[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [FYI] Neues Urheberrecht verteuert Scanner



On Wed, Sep 20, 2000 at 12:21:48PM +0200, Wau Holland wrote:
> On Wed, Sep 20, 2000 at 09:07:46AM +0200, Holger Veit wrote:
> ...
> > > früher gab, war echtes Gemeinschaftseigentum, z.B. öffentliches
> > > Weideland.
> > 
> > Was bekanntermassen nicht funktioniert, wenn es gleichzeitig das Konzept
> > des Gewinnerwirtschaftens aufgrund von Eigentum gibt (tragedy of the commons
> > Dilemma).
> 
> These:
> Gemeinschaftseigentum funktioniert, wenn es frei kopierbar ist.

Dies bezieht sich auf virtuelle, modifizierbare Objekte, wie z.B. GPL-SW.
Es klappt schon nicht mehr so recht bei MP3-Musik - die wird nicht besser,
sondern nur billiger (naemlich fuer lau vom letzten Absauger beziehbar).
Bei der klassischen Almende (dass das Konzept in England funktionieren soll,
Heiko, *ist* Folklore, oder zumindest die Gruppengroesse der Nutzer ist
so winzig klein, dass man in erster Naeherung noch von Familienbesitz
sprechen kann).

> Wissen und Programme werden beim Aendern eher besser als schlechter.

Theorie des Open Source. Wir erleben allerdings derzeit den Effekt, dass
die Nutzerschaft solcher Software exponentiell waechst, die Anzahl der
interessierten und befaehigten Programmierer aber bestenfalls linear
waechst (IMHO sogar ziemlich konstant bleibt), was mit der Explosion
verfuegbarer OS-SW tendenziell eher zu einer Verschlechterung fuehrt.
Ein Grossteil der Projekte auf Sourceforge wird von ein oder zwei
Leuten getragen, in der Hoffnung, dass sich da noch zwei weitere
finden, die dann den Stamm verdoppeln. Die Realitaet ist nicht das
Linux-Kernel oder KDE, sondern Kleinzeug wie ein MP3-Player, den
alle haben wollen, aber fuer den keiner selber den Finger ruehren
will.

> Die "tragedy of the commons" in der Wissensgesellschaft besteht
> im Versuch, Wissen zu verbieten und exklusiv zu machen.
> (zugegeben, laenger als eine SMS).

Teil-ACK. Das trifft es nicht ganz. Es besteht kein Konsens darueber,
dass man es mit einer Almende zu tun hat. Es gibt immer noch die
Phantasie, dass es ein reiner Markt ist, bei dem man durch Konzentrationen
und Claimabstecken und Zerstoeren der Konkurrenz sich einen grossen
Teil abstecken kann. Bezueglich der Connectivity ist das Internet bereits
jetzt in eine Reihe von disjunkte Teile gespalten; ich sehe in Zukunft
bei weiterer Konzentration der Grossen zahlreiche Pay-TV^H^HNet-Sender,
die ihre Services exklusiv anbieten werden (verschluesselt und verrammelt)
und ein paar Exoten, die noch Free-Net fuer alle anbieten. Die sind aber
fuer den Grossteil der User unattraktiv, weil sich dort kaum Mehrwertangebote
fuer die breite Masse finden, bzw. weil ihr Content vorwiegend von Werbejunk 
getragen wird.

> ...
> > > Warum bewertet man eigentlich die schöpferische Leistung von
> > > Autoren anders, als die anderer Menschen? Bekommt der Maler
> > > jedesmal Tantiemen, wenn einer seine Bilder betrachtet; oder
> > 
> > Der heutige Kuenstler haette dieses gerne - es gab nur bislang nicht die
> > Moeglichkeit, einzelne reflektierte Photonen vom Kunstwerk in die Netzhaut
> > abzurechnen.
> 
> Die gemeinsame Betrachtung von Futurama in der WG bringt jedem mehr,
> weil jeder andere Details wahrnimmt. Ich meinte "Matt Groening
> gehoert zur BASIC-Generation", als ich das robogestickte Deckchen (?)
> sah, auf dem nicht "Home, sweet home" stand, sondern
> 
> 10 HOME
> 20 SWEET
> 30 GOTO
> 
> (so meine fluechtige aber sofort reflektierte Wahrnehmung).
> So ein Vorgang kompliziert die Photonenabrechnung zusaetzlich.

Die aus der Betrachtung mitnehmbaren Assoziationen brauchen -derzeit- 
nicht gesondert berechnet werden, solange der Vorgang des Betrachtens
bereits kurzfristig zur Zahlung verpflichtet. Mach' nicht einen 
Schritt vor dem Naechsten. Gedankenkontrolle ist der Naechste Schritt;
noch fehlt die Technologie dazu, aber ich bin pessimistisch, dass
man zoegern wird, diese Technologie einzusetzen, wenn es sie erstmal
geben sollte. Siehe die "Gedankenkontrolle" durch grossflaechiges E-Mail-
Scanning. Wer schreibt ein PGP fuer Gedanken, wenn erst mal Gehirnwellen
decodierbar sein sollten? Wer *kann* es noch schreiben? Science Fiction?

> ...
> > man experimentiert mit virtuellen 3D-gerenderten Interpreten - im Augenblick
> > ist lediglich noch die Real-World-Graphik echter Schauspieler und Popgruppen
> > besser als die Computeranimantion (aber die Unterschiede werden geringer).
> 
> Ich entsinne mich an einen SF, wo der "Rechteinhaber" den "Urheber"
> umbringen laesst, um ihn vollstaendig unter Kontrolle zu haben -
> der reale Kuenstler gehorchte den Verwertungsgesetzen nur unvollkommen.
> 
> Die besten SF sind "alle" geschrieben, die uebelsten Phantasien
> werden Realitaet. Wer kennt noch die "Robotergesetze"?
> Heute gibt es schiessende Roboter zur Einbrecherabwehr.

ACK. 

ACK?
Ich frage mich freilich, ob dieser Rueckzug auf die private Ebene
(mein Eigentum gehoert mir, koste es was es wolle) nicht synonym ist mit
der Forderung, fuer das eigene Wort/den eigenen Ton/das eigene Bild von
allen anderen "Konsumenten" dessen eine nicht unerhebliche Kompensation  (fuer
immer) zu bekommen, und dieses nicht wiederum konform ist mit einem Wunsch
nach Privatsphaere durch Verschluesselung von P2P-Kommunikation in E-Mails.
IMHO (drei) Facetten desselben Gegenstandes, allerdings: Robocops sind baeh,
Urheberrechtsabzocke nur von den anderen schlecht (fuer sich selbst dagegen
aeusserst angenehm), und "my home is my castle" ist okay.
Sind allerdings alles dieselben Personen.

Holger

-- 
signature fault - code dumbed