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Re: KRITIS Bericht



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At 13:56 29.06.00 GMT, you wrote:
>* Dr.Horst-Walter Schwager wrote:
>>Weitere Mirrors werden gesucht, sowie eine aktuellere Version des
>>Dokuments, falls diese existieren sollte.
>
>ftp://ftp.iks-jena.de/pub/mitarb/lutz/hacking/gov/Kritis-12-1999.html
>
>Wer hat den vollen Bericht?

ich habe das so verstanden, daß es nur diesen Kurzbericht gibt (von
12/99; aktuellere Version ev. vorhanden?) und erst mit der Abarbeitung
der Ziele A-F - A ist z.B. "Fertigung einer Bedrohungsanalyse für
kritische Infrastrukturbereiche in Deutschland im Hinblick auf ihre
IT-Verletzlichkeit" - ein Langbericht entstehen kann (?).

Meine Hauptkritik am Bericht sind vier Dinge:

1) Die Unsicherheit nicht nur darüber "was geht hier eigentlich vor" -
das wäre ja noch legitim - sondern auch über Begriffsbestimmungen ist
mit Händen zu greifen. Es wird beispielsweise auf Seite 6 vom Cyberwar
als Tatsachenbehauptung ausgegangen ("Die im Cyberwar eingesetzten
neuartigen Technologien...lassen es bislang noch zu...).Auf Seite 14
dann die Feststellung dass es "Offen ist, ob und in welchen Bereichen
es interessierte Kreise gibt, die willens und in der Lage wären...zu
mißbrauchen." Dann Benennungen von "unzertifizierter
Standarsoftware/Systemhardware (S.15)" (ja was denn und durch wen?),
"sichere Systemprogramme (S.16)" (au weia!!) "Tiger Teams" werden mit
"Schneller Eingreiftruppe" gleichgesetzt (S.19). Mal wird von
"Cyberwar", dann von "Information Warfare" gesprochen u.s.w.

2) Das völlige Verkennen eines möglichen und wahrscheinlichen
Zielkonfliktes vom Schutz der Infrastruktur zu Basis Menschen - und
Bürgerrechten. Jedenfalls wird darauf mit keinem einzigen Wort
eingegangen. Die Industrie soll weitestgehend einbezogen werden (s.
Zielformulierungen A-F), NGO's nicht. Güterabwägung also komplett
nicht vorhanden!

3) Die mal wieder offensichtliche Anlehnung an den großen Bruder durch
weitgehender Übernahme der amerikanischen PDD63 (Grundsatzregeln der
Clinton-Administration zum Schutz der lebenswichtigen Infrastruktur -
Weisung des Präsidenten) was Methodik und Vorgehen angeht.

4) Dass das Denken der Ersteller der Studie in alten militärischen
Kategorien hängengeblieben ist. Vom "disloziert geführten Angriff" bis
zum Wunsch nach EINER Zentrale, die Angriffe auf "DIE" Infrastruktur
erkennen+melden+zurückschlagen soll (wörtlich "protect, detect,
react"). So etwas erscheint mir als eine Hybris (aus vergangener
Zeit), die in einem neuronalen Netz wie dem Internet sowohl technisch,
als auch sozial nicht möglich und in Demokratien auch nicht
wünschenswert ist.

Schönen Gruß           Horst-Walter
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