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Re: Telekommunikationsfreiheit
- To: kris@koehntopp.de
- Subject: Re: Telekommunikationsfreiheit
- From: JOHANNESULBRICHT@cs.com
- Date: Mon, 8 May 2000 08:38:53 EDT
- CC: debate@fitug.de
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- Sender: owner-debate@fitug.de
In einer Nachricht vom 08.05.00 09:32:09 (MEZ) - Mitteleurop.
Sommerzeitschreibt kris@koehntopp.de:
<< Mein Slashdot sieht anders aus als Dein Slashdot. Es
hat andere Slashboxen, andere Meldungen und es enthält
wesentlich weniger Kommentare als Dein Slashdot. Mein
Debian sieht anders aus als Dein Debian: Wenn ich
http://www.debian.org aufrufe, dann bekomme ich die
Startseite in englischer Sprache angezeigt. Machst Du
dies, bekommst Du sie in deutscher Sprache gezeigt.
Mein CNN sieht anders aus als Dein CNN... >>
Gut, die Datenbank bringt die Grenze zwischen Oeffentlichkeit und
Nichtoeffentlichkeit durcheinander. Trotzdem: Ich kann in Slashdot inhaltlich
das Gleiche lesen, wie Du (es sei denn, Du kommunizierst nichtoeffentlich mit
der Redaktion).
>Was der Listserver versteht, arbeitet er automatisch ab.
>Alle andere Mail wird an den Listmaintainer weitergeleitet.
>Der Listmaintainer betreibt den Roboter auf seiner privaten
>Adresse, sodaß die quasi-öffentlichen Mails im Strom seiner
>privaten Mail mitreisen und umgekehrt.
Zugegeben: Auf dem Weg vom Sender zum Rezipient kann man nichtoeffentliche
Kommunikation nicht von Oeffentlicher unterscheiden, ohne die
Telekommunikationsfreiheit zu verletzen. Der neutrale Umschlag bei Pornos
soll vor der Nachbarschaftspolizei schuetzen, er wuerde auch vor der echten
Polizei schuetzen. Was bleibt, ist der Moment, in dem der Anbieter von
Informationen an die Oeffentlichkeit tritt, eine Anzeige schaltet, sonstwie
sagt: Alle ausser dem Finanzamt, der IFPI, Metallica, den Datenschuetzern,
schaut her, hier bin ich, kauft bei mir, tauscht mit mir. In diesem Moment
kommuniziert er oeffentlich und darf m. E. ueberwacht werden. Diesen Moment
wird es immer geben, und er ist der einzige, an dem man legitimerweise
ansetzen kann. Das heisst gleichzeitig auch, dass staatliches Recht dann
nicht mehr funktioniert, wenn alle sich daruber einig sind, dass es Quatsch
ist und das Zeug unter der Hand weiterreichen, ohne sich gegenseitig
anzuzeigen. Ditktaturen kann man mit einer so verstandenen
Telekommuniktionsfreiheit nicht am Leben erhalten. Das muss man hinnehmen.
Aber Mordaufrufe, Kinderpornos und Napster bekommt man so in den Griff. :-)
>Ausserdem kommt morgen Breitbandinternet, da wird eh gefiltert, aus
>anderen Gruenden.
Aus welchen Gruenden? Ich glaube auch, dass gefiltert wird und finde es
deshalb wichtig, zu klaeren, wo man legitimerweise filtern darf und wo nicht.
Die Forderung, gar nicht zu filtern ist auf die Dauer m.E. so kontraproduktiv
wie die Forderung der Gruenen in den achziger Jahren, auf Gentechnik
ueberhaupt zu verzichten. Besser waere es, genau zu sagen, was einen an der
Gentechnik stoert.