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Re: [FYI] Jugendschutz: Filterprogramme bringen es nicht



On Thu, Jan 06, 2000 at 05:13:22PM +0100,
	Rigo Wenning wrote:
> Ich habe keine Zeit, mich mit jedem einzelnen Detail 
> auseinanderzusetzen, deshalb einfach ein Rundumschlag.
> 
> Holger: Der Wertekanon, warum wir das hier ueberhaupt 
> diskutieren heisst StGB und Jugendschutzgesetz. Wenn 

NAK.
Das ist Deine persoenliche Meinung als Jurist. Als
Kleriker wuerde ich ebenso die ewige Unfehlbarkeit 
des Papstes als Kanon ansehen. Worum es mir geht, ist
die Wandelbarkeit eines solchen Kanon aufgrund
gesellschaftlicher Veraenderungen. An dieser Stelle
ist Recht faktisch so unwandelbar und apodiktisch wie
ein religioeses Glaubensbekenntnis. Es wird lediglich
auf die bestehenden Regelungen weiter aufgetuermt -
wenn irgendwo eine Gesetzesluecke auftritt, wird ein
weiterer Klotz in Form eines neuen Gesetzes hinzu-
gepackt. Solches Jura-Jenga ging solange gut, solange
man sich in einem abgeschlossenen Rechtsraum mit halbwegs
aehnlichen sich ueber Jahrhunderte entwickelten kulturellen
Vorstellungen befindet. Dieser Rechtsraum ist den Juristen
mittlerweile unter ihrem Arsch weggezogen worden - sie
sitzen mit dem nackten Po eigentlich in der Luft, aber 
haben es noch nicht wahrhaben wollen, und machen derweil
business-as-usual.

> wir einen anderen Wertekanon wollen, muessen wir eine 
> Partei gruenden oder Abgeordnete dafuer gewinnen.

Zu eindimensional gedacht.

> Das Totschweigen, was hier so herrlich angeprangert 
> wird, ist in der bisherigen Welt durch eine Politik 
> der "hohen Mauern" gesichert. Das ist seit '68 konsens.

Eine Ewigkeit her.

> Wenn man von aussen in einen Sex-Shop reinsehen kann, 
> dann macht der Sex-Shop-Betreiber sich strafbar wegen 
> Verbreitung von Pornographie. Versuch das mal im Internet
> umzusetzen. 
> Die Politik hat schon zurückgesteckt und begnügt sich mit 
> relativ doofen Filtern.
> 
> Das die Filter schlecht sind, bedeutet nicht, dass wir 
> a. Das Netz ganz zu machen oder
> b. Den Jugendschutz über Bord werfen

Jugendschutz ist, wie bereits erwaehnt, eine puritanische
Neukonstruktion durch einen Wandel des Bildes des Kindes.
Wer einerseits Jugendschutz propagiert, muss andererseits
auch das Dilemma der Jugendkriminalitaet aufloesen. Wie
erwaehnt: Jura-Jenga.

> Warum es nicht geht und was nicht geht, hat Kristian 
> immer wieder dargetan, in langen Artikeln.

Du versuchst jetzt zu filtern, um eine Debatte zu zerschlagen,
die erst gerade in Gang kommt.
Good bye.

> So werden wir noch eine ganze Weile weitermachen, umrahmt 
> von bombastischen Konferenzen á la Bertelsmann in München.

Dieses Schiff ist unsinkbar. Man hoert doch noch die Musik.
Eisberge gibts hier nicht. Lasst uns tanzen.

Holger

-- 
"Well, from what I've read, scientific studies show men tend to be better at
dealing with visual concepts, while women are better at complex linguistic
communication." - "You mean..." - "Men are from MACs, women are from VMS"
	Erwin the AI, www.userfriendly.org