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[FYI] Gerhard Schmid (MdEP, SPD): "Der Überwachungsonkel bin ich nicht "
- To: debate@fitug.de
- Subject: [FYI] Gerhard Schmid (MdEP, SPD): "Der Überwachungsonkel bin ich nicht "
- From: "Axel H Horns" <horns@t-online.de>
- Date: Wed, 3 May 2000 18:17:02 +0100
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Der Überwachungsonkel bin ich nicht
Patrick Goltzsch 03.05.2000
Ein Gespräch mit dem EP-Abgeordneten Gerhard Schmid (SPD) über die
Forderung, zur Bekämpfung von Kinderpornographie Email-Nutzer
identifizieren zu können
Im April verabschiedete das Europäische Parlament einen Bericht zur
Bekämpfung der Kinderpornographie im Internet (Das Europäische
Parlament verlangt ein Ende der Anonymität im Internet).
Verantwortlich zeichnete der Ausschuss für die "Freiheiten und Rechte
der Bürger, Justiz und innere Angelegenheiten".
[...]
Gibt es so etwas wie ein Recht auf Anonymität?
Gerhard Schmid: Bezogen auf Straftaten kann es das nicht geben. Oder
man muss schlicht feststellen: Wir können in dem Bereich nichts tun,
wir lassen die Dinge treiben. Das wäre dann eine ehrliche Position.
Will ich dagegen strafrechtlich etwas gegen diese Art von
Pornographie unternehmen, brauche ich Anhaltspunkte. Ich betone: Es
geht mir dabei nicht um Pornographie als solche, sondern mir geht es
um die Kinder.
Reden Sie fünf Minuten mit irgendeinem der Polizeibeamten bei uns,
der in der Praxis mit der Strafverfolgung in diesem Bereich zu tun
hat. Alle werden ihnen sagen, dass sie immer wieder darauf stoßen,
dass Kinderpornographie anonym eingestellt wurde. An dem Punkt ist
dann jede Ermittlung zu Ende. Ich bin für ein Stück Ehrlichkeit: Wir
müssen die Güterabwägung treffen, ob denn die Anonymität als Gut
höher steht als Maßnahmen gegen Kinderpornographie.
Es handelt sich um die gleiche Entscheidung, die sich bei allen
anderen Eingriffen in die Privatsphäre auch stellt. Wenn die Polizei
in einem Drogenfall zum Staatsanwalt geht und die Überwachung des
Telefons beantragt, entscheidet darüber ein Richter. Für gewisse Zeit
wird dann das Telefon abgehört. Das ist ein klarer Eingriff in die
Privatsphäre. Zugrunde liegt eine Güterabwägung, die das eine Ziel
als höherrangiger und wichtiger einstuft als das andere. Wesentlich
ist dabei, dass die Behörden nicht nach Belieben handeln können.
Ihr Antrag hätte zur Folge, das ganze Netzwerke von Remailern und
Mixmastern, die Kommunikation verschleiern, abgeschafft werden
müssten. Zur Zeit sind diese Netzwerke in Gebrauch, und sie scheinen
durchaus sinnvoll benutzt zu werden.
Gerhard Schmid: Ja, noch einmal: Es ist eine einfache
Verzweigungsentscheidung. Wer Anonymität verlangt, muss gleichzeitig
eingestehen, dass wir dann gegen Kinderpornographie nichts tun
können. Punkt. Ich bin da anderer Meinung. Die Entscheidung ist immer
an irgendeiner Stelle problematisch.
[...]
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