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[FYI] RPS: Presseerklärung des Virtuellen Ortsvereins der SPD vom 13.03.2000
- To: debate@fitug.de
- Subject: [FYI] RPS: Presseerklärung des Virtuellen Ortsvereins der SPD vom 13.03.2000
- From: "Axel H Horns" <horns@t-online.de>
- Date: Mon, 13 Mar 2000 20:43:42 +0100
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http://www.vov.de/presseerklaerung/vov_presseerklaerung.phtml?id=88
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Presseerklärung des Virtuellen Ortsvereins der SPD vom 13.03.2000
Zensur durch die Hintertür
Berlin. Der VOV lehnt das durch die Deutsche Landesgruppe der
International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) und des
Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft geplante RPS-
Filtersystem (Rights Protection System) als erstes rein
privatwirtschaftlich organisiertes Zensurverfahren Deutschlands ab
und fordert den Verzicht auf jegliche Filtersysteme.
Zwar ist die Erstellung und Weitergabe urheberrechtlich geschützter
Musikwerke außerhalb des unmittelbaren Freundes- und Familienkreises
illegal, jedoch darf der Kampf gegen illegale Raubkopien nicht
dadurch geführt werden, daß sämtliche Datei- und Internetabfragen ins
Ausland über ein erzwungenes Filtersystem geleitet werden, was
insbesondere auch voellig legale Nutzung verhindern wird.
Die Musikindustrie kann, wie dies bereits geschieht, die Verfolgung
des Angebots illegaler Musikdateien auch im Ausland intensivieren,
was keinen datenschutzrechtlich bedenklichen Eingriff in die
Informationsfreiheit der Nutzer darstellt. Die Einführung von
universell einsetzbaren Filtersystemem ist nach Auffassung des VOV
jedoch absolut unverhältnismäßig und muß sofort unterbunden werden.
Zudem können Musikdateien auf diese Weise nicht wirkungsvoll
blockiert werden, da bereits kleine Veränderungen dieser Dateien
deren Filterung unmöglich machen würde. Eine Filterung nach
Internetadressen würde zusammen mit urheberrechtswidrigen Dateien
auch legale Veröffentlichungen von Künstlern im Netz auf diesen
Seiten blockieren.
Solche Filtersysteme eröffnen nach Auffassung des VOV jeder Form von
Zensur Tür und Tor, da sie auch die Begehrlichkeiten anderer
Interessengruppen wecken werden.
Deutschland befände sich in einer ähnlichen Situation wie China,
Singapur und Malaysia, in denen ungefilterte Informationen für den
Bürger nicht mehr erhältlich sind oder er nicht mehr sicher sein
kann, daß sein Nutzerverhalten nicht doch illegal überwacht wird.
Diese Gefahren stehen nach Auffassung des VOV in keinem Verhältnis zu
dem Nutzen für die Phonoindustrie.
Im letzten Jahresbericht für das Jahr 1998 macht der Bundesverband
der Phonographischen Wirtschaft noch die "wachsende
Haushaltsausstattung mit CD-Brennern" als wichtigsten Faktor für die
Verluste der Musikindustrie verantwortlich.
Sofern diese Kopien nur für den privaten Gebrauch erstellt werden,
sind sie mit der eingeführten Gema-Abgabe auf CD-Roms und CD-Brenner
nach deutschem Urheberrecht jedoch bereits abgegolten, somit also
völlig legal.
Jeder hat aber mittels eines CD-Brenners auch über den Bereich der
legalen Kopie im engsten privaten Familien- und Freundeskreis hinaus
die Möglichkeit, illegale Kopien von Musikdateien zu erstellen, ohne
das Internet zu benutzen, da das Verhalten jedes einzelnen Besitzers
eines CD-Brenners nur in einem Überwachungsstaat zu kontrollieren
wäre, in dem der Bürger in seinen eigenen vier Wänden jederzeit
kontrolliert wird.
Da die deutsche Phonoindustrie bislang derart eindeutig
verfassungswidrige Maßnahmen nicht forderte, bliebe der
wirtschaftliche Nutzen für die Musikindustrie durch solche
Filtersysteme gering, die Erstellung von Musikkopien außerhalb des
gesetzlichen Rahmens würde sich nur verlagern.
Die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen solcher
Filtersysteme für Deutschland wären aber enorm, da eine unbefangene
Nutzung des Netzes in dem Bewußtsein, kontrolliert zu werden, beinahe
unmöglich wäre.
Die weltweit einmalige Einführung eines privatwirtschaftlich
kontrollierten Filtersystems verlagert die Verantwortung für eine
Einschränkung der Informationsfreiheit nach Auffassung des VOV in
unzulässiger Weise auf eine industrielle Interessengruppe.
Es wird der konstituelle Bestandteil des Internets beseitigt, anonym
jede Information ungefiltert erhalten und lesen zu können.
Da die Möglichkeiten derartiger Filtersysteme nur sehr begrenzt sind,
deren Gefahren jedoch nicht hoch genug eingeschätzt werden können,
lehnt der VOV derartige Versuche ein für alle mal als untauglich und
gefährlich ab.
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