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[FYI] FAZ: "Sumpf in Net-Dur" - Napster, RPS, Zukunft der Musik



Stefan Heidenreich auf Seite 45 der heutigen FAZ (Feuilleton):

			  SUMPF IN NET-DUR
	
	Der Besitz von Musik wird immer absurder: Neuer Tonmarkt.
	
	[...]
	
	All die Debatten, die derzeit über MP3, über Napster, über
	Musikpiraterie und über den Verkauf gebrannter CDs [...]
	geführt werden, bewegen sich im Kern um die selbe Sache: Die
	digitalen Medien und Netze schaffen für Kultur fundamental
	neue ökonomische Ausgangspositionen.
	
	[...]
	
	Gegen die bedrohliche Entwicklung schlug der Bundesverband
	der Phonographischen Industrie im September 1999 vor, ein
	sogenanntes RPS [...] zu installieren.  Wie eine
	Zollschranke im Netz sollte damit an virtuellen Schlagbäumen
	Information mit indizierter Herkunft aufgehalten werden -
	angesichts der globalen Vernetzung und des internationalen
	Abbaus von Handelsbeschrnäkungen eine reichlich absurde
	Vorstellung.
	
	[...]
	
	Paradoxerweise könnte gerade die freie Verfügbarkeit von
	Speicherplatz dazu führen, daß die Epoche der Musikkonserve
	sich wieder ihrem Ende nähert und der Besitz von Musik so
	absurd wird, wie er vor der Erfindung der Schallplatte
	einmal war. Statt dessen gewinnt das Ereignis wieder an
	Bedeutung, allerdings nicht mehr als Kult realer Präsenz im
	Konzertsaal, sondern in einer Präsenz der Aufmerksamkeit im
	Netz.
	
	[...]
	
	Man kann sich gut vorstellen, daß künftig Musik in einer
	digitalen Welt, wie sie der Science-fiction-Autor Neil
	Stephenson in dem Roman "Snow Crash" beschrieben hat, als
	Event vermarktet wird.
	
	[...]
	
	


-- 
Thomas Roessler                         <roessler@does-not-exist.org>