[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: News from China



Moin,

diese These ist offenbar ein Evergreen sogar auf dieser Liste, der 
immer wieder gern auch noch eine Runde laenger gehoert wird...

>> Aristoteles) das Sprechen mit sich selber bezeichnet. (Spannende
>> Folgerung: Denken ist somit als ein Sozialverhaeltnis eines Ichs
>> mit mindestens einem weiteren Ich zu verstehen.)
>
>Was ist das fuer ein "Ich" Begriff ?

Ein offensichtlich soziologischer.
Und einer, der viel mit dem "Ueber-Ich" Freuds gemeinsam hat. Was ja
nicht schlimm ist. :) Es darf den Psychologen ueberlassen bleiben,
was sie unter einem "eigentlichen" Ich-Selbst verstehen moechten
(genau so etwas fassen die empirisch orientierten Psychologen aber zu 
Recht kaum mehr an und ueberlassen das Spekulieren darueber gern den
Philosophen).

>> Die Behauptung von "nicht so leicht zu erschuetternden, tiefgreifend
>> mentalen Prinzipien" wirkt auf mich, wie alles Prinzipien-Geraune
>> (camoufliertes Gottesprinzip), ungleich magischer und windiger als
>> Sapir-Whorfs These. 
>
>Immerhin sagt der "relativ" und dass Schnee fuer Eskimos eine grosse
>Bedeutung hat, heisst ja nicht, dass sich ihr ganzes Leben darum dreht.

Ich bin zwar Anhaenger dieser These, die ich im uebrigen wenig
originell finde, aber kein Anhaenger Whorfs. Zur Schnee-Geschichte 
deshalb vielleicht noch ein Zitat:
"... Die Annhame, daß Schnee im Leben der Eskimos eine wichtige Rolle
spielt, leuchtet ein; entsprechend sollte ihre Sprache mehrere Wörter
für Schnee umfassen. Die eigentlich interessante Frage lautet:
Wieviele Wörter für Schnee haben die Eskimos genau? In diesem
Zusammenhang ist eine Art Mythos entstanden, demzufolge es in der
Eskimosprache Hunderte von Wörtern für unterschiedliche Schneearten
und -qualitäten gibt ... Der Linguist Geofrey Pullum riet seinen
Lesern, diese eskimologische Unwahrheit zu bekämpfen. Wenn Du diese
Behauptung hörst - so lautet sein Rat - erhebe dich und tue kund, daß
das führende Lexikon der Eskimosprache gerade zwei Wortstämme nennt:
"quanik" (im orginal kursiv, MR) für Schnee, der fällt und "aput" (im
orginal kursiv, MR) für Schnee, der liegt. Damit machst Du Dich nicht
gerade beliebt, aber Du setzt Dich für die Wahrheit und für die
Maßstäbe gültiger Behauptungen ein." (Miller, Georg A., 1993: Wörter 
- Streifzüge durch die Psycholinguistik, Heidelberg: 19)

Gruss, Martin
-- 
Martin Rost - http://www.netzservice.de/Home/maro/ - Germany, Kiel