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[FYI] Berliner Zeitung: "Ein Maschendrahtzaun im Internet "
- To: debate@fitug.de
- Subject: [FYI] Berliner Zeitung: "Ein Maschendrahtzaun im Internet "
- From: "Axel H Horns" <horns@t-online.de>
- Date: Thu, 30 Mar 2000 09:52:53 +0100
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http://www.BerlinOnline.de/aktuelles/berliner_zeitung/.html/30artik39.
html
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Ein Maschendrahtzaun im Internet
Mit neuer Software können im Netz nationale Grenzen eingezogen werden
von Helmut Merschmann
Ob das World Wide Web zukünftig noch seinen Namen verdient, ist
fraglich. Vielleicht sollte man es bald besser landesweites Netz oder
einfach nur Stadtgeflecht nennen - mit einem Maschendrahtzaun drum
herum. Neuartige Software zielt darauf ab, den globalen Zugriff auf
Web einzuschränken und dem Surfer nur Vollmachten fürs Inland zu
erteilen. Was der Musiksender MTV in der Fernsehwelt bereits
durchgesetzt hat - nationale Fenster mit eigener Moderation - das
steht womöglich bald im Netz an.
Die Claims im Internet sollen neu abgesteckt werden. Parzellen, die
den nationalen Grenzlinien entsprechen, werden den Blick über die
eigenen Landesgrenzen hinaus verunmöglichen. Websites sollen nun
selbst entscheiden, welche Inhalte sie in welche Region übermitteln -
abhängig vom Einwahlpunkt des Surfers beziehungsweise vom Standort
seines Providers.
Mittels der IP-Nummer, die jedem ans Internet angeschlossenen
Computer zugewiesen ist, lässt sich der geografische Ort des Nutzers
zwar nicht exakt identifizieren, doch per Landeskennung grob
bestimmen.
[...]
Die Globalisierung im Netz geschieht also paradoxerweise durch eine
Regionalisierung der Angebote und Inhalte. In eine ähnliche Richtung
zielen Bemühungen der deutschen Musikindustrie, deren "Rights
Protection System" (RPS) es ermöglicht, Internetadressen mit
illegalen Musikdateien zu sperren. Auf diese Weise soll Raubkopierern
das Leben erschwert werden. Auch hierbei spielen die Nationalgrenzen
eine Rolle, denn die Software kann an allen Internet-Routern mit
Auslandsverbindung eingesetzt werden, um eine "virtuelle
Grenzbeschlagnahme" zu vollziehen.
Deutsches Urheberrecht gilt dann auch im weltweiten Datennetz: Die
Verbindungen nach Übersee werden kurzerhand gekappt. Durch den
Abgleich mit einer vom Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft
erstellten Negativliste, wird der Zugriff auf alle inkriminierten
URLs verweigert - und somit auf alle weiteren dort lagernden
Informationen.
Auch andere Verwendungsmöglichkeiten, die dem Nationalrecht dienen,
sind denkbar. Laut einer Meldung der Online-Zeitschrift "telepolis"
haben das Justiz-, Finanz- und Wirtschaftsministerium bereits
Interesse angemeldet. Dass sich Grenzbarrieren aus Software indes
leicht überwinden lassen, ist nahe liegend. Im Falle von MP3-
Musikdateien reicht es schon aus, die Daten per E-Mail zu versenden,
und schon ist ein System wie RPS ausgetrickst. Auch verschlüsselte
Verbindungen können nicht wirkungsvoll kontrolliert werden.
[...]
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