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Re: Gutmenschen im Bund mit Software-Stalinisten



> Gerne werde ich Ihnen unseren Ansatz erklären. Es geht, wie Sie der Ihnen
> vorliegenden PM entnehmen können, nicht um Zensur, sondern um freiwillige
> Selbstkontrolle. Wir werden außerdem mit den Regierungsstellen zusammen
> arbeiten und diese beraten, um einer staatlich aufoktruierte Zensur
> vorzubeugen, denn es kann nicht im Sinne der Internet-Branche sein, daß das
> Internet als demokratisches Medium in Verruf gerät und das Grundprinzip des
> Netzes durch eindeutig rechtswidrige Inhalte ausgehebelt wird.

Die Gefahr liegt darin, dass zunaechst auf "freiwilliger" Basis allerlei
Filtersysteme entwickelt werden, die mit zunehmend hartem Zwang gegen die
nicht-mitmachenden "scharzen Schafe" unter den Zugangsanbietern
durchgesetzt werden.  Hinzu kaemen allerlei weitere Netzfolterwerkzeuge
wie z.B. die obligatorische Teilnahme von Kopierschutzsystemen, die auf
Geheimschluesseln beruhen, deren Kenntnis und Weitergabe dann ein
Verbrechen darstellt, so dass auch die Interoperabilitaet zugunsten
weniger proprietaerer Betriebssystemhersteller verhindert wuerde, vgl
http://www.opendvd.org.

> Grundsätzlich darf ich darum bitten, sich zu identifizieren, wenn Sie an
> info@naiin.de schreiben. Polemische Begrifflichkeiten, wie
> Software-Stalinisten, vermeiden Sie bitte in Zukunft, da diese hier völlig
> fehl am Platze sind.

Diesen Begriff praegte Prof. Lawrence Lessig im ORF-Gespraech

  http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=30188&tmp=4994
  Tod der Cyber-Innovation durch Software-Stalinismus

Er mag heute ueberzogen klingen, aber von der Perspektive eines Jahres
2096, wie Richard Stallman sie in

  http://www.gnu.org/philosophy/right-to-read.html

entwirft, erscheint er mir angemessen.

Ich wollte Sie nicht beleidigen, sondern lediglich mit einem kurzen
Schluesselwort auf einen grossen Themenkomplex hinweisen, der vielen der
NAIIN-Teilnehmer vielleicht nicht bewusst ist.

MfG

Hartmut Pilch