markt- bzw. politischen Versammlungsplatz der Stadt. Die Hoffnungen auf eine Demokratisierung der Gesellschaft mittels der Technik, die allen alles Wissen verfügbar machen soll, spiegelt sich hier wieder.) Derzeit steht nur eine Adresse für diesen Dienst zur Verfügung:

Eine Web-Adresse in der Form "http://www.w3.org" wird als url (uniform resource locator, etwa: einheitlicher Quellenverweis) bezeichnet. Ein Brief an agora@www.undp.org mit dem Text send <url> wird mit der Web-Seite beantwortet, welche durch die url bezeichnet wird. Auf die Aufforderung

send http://www.w3.org

schickt agora also die Eingangsseite des W3-Projekts.

Nach Empfang des Briefes kann dieser in das Browser-Programm (to browse = stöbern) geladen werden. Dafür sollten eventuell die Kopfzeilen entfernt, und der Brief mit der Endung ".html" oder ".htm" abgespeichert werden.

Auf einen Brief mit dem Text help - der Betreff kann freibleiben - antwortet das Programm mit einer Bedienungsanleitung.


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