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Re: ZEIT Online-Panel



Patrick Goltzsch schrieb:
> 
> Das Zerfransen von Diskussionen in elektronischen Foren
> gehört m.E. zu ihrer Natur. (IIRC, existiert dazu sogar
> wissenschaftliche Literatur.) Threads bilden diese Tendenz
> nur nach. Darauf zu verzichten (um die Leute, zu zwingen
> beim Thema zu bleiben?), verleiht dem Vorhaben
> experimentelle Züge.

Kleinere Foren wie www.advogato.org arbeiten threadlos
und kommen ganz gut damit zurecht. 
Sobald die Diskussionen aber umfangreicher werden,
wie z.B. bei salon.com oder in den Foren von UserFriendly,
empfinde ich  es als unübersichtlich.

Die Leute auf www.advogato.org finden dagegen die Threadlosigkeit
als Vorteil. (z.B. gegenüber Slashdot, mit denen sich Advogato oft
vergleicht). Ich denke, wenn die Teilnehmer tatsächlich beim Thema
bleiben und eher dazu neigen, längere Artikel, die auch ohne gequoteten 
Kontext Sinn ergeben, und beinahe für sich allein stehen könnten,
zu posten, dann können threadlose Foren sehr gut funktionieren und
ich finde sie im Web dann sogar komfortabler als Foren, die mit 
Threads arbeiten.

Jemand hat mir eben auf eine Mail geantwortet, daß Threading in
elektronischen Medien, bei denen die Beiträge zeitversetzt 
bereitgestellt werden, wie eben Mail und News mit ihrem hohen Grad an
offline-Benutzern, ein wichtiger Bestandteil ist, um Zusammenhang 
herzustellen. 
Das finde ich einen interessanten Gedanken: wenn das Intervall zwischen
Abruf und Bereitstellung ziemlich lang ist, werden oft mehrere 
unabhängige Antworten auf einen Beitrag gepostet und die Diskussion
beginnt zu zerfasern. Im Web der Zeitverug eher gering, Antwortende
haben
eher die Gelegenheit vorherige Antworten auf den gleichen Beitrag schon
zu lesen und mit in ihre Antwort einzubeziehen.
Dadurch ist Threading in News/Mail weitaus dringender nötig wie im Web.

Allerdings gibt es eine starke Tendenz auch in threadlosen Webforen,
in Ermangelung der technischen Werkzeuge Threading "von Hand"
einzuführen.
Das äußert sich dann in einzelnen Absätzen eines Postings, in denen 
ezplizit auf einzelne Vorredner Bezug genommen wird.
"An Vorredner A: Diese Entgegnung
 An Vorredner B: Jene Entgegnung"

Deshalb denke ich, daß eine Form von Threading für die Diskutanden 
selbst ein sehr wichtiges Hilfsmittel ist, (sogar in inhärent flachen
Medien wie IRC wird oft über "Nickname: irgendwas" ein Bezug eingebaut.)
aber Threading macht eine Diskussion für Aussenstehende, die sie
nur im Überblick betrachten, sehr unübersichtlich, insbesondere, wenn 
diese wenig Erfahrung mit Diskussionsmedien im Netz haben.
Das dürfte IMHO einer der wichtigsten Gründe sein, warum die ZEIT eine
flache Struktur vorzieht.

Grüße,

Florian