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Re: Telekommunikationsfreiheit



In einer Nachricht vom 08.05.00 09:32:09 (MEZ) - Mitteleurop. 
Sommerzeitschreibt kris@koehntopp.de:

<< Mein Slashdot sieht anders aus als Dein Slashdot. Es
 hat andere Slashboxen, andere Meldungen und es enthält
 wesentlich weniger Kommentare als Dein Slashdot. Mein
 Debian sieht anders aus als Dein Debian: Wenn ich
 http://www.debian.org aufrufe, dann bekomme ich die
 Startseite in englischer Sprache angezeigt. Machst Du
 dies, bekommst Du sie in deutscher Sprache gezeigt.
 Mein CNN sieht anders aus als Dein CNN... >>

Gut, die Datenbank bringt die Grenze zwischen Oeffentlichkeit und 
Nichtoeffentlichkeit durcheinander. Trotzdem: Ich kann in Slashdot inhaltlich 
das Gleiche lesen, wie Du (es sei denn, Du kommunizierst nichtoeffentlich mit 
der Redaktion).

>Was der Listserver versteht, arbeitet er automatisch ab.
>Alle andere Mail wird an den Listmaintainer weitergeleitet.
>Der Listmaintainer betreibt den Roboter auf seiner privaten
>Adresse, sodaß die quasi-öffentlichen Mails im Strom seiner
>privaten Mail mitreisen und umgekehrt.

Zugegeben: Auf dem Weg vom Sender zum Rezipient kann man nichtoeffentliche 
Kommunikation nicht von Oeffentlicher unterscheiden, ohne die 
Telekommunikationsfreiheit zu verletzen. Der neutrale Umschlag bei Pornos 
soll vor der Nachbarschaftspolizei schuetzen, er wuerde auch vor der echten 
Polizei schuetzen. Was bleibt, ist der Moment, in dem der Anbieter von 
Informationen an die Oeffentlichkeit tritt, eine Anzeige schaltet, sonstwie 
sagt: Alle ausser dem Finanzamt, der IFPI, Metallica, den Datenschuetzern, 
schaut her, hier bin ich, kauft bei mir, tauscht mit mir. In diesem Moment 
kommuniziert er oeffentlich und darf m. E. ueberwacht werden. Diesen Moment 
wird es immer geben, und er ist der einzige, an dem man legitimerweise 
ansetzen kann. Das heisst gleichzeitig auch, dass staatliches Recht dann 
nicht mehr funktioniert, wenn alle sich daruber einig sind, dass es Quatsch 
ist und das Zeug unter der Hand weiterreichen, ohne sich gegenseitig 
anzuzeigen. Ditktaturen kann man mit einer so verstandenen 
Telekommuniktionsfreiheit nicht am Leben erhalten. Das muss man hinnehmen. 
Aber Mordaufrufe, Kinderpornos und Napster bekommt man so in den Griff. :-)

>Ausserdem kommt morgen Breitbandinternet, da wird eh gefiltert, aus
>anderen Gruenden.

Aus welchen Gruenden? Ich glaube auch, dass gefiltert wird und finde es 
deshalb wichtig, zu klaeren, wo man legitimerweise filtern darf und wo nicht. 
Die Forderung, gar nicht zu filtern ist auf die Dauer m.E. so kontraproduktiv 
wie die Forderung der Gruenen in den achziger Jahren, auf Gentechnik 
ueberhaupt zu verzichten. Besser waere es, genau zu sagen, was einen an der 
Gentechnik stoert.