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[smudo@compuserve.com: Re: [wau@trend.jena.thur.de: SMUDO schweigt]



----- Forwarded message from "Michael B. Schmidt (Smudo)" <smudo@compuserve.com> -----

Return-Path: <smudo@compuserve.com>
Received: from jengate.thur.de (root@jengate.thur.de [193.174.15.34])
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	for <wau@minos.trend.jena.thur.de>; Mon, 3 Apr 2000 18:52:57 +0200
Received: (from mailgate@localhost)
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	for wau@minos.trend.jena.thur.de; Mon, 3 Apr 2000 12:52:55 -0400 (EDT)
Sender: smudo@compuserve.com
Received: from littlesmu (fra-pci-lai-vty182.as.wcom.net [212.211.70.182])
	by spdmraaa.compuserve.com (8.9.3/8.9.3/SUN-REL-1.3) with SMTP id MAA14740
	for <wau@minos.trend.jena.thur.de>; Mon, 3 Apr 2000 12:52:42 -0400 (EDT)
Message-ID: <002101bf9d8d$c0b4fee0$b646d3d4@littlesmu>
From: "Michael B. Schmidt (Smudo)" <smudo@compuserve.com>
To: "Wau Holland" <wau@minos.trend.jena.thur.de>
Subject: Re: [wau@trend.jena.thur.de: SMUDO schweigt
Date: Mon, 3 Apr 2000 14:02:15 +0200
MIME-Version: 1.0
Content-Type: text/plain;
	charset="iso-8859-1"
Content-Transfer-Encoding: 8bit
X-Priority: 3
X-MSMail-Priority: Normal
X-Mailer: Microsoft Outlook Express 4.72.3155.0
X-MimeOLE: Produced By Microsoft MimeOLE V4.72.3155.0
Status: O
Content-Length: 9863
Lines: 165

Hi,

die mail von dir ist ziemlich umfangreich und leider auch etwas schwer
durchschaubar - ich gehe jetzt mal stueck fuer stueck durch und gehe auf
verschiedene statements ein -

>>Werner Pieper laesst die Urheberrechte bei den Autoren und
damit ist er eine radikale Ausnahme unter den Verlegern.
Btw: Klaus Maeck von http://www.freibank.com hat schon vor
vielen Jahren einen Musterprozess gegen die GEMA gewonnen und
er "darf" seine Gruppen selbst rechtemaessig vertreten: die
GEMA hat eben *kein* Monopol. Klaus ist "aehnlich drauf" in
seinem Freiheitsstreben.

ich verstehe nicht, was die gema und die freibank mit der diskussion zu tun
haben - diese beiden firmen bzw. vereine sind verteilerfirmen fuer
urheberrechtsgelder - die freibank ist zudem ein verlag - ich weiss selbst
sehr genau dass was die verteilerrechte angeht die freibank dank eines
gewonnenen prozesses ebenfalls urheberrechtsgelder verteilen darf und dass
sie vor allem bei den sog mechanicals sehr gut sind - aber das hat mit
copyright und mit copykillsmusic nicht viel zu tun und ich verstehe nicht
wieso das gegenstand der diskussion ist  - die gema hat kein monopol wenn
man das haarspalterisch ausdrueckt, sie ist aber derart gross, dass die
freibank verschwindend klein ist. die urhebrrechts-gelder werden im uebrigen
an verlage und autoren ausgezahlt - es steht jedem autor frei, sich selbst
direkt bei der gema anzumelden oder das ueber einen verlag zu machen. im
uebrigen ist die freibank ebenfalls ein unterstuetzer der
copykillsmusic-kampagne

>>Ihr habt durch eure Beteiligung an "Copy kills music" den
Zensurbestrebungen Vorschub geleistet. Zum RPS-System gibts
ne Presseerklaerung von http://www.fitug.de (da bin ich auch
aktiv).

den zensurvorwurf halte ich fuer voellig ueberzogen und verstehe ich offen
gestanden auch nicht - es draengt sich mir der verdacht auf, dass der blick
auf die kampagne vernebelt ist, weil sie den eindruck erweckt,
ausschliesslich von der industrie gelauncht worden zu sein - ich finde aber,
man muss sich einfach nur interessiert und vorurteilslos den fakten naehern.
ich will hier nicht ins detail gehen; in groben worten sei gesagt: jedem
autor steht es vollkommen frei wie er seine urheberrechte verwertet sehen
moechte - rechteverwerter sind entstanden weil es einen markt an autoren
gibt, die sich nicht selbst um die auswertung ihrer rechte kuemmern wollen -
zudem koennen verlage vorschuesse zahlen und so dem autor finanzielle
moeglichkeiten geben mit denen er sich weiter auf die erstellung von
copyrights konzentrieren kann - plattenfirmen werten die
leistungsschutzrechte der musiker aus, verlage die urheberrechte der
autoren - wenn eine cd frei kopiert wird, dann wird fuer die entsprechende
kopie weder ein beitrag fuer das leistungsschutzrecht noch fuer das
urheberrecht an den autor und/oder musiker bezahlt. das ist meines erachtens
nicht im sinne des musikers und/oder autors. wenn die rechteverwerter also
plattenfirmen und verlage aufgrund von hoher schwarzkopiererzahlen nicht
mehr lukrativ arbeiten koennen werden sie schlicht vom markt verschwinden.
der autor aber, der sich entschlossen hat seine rechte ueber diese verwerter
vermarkten zu lassen wuerde seine institutionen beraubt und deshalb ist eine
kampagne wie copykillsmusic letzten endes im sinne dieser autoren bzw
musiker. selbstverstaendlich gibt es sicher copyright-hersteller die nichts
mit den industriellen strukturen zu tun haben wollen - aber die entscheidung
bleibt jedem ueberlassen - mich wuerde interessieren wo hier die zensur
liegen soll -

desweiteren sagst du, dass ich urheber- und verlagsrecht undifferenziert
betrachte - ich weiss sehr genau was das alles bedeutet, kann das aber vor
einem laienpublikum wie in der newsgroup nicht 100%korrekt darstellen, da
ich zum einen mein publikum dort ueberfordern wuerde und zum anderen dann
staendig grundsaetzlichkeiten und basiswissen vermitteln muesste - dazu habe
ich schlicht keine zeit -

>>Insofern ist Deine (*) Unterstellung, Brennerbesitzer waeren alle
Raubkopierer, eine pauschalisierende Unverschaemtheit gegenueber
Nachwuchsbands wie die von den Kids hier.

ich habe keine ahnung wer das behauptet - ich sicher nicht und auch die
kampagne kriminalisiert die brennerbesitzer nicht - ich will doch mal nicht
hoffen, dass du die kampagnenerfinder fuer derart dumm und kurzsichtig
haelst, dass die eine derartige behauptung nicht auch voellig ueberzogen
faenden. ich verstehe die copykillsmusic kamapgne als eine art
motivationskampagne die die oeffentlichkeit auf das thema sensibilisiert -
das ist eine ganz normale sensibilisierung die andere branchen wie z.b.
videofilme und software staendig macht und die dafuer gesorgt haben, dass im
prinzip jeder weiss, dass das kopieren einer vhs oder einer software
grundsaetzlich nicht legal ist - die installation dieser kleinen moralischen
hemmschwelle beim konsumenten hat die musikindustrie leider vernachlaessigt
und das ist etwas was IMO copykillsmusic in gewisser hinsicht macht -
natuerlich kann man sich ueber den einen oder anderen slogan streiten oder
ueber die eine oder andere gluecklose formulierung - das ist aber wenig
konstruktiv denn wir alle wissen, dass auch information vermarktet werden
muss und nur ein einfacher slogan sorgt erstmal fuer aufruhr - der
interessierte mensch kann sich aufgrund einer provokanten aussage motiviert
sehen, sich auf eigene faust entsprechend zu informieren und seine eigene
meinung zu bilden - musik kommt uns ueberall scheinbar gratis entgegen - aus
dem radio, aus dem fernsehen und eben aus dem netz - tatsache aber ist, dass
urheberrechtliches eigentum nicht gratis ist und natuerlich entstehen
aufgrund der nicht-greifbarkeit der ware information immer wieder
grauzonen - in weiterer hinsicht steht im mittelpunkt meines interesses der
wunsch, dem konsumenten den wert der musik als urhberechtlichen eigentum
bzw. arbeit gewahr zu machen - der kampagne steht der verband der
unabhaenigigen tontraegerproduzenten vor und erst in zweiter linie die
majors - ebenso sind die freibank und die gema wie auch der
interessenverband der autoren und urheber an der kampagne beteiligt

jetzt zu der geforwardeten mail des herren der mich auf der pk von
copykillsmusic ansprach

>>Ich muß etwas ausholen.
Was ist Musik? Eigentlich eine Kommunikationsform.
Warum bilden sich Bands? Um zu musizieren, denke ich mal, wg. den
Mädels, wg. den Kumpels. Nur wenigen wird von Anfang an ein langer oder
kurzer Marsch durch die Industrie-Institiutionen vorschweben. Wenn man
den Weg allerdings so konsequent geht wie ihr, kann es vorkommen, daß
man irgendwann irrtümlich Musik und Musikkonserve (=Produkt)
gleichsetzt.
Und dann kommen solch schlimmen Sprüche der Werbeagenturen wie ëBrenner
verursachen Krebsí, ëDas Ende vom Liedí, und ëSchulhofpiraterieí dabei
raus.
Immer druff auf die Kleinen!

hier moechte ich nicht weiter darauf eingehen, da mich die sozialromantische
polemik bzw wildromantik anwidert - so etwas hoert man ausschliesslich von
leuten die *keine* musiker sind. fick das imperialistische schweinesystem
und alle macht den erfolglosen uswusw - das ist nicht sachlich und beileibe
wird es der ambivalenz dieses themas nicht gerecht -

ich koennte, aber ich werde nicht, jetzt einen vortrag darueber halten dass
musik als hobby und als spass und als kommunikationsform selbstverstaendlich
*nicht* ausschliesst, dass man musikalische inhalte sehr wohl stehlen kann
und ich werde mich auch nicht darueber ereifern, dass man innerhalb dieser
diskussion das wort "produkt" grundsaetzlich rethorisch missbraucht und es
nicht zulaesst, dass man so etwas ideeles und heeres wie "Musik" (hier darf
man sich bluemchen um die worte denken) und "Produkt" (hier bitte
usa-flaggen, dollarzeichen und waffensymbole dazudenken) in einem satz nennt
und dabei leider vollkommen vergisst, dass es auch so etwas wie tatsachen
gibt. der geforwardete brief scheint mir manchmal, als stamme er aus der
feder von einem kleinen jungen, der glaubt, dass derjenige der in die
trillerpfeife blaest auch dafuer verantwortlich ist, dass der zug vom
bahnsteig rollt. das man auch die intention der gesamten kampagne in frage
stellt, weil die pressekonferenz scheisse war ist ebenso quatsch

ich kann mich im uebrigen nicht erinnern diese mail erhalten zu haben - der
autor schreibt, ich haette nicht geantwortet, kann mir ehrlich gesagt aber
kaum vorstellen, dass ich eine derartige mail unkommentiert geloescht haette

so - an dieser stelle sei der diskurs eroeffent, sehr geehrter herr
holland - vor dir habe ich im uebrigen allergroessten respekt -
selbstverstaendlich sind mir als computerfreak der 80er von z80 bis win2000
deine taten bekannt - ich wuensche, dass wir hier ernst und mit
gegenseitigem respekt an fakten orientiert disktuieren in der hoffnung, dass
wir beide was daraus lernen - zu meiner person - ich bin 32 und mache seit
ich 17 bin musik. bin linksliberal, atomfrei, friedensbewegungsmaessig
erzogen worden. nach abi und zivi 3/4 jahr usa - die band gab es seit 1987
und 1990 kamen wir zum verlagsvertrag - 91 zum plattenvertrag und erstes
album - hit dann 92, ab da prominent. staendig im kreuzfeuer zwischen
underground und industrie 96 mit dem album "lauschgift" komplett etabliert -
97 eigenes label gegruendet - div. verlagsrechtliche konstrukte ersonnen die
unseren eigenen copyrights behandeln. z.b Edition "die vierte dimension",
quattro musikverlags gmbh, Four Music Publishing. Nebenbei mache ich viel
nachwuchsarbeit, doziere einmal im jahr an der hamburger musikhochschule im
rahmen eines popmusikkurses, bin seit 6 jahren juror der berliner festspiel
gmbH des wettbewerbes "schueler machen lieder" und arbeite seit 3 jahren
beim hamburger-live-workshop "band-factory" bzw "rap-factory" - im rahmen
unseres labels Four Music betreiben wir einen Verlag und eine
Bookingagentur -

Gruss
-Smudo

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