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Re: [FYI] Privatisierung ARD und ZDF



Vielleicht sollten wir _trennen_ zwischen dem
Informationsauftrag (im Rahmen des üblichen
ausbalancierten "demokratischen" Proporz im
Parteiengefüge des Ö-TV) im am meisten verbreiteten
audiovisuellen Massenmedium und der Schaffung
von Medienkompetenz.

_Bevor_ wir die öffentlich-rechtlichen Aufträge
beschneiden müssen wir Medienkompetenz schaffen.

Wenn wir erst tabula rasa machen, öffnen wir öko-
nomischen und politischen Totalitarismus die Tür:
Berlusconis Traum! Insofern gibt es z.Z. noch kein
Massenmedium, welches den öffentlich-rechtlichen 
Auftrag übernehmen kann. Damit sind die Gebühren
gerechtfertigt, Spielshows hin oder her. Ein Programm 
ist ein Gefüge, die Tagessschau wird gerne vor dem
Tatort geschaut und das heute-journal gerne nach
dem Spielfilm. Die Positionierung der Nachrichten
kompatibel zum Unterhaltungsumfeld ist im Ö-TV ge-
wollt und erfüllt seinen Zweck. Die Privaten versuchen
das gerne zu zerfasern.

Das alles sprcht in keinster Weise dagegen, dass das
Internet den staatlichen Informationsauftrag irgend-
wann übernehmen kann. Aber ohne Breitband ist das
illusorisch. ARD/ZDF-Digital sind aber schon Richtung
Internet gegangen und wurden gerichtlch von den
Privaten ausgebremst(!)

Bevor man etwas vom Sockel stösst, sollte man sicher
sein, das der Ersatz vorhanden ist und in allen
Bevölkerungsgruppen denselben Zweck erfüllt. Und zwar
in _dem_ Moment, wo die Bilderstürmerei stattfindet
und nicht erst eine unbestimmte Zeit später!

Das Ö-TV ist ein Sumpf von Seilschaften,
Förderungsabzockern und lahmen Alt-Fernseh-Fuzzis,
die ihre Pfründe nicht hergeben wollen: Siehe Uni-
versitätsprofessoren, Politiker, staatl. Manager (DB!),
Beamte in Führungspositionen usw usw usw.

Was nicht heisst, das sie ihren Job zum Teil im Vergleich
zum Brutalo-Kommerz des freien Marktes einigermassen
ordentlich machen.
Imer wenn die Privaten weiter _tiefer_ rutschten,
waren wir froh über die 20% gute Leistungen der Ö-TVler!

Wie gesagt: Kein Grund, ihnen zur richtigen Zeit ihre Pfründe 
wegzunehmen, und sie ins Netz zu stecken. 
Es steht schon jetzt eine Front klassischer Fernssehleute ("TV 
bleibt immer so") und von Online-Narrowband-Managern ("die 
klassischen Kommunikationsaussagen von Print und Grafik im 
Netz...") zu beobachten, die eine Konvergenz von TV und Netz als 
Verschwinden ihrer Kompetenz und als Verringerung ihres 
Shareholder-value am Neuen Markt ansehen.
Wenn Privatisierung SO mit Innovation umgeht, dann bin
ich froh über meine öffentlich-rechtlichen Abgaben , 
denn hier hemmt nur das Systemrauschen und nicht die 
Absicht!!!

Gruss, Thorsten
( Von einem Helmut-Thoma-Vortrag
"zur Zukunft des Internets" (!) kommend...)