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Re: [FYI] Internet fördert "Flucht vor Information"



On Tue, May 16, 2000 at 04:13:29PM +0200,
	Wau Holland wrote:
> On Wed, May 10, 2000 at 07:58:20PM +0200, Florian Weimer wrote:
> > "Axel H Horns" <horns@t-online.de> zitiert Heise:
> > 
> > > "Alle 18 Monate verdoppelt sich die technische Kompetenz, doch wir
> > > bleiben stehen", meint Holland.
> > 
> > Ist Wau ein bißchen plemplem? Oder hat der Redakteur keine Ahnung und
> > achtet nur auf lautliche Zusammenhänge?
> 
> Moeglicherweise trifft beides zu.
> Ich hatte einen "Liveact" beim "Hamburger Dialog" aufs Auge gedrueckt
> bekommen und betrachtete entsprechend live mit Publikum ein Videotape,
> das ich gemeinsam mit Wolfgang Mischke am Wochenende vorher produziert
> habe. Insofern ist es leicht, obiges zu ergaenzen, wenn ich meinen
> (gesprochenen) Text vom Band abgetippt habe (ist in Arbeit).
> 
> Kurz aus der Erinnerung meines Getapeten:
> Alle 18 Monate verdoppelt sich die Leitungsfaehigkeit der Computer
> (Moores Law), aber die der Menschen ist die letzten Jahrtausende
> oder gar Jahrmillionen in etwa gleich geblieben.

Dem muss entgegengehalten werden, dass die Leistungsfaehigkeit des 
Gehirns, was nichtprimitive Aufgaben angeht, um Zehnerpotenzen hoeher
ist als die eines Computers. Wenn Du etwa die (anerzogene) "Faehigkeit"
des Computers, grosse Zahlen in uSecs zu addieren oder multiplizieren,
vergleichen wolltest mit der Unfaehigkeit der meisten Menschen, schon mit
dem "grossen Einmaleins" umzugehen, verglichest Du Aepfel und Birnen.

> Dabei habe ich auch "das Gegenteil" des Berichteten gesagt, denn
> Konrad Zuse hatte sehr wohl die komplette Schaltung seiner Kiste
> im Kopf (was der Heiseschreiber bezweifelt) - aber bei rund
> 3000 Relais geht das noch, bei der 68 000 mit 68 000 Transistor-
> funktionen ueberschreitet es IMO die Faehigkeit eines Menschen,
> das komplett im Kopf zu haben.

Beim 68K hatten die Designer schon das Schaltungskonzept im Kopf, bis 
hin zum letzten Gatter, allerdings eher funktional, nicht geometrisch, 
genau wie Zuse wohl auch - soll heissen: es reicht, dass sie wissen,
wie sie das Wissen regenerieren koennen, nicht auf Kommando (nachts
mit dem Layout geweckt) welcher einzelne Transistor an beliebiger
Stelle was leistet. Diese Art der Wissensrepraesentation unterscheidet
nach wie vor Mensch und Computer.

> Auch ein FORTH-Freund hatte seine 5 MB Platte "auswendig" als
> ca. 5000 direkt adressierte Forth-Screens im Kopf und lehnte
> das FAT-Konzept aus grundsaetzlichen Erwaegungen ab.
> Dann hatte er eine 10 MB-Platte und war nicht mehr in der
> Lage, sich die doppelte Menge zu merken - was mich sehr
> amuesierte, denn sowas hatte ich ihm fuer irgendwann prophezeiht.

Er hat den Fehler gemacht, sich das Layout zu merken, nicht die
Vernetzung, sprich: er hat analog gelernt, dass im Telefonbuch auf
Seite 870 die Nummer von Lieschen Mueller steht, aber hat nicht
erfasst, dass Karl Meier *ein paar Seiten davor* stehen muss, weil
Meier alphabetisch vor Mueller steht. Verschiebt man ihm ab Screen
1234 alle Seiten um 7 und ab 2704 um -5, weiss er nichts mehr.
Das ist Spezialistentum wie beim Auswendiglernen der ersten 10000
Stellen von PI. Das kann ein Computer deutlich besser.

Holger

-- 
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fully valid text. Get rid of this garbage and use correctly working software.
end