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Re: [FYI] Tux on the Upper West Side



Hallo,

Martin schrieb

> Es gibt keinen Produktionsbereich mehr, der ohne Technik .. auskommt

Halbe Zustimmung.

Das amerikanische Wirtschaftsboom der letzten Jahre z.B. beruht auch auf einem 
nicht unbedeutenden Anteil voellig stupider unterbezahlter Taetigkeit, entweder 
Charlie-Chaplin-"Modern Times"-like als Lueckenfueller oder auch in 
"technikfernen" Branchen. Welch gutverdienender Programmierer moechte abends 
schon sein in fuenfzehn Minuten fertiges Essen vom Band nehmen? Eine 
nettlaechelnde Kellnerin ist doch angenehmer..

Nun hofft wohl kaum jemand, dass am Ende der Ausbildung seines Kindes solch ein 
Job (oder gar keiner) steht, aber Tatsache ist, dass der Arbeitskraeftezuwachs 
in den USA im Niedriglohnbereich am hoechsten war.

> Es gibt keinen Produktionsbereich mehr, der ohne .. hochaufloesende
> Arbeitsteilung auskommt

Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Arbeitsteilung.

Aber warum soll dann jetzt ploetzlich ausgerechnet eine Spezialitaet von allen 
beherrscht werden?

Der Bedarf an Arbeitskraeften im IT-Bereich hat doch wohl eher damit zu tun, 
dass eine gesellschaftlich ueberbewertete Berufsgruppe bis jetzt die in sie 
gesteckten Erwartungen nicht erfuellt hat (siehe zum Beispiel auch einen 
iX-Artikel letzten Monat), es aber geschafft hat, sich mit ihren Halbzeugen 
derartig in die Gesellschaft eingeschleust zu haben, dass es weiterer Tausender 
bedarf, um daraus Endprodukte zu machen. Sollte das gelingen, braucht es zum 
Bediener des Geraetes keine eine ganze Schulzeit begleitende obligatorische 
Computerausbildung mehr.

Analytisches und algorithmisches Denken sind, da stimme ich zu, bedingt u.a. 
durch hochaufloesende Arbeitsteilung, wichtig. Das hat aber zunaechst mal recht 
wenig mit der technischen Beherrschung eines Computers der heutigen Generation 
zu tun, ist einfach eine Faehigkeit, die man erlernen kann.

Dass die "Generation @" von Kristian

> http://www.koehntopp.de/kris/inkomploehntopp/01322.html

Dinge durch neue ersetzt, ist allein kein Beweis fuer Fortschritt.

Die Frage nach dem Sinn von technischen Neuerungen an einem Beispiel: Wem nuetzt 
es, wenn ich Online-Banking betreibe? Mit Sicherheit der Bank, die auf ihre 
Filialen verzichten kann. Mir? Nicht unbedingt. Bei einem noch nicht 
ausgeduennten Netz von Filialen ist es fuer mich kein Problem, zuhause in aller 
Ruhe einen Ueberweisungsauftrag auszufuellen und ihn beim Gang zur U-Bahn in den 
Einwurfschlitz der Bankfiliale zu stecken. Ohne Installation des Programms, evt. 
Hotline-Anrufen, weil sich Treiber xy mit Treiber z nicht vertrug, Hochfahren 
des Rechners, Einlogvorgang, Eintippen des Ganzen etc.

Nun, "Generation @", durchs "abgeschaffte" Telephon kann sich die Welt seit 
ueber hundert Jahren unterhalten, Hoerer abnehmen, Nummer waehlen, los. Das 
"abgeschaffte" Lexikon kann man kaufen, nehmen und nach dem Begriff 
durchblaettern.

Nutzerfreundlichkeit statt Technikverliebtheit - an die Arbeit, "Generation @" 
;-)

Beispiel:

ein Flachmonitor an der Wand

1. Einschalten, Bild geht an
2. Taste "Sprache" und deutliches Sprechen der Worte: "Lexikon: Abakus"
 oder
   den darunterhaengenden Griffel nehmen und "Lexikon: Abakus"
   auf den Bildschirm schreiben
 oder
   dieses mit der Tastatur eintippen
   (brauche ich noch irgendwo Ablageplatz, eigentlich unpraktisch)  
3. ein paar Sekunden spaeter steht der Text und ein Bild auf dem Monitor,
   vielleicht auch ein Filmchen zur Demonstration des Rechnens mit dem
   Abakus

Installation: Lexikon-Scheibe in einen Schlitz an der Seite stecken

Den Verlust von Gewohntem hat ansonsten wohl jede Generation hinzunehmen.

Gruss
Peter