[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [FYI] Jugendschutz: Filterprogramme bringen es nicht





Hallo Holger,

On 07.01.2000 to subject "Re: [FYI] Jugendschutz: Filterprogramme bringen
es nicht", you wrote:

>Die Crux ist, dass wir einen
>individuellen Filter fuer jeden einzelnen der 80 Millionen Deutschen
>brauchen - und den haben wir bereits in Form unserer eigenen individuellen
>Werte im Kopf. Dann brauche ich niemanden, der mir ein Sammelsurium an
>Filterkriterien aufzwingen will.

Ich auch nicht, aber diejenigen, die meinen, in unserem Namen sprechen zu
müssen und diejenigen die meinen, das übernehmen zu müssen, was für
sie entschieden wird werden anderer Aufassung sein.
Wie Du mir in einem anderen Zusammenhang mal gesagt hast: Es kommt nicht
auf Dich, mich oder andere Listlinge an, sondern auf unreflektierte
Meinungsmache in den Medien und das Stimmvieh auf der anderen Seite -
leider.

>> Den gesamten Wertekanon einer Gemeinschaft oder Mehrheit dabei
>> widerspiegeln zu wollen, ist zwar der Anspruch der Filtervertreter, aber
>> nicht realistisch, es wird immer nur Bruchstück sein und wäre schon
>
>Es werden 80 Millionen Bruchstuecke sein, und die Schnittmenge ist leer.

Nun ja, wenn aber eine diffuse Allgemeinheit akzeptiert, dass eine Gruppe
von Stellvertretern in ihrem Namen Recht setzen darf, Verhaltenskodizees
festlegt usw. und darin (stillschweigend) übereinstimmt, dass diese Menge
an Recht usw. den Durchschnitt an gemeinsam geteilten Wertevorstellungen
wiederspiegelt, dann ergibt sich schon eine Durchschnittsschnittmenge, die
Filtervertreter als Legitimation und Inhaltsbasis verwenden.

>> Das stimmt, soll eine Filterung wirklich effektiv wirken, wären
erheblich
>> mehr technische Mittel und restriktivere Gesetze nötig, was aber
>> gleichzeitig bedeuten würde, das Web insgesamt abzuschaffen, man
könnte
>> auch sagen, eine Gesellschaft oder ein Staat müsste direkt den
>> Internetzugang in ein landesweites "Intranet" verwandeln.

>Selbst das reicht nicht. Ich kann mich in einem Sportvereins-Intranet von
>Bayern Muenchen befinden, welches die Webseiten der anderen Erstliga-
>Mannschaften ausfiltert, aber trotzdem die Berichte ueber die anderen
>in Sportbild lesen. Letztlich ist mein eigener Heim-PC mein eigenes
>Intranet, und ein groesseres Intranet kann auf Filterbasis nicht
>existieren (ob ich dieses dann noch meiner Familie aufdruecke, ist dann
>mein individuelles Problem).

Ich dachte da an Filter- und Bewertungsmechanismen, die jedem ISP
landesweit per Gesetz aufgezwungen werden und/oder auf höherer Ebene an
jedem Netzknotenpunkt installiert werden, ich kann mir einfach nicht
vorstellen, dass das technisch nicht möglich sei, oder was versuchen
Staaten wie China, Singapur usw. ?.
Wir kennen doch nun zu genüge, wie man ein ganzes Land in einen Gulag
verwandeln kann.
Und zur Zeit sprechen wir nur vom Internet und beziehen andere Medien nicht
ein.

>Die Behauptung, Filtern sei mit geeigneten restriktiven Mitteln
*moeglich*,
>ist genau das gefaehrliche Gedankengut, mit dem wir uns rumschlagen, und
>jegliches Zugestaendnis wird von der Gegenseite sofort vereinnahmt.

Das wäre für mich aber kein Grund, eine Möglichkeit beim Namen zu
nennen, wenn die Möglichkeit existiert.
Du hast recht, dass es gefährlich ist, dem Gegner Argumente zu liefern,
aber genauso gefährlich, etwas zu verneinen, weil es nicht sein darf - so
hört es sich für mich manchmal an, wenn Möglichkeiten angesprochen
werden und sofort kategorisch verneint und mit einem Attribut wie
"gefährlichem Gedankengut" etikettiert werden.

>Filtern ist *nicht* moeglich - nicht *ist schlecht moeglich* oder *ist
>schwierig* - es ist faktisch *unmoeglich* in dieser Welt.

Ich wünschte, ich wäre davon überzeugt und mehr optimistisch wie Du
eingestellt ;-|

Ciao
Kai

--

Homepage: http://home.kamp.net/home/kai.raven/index.html
DH/DSS PGP-Key ID: 0xA0232531