Re[4]: [FYI] Auch FDP fordert Funkgebuehr

[Joerg-Olaf Schaefers <js@fx3.de>]

Hello Axel,

Monday, August 21, 2000, 6:29:03 PM, you wrote:

> On 21 Aug 2000, at 16:15, Joerg-Olaf Schaefers wrote:

>> > Kann mir mal irgendwer erklären, wieso sich das nicht ganz einfach
>> > aus allgemeinen Steuern finanzieren läßt?  Warum das Rad neu
>> > erfinden?
>> 
>> Habe ich iirc schon einmal angerissen, man wollte nach
>> Weimar (und NS-Zeit) Staat und OE-Rundfunk voneinander
>> unabhaengig halten. Ueber den Erfolg dieses Modell/der
>> Idee kann man freilich streiten (WDR, BR, nun mdr).

> Man sollte auch mal darueber nachdenken, ob man den ÖR tatsaechlich 
> in der heutigen Form noch braucht. Ich bin mittlerweile der Meinung, 
> dass man DLF, DR Berlin und DW aus Steuermitteln (oder einer 
> geraeteunabhaenigen Buergerabgabe?) finanzieren sollte. 

Die von dir genannten Sender bieten recht hochwertiges
Programm, aber leider nur fuer eine recht kleine Ziel-
gruppe. Eine Reduzierung auf solche Sparten deckt sich
nicht mit dem grundsaetzlichen Auftrag des ÖR-Rund-
funks. ÖR-Rundfunk ist per Definition Vollprogramm fuer
_alle_, nicht Nischenfueller fuer wenige.

> Die uebrigen Anstalten kovergieren immer mehr gegen
> die Usancen der Privatfunker.

Mag sein, diese Annaehrung (Anbiederung?) ist mittler-
weile leider notwendig geworden. Das Volk schreit
nunmal nach "Unterhaltung" und "Sport". Wuerde man auf
diese Inhalte verzichten, wuerde man auch die Akzeptanz
bei der Bevoelkerung verlieren ("Wofuer zahle ich denn
ueberhaupt Gebuehren, wenn ich nicht einmal mehr
Schalke sehen darf?"). Eine eklige Gratwanderung. Ob
man bei jedem Lizenzpoker mitzocken muss, steht auf
einem anderen Blatt. Imo waere eine Kurzberichterstat-
tung durchaus ausreichend. Sollte man mal ueberdenken/
abwaegen.

"Abwaegen" ist uebrigens eines der Hauptprobleme. Viele
Grossevents/Produktionen lassen sich eben nur noch
durch zusaetzliche Werbung/Sponsoring finanzieren.
Persoenlich bin ich sogar fuer einen ÖR-Rundfunk
gaenzlich ohne Nebenfinanzierung durch Werbung und
(schlimmer, weil versteckter [1]) Sponsoring. Leider
ein sehr illusorischer Wunsch.

> Schoene Zeiten waren das, als der
> oeffentlichrechtliche Rundfunk noch einen
> aufklaererischen Impetus hatte. Doch das ist lange
> her. Es ist Zeit, sich von Illusionen zu
> verabschieden. ARD und ZDF werden in ihrer heutigen
> Verfassung nicht mehr benoetigt.

In der heutigen Verfassung vielleicht nicht. Gemaess
ihres urspruenglichen Bildungs- und Informations-
auftrags aber mehr denn je.

> DLF, DR Berlin und DW sowie die faszinierenden
> Moeglichkeiten des  Internet wuerden eine
> "Entsorgung" der uebrigen ARD und ZDF  ermoeglichen.
> Man muesste es nur wollen.

Ich habe auf dieser Liste auch schon mal von der
Arroganz der "Informationselite" geschrieben. Nicht
jeder Mensch hat die Moeglichkeit sich so umfassend wie
wir zu informieren. Sei es aus fehlender Zeit und/oder
fehlender "Medienkompetenz" (Ich hasse dieses Wort). Da
muss nach Feierabend schon mal die Tagesschau reichen,
von mir aus auch bald ein ÖR-Internet (die ARD bastelt
ja daran, afaik gibt es aber noch ein paar rechtliche
Probleme wegen Auftrag/Finanzierung)

Ich denke wir sind uns einig, das fuer einen Grossteil
der Bevoelkerung weder das Infotainment der Privaten,
noch der Spartenfunk von DLF/DLR eine echte Alternative
ist.

MfG
 Olaf

[1] Gute Beispiele sind "Motobike, das Metzler-Motorrad
magazin" oder "Doppelpass", der von Warsteiner und
einem Hotel bezahlte Fussball-Talk. Dann doch lieber
eine Zwangsbesteuerung durch GEZ oder Staat.


PS: http://www.artikel5.de/gesetze.html ist lesenwert.