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Re: [FYI] Rainer Fromm: Internet schafft neue rechtsradikale Strukturen



On 2000-09-25 23:02:19 -0700, Nathalie Merle wrote:

> Hinzu kommt aber, dass diese klassischen Lernziele mit den
> Inhalten und dem Umgang im Netz zusammengebracht werden muessen.

Müssen sie das überhaupt?  Ich behaupte, daß jemand, der in der Lage
ist, eine historische Quelle oder einen literarischen Text
vernünftig zu analysieren, das erworbene Methodenwissen auch auf
einen online vorgefundenen Text anwenden kann, um etwa dessen
Plausibilität zu prüfen.

Ob der Text nun auf Papier oder auf einem Bildschirm steht, ob er
per Fahrrad aus dem Buchladen oder per Modem aus dem Netz geholt
wurde, dürfte dafür herzlich irrelevant sein.

> Soweit ich es beurteilen kann, scheuen sich die meisten Lehrer
> aus eigener "Nicht-Erfahrung" (hinzu kommen infrastrukturelle
> Probleme) das Web in den Unterricht miteinzubauen.

Warum auch?  Warum muß ein Webbrowser eine Rolle spielen, wenn man
die wesentlichen Lernziele auch mit ganz traditionell
papiergebundener Literatur erreichen kann, die ja auch gewisse
Vorteile (stürzt nicht ab, ist augenfreundlicher, kann man drin
herumkritzeln, man muß beim Blättern nicht eine Ewigkeit warten, bis
der Text durch den ISDN-Kanal ist, den gerade die Pornosauger im
Aufenthaltsraum belegen, ...) hat?

Der Web- und Suchunterricht für Pädagogen scheint, wenn wir mal
ehrlich sind, eher nötig zu sein, um den verehrten Lehrern die
Recherche nach abschreib- und ausdruckfertigen Referaten im Netz
beizubringen.

> "Das macht doch die Informatik AG. Ich unterrichte Geschichte.
> Das hat nichts mit dem Internet zu tun" (Geschichtslehrer, 13.
> Jahrgangsstufe).

Ja, und?  Solange dieser Geschichtslehrer seine Arbeit vernünftig
getan hat und seine Schüler das nötige Wissen und die nötigen
Fähigkeiten erworben haben, ist diese Arbeitsteilung völlig ok.

> Ist es denn nicht effizienter, wenn auch andere Vorbilder
> oeffentlich fundiert aufklaeren? Ich meine nicht diese
> Plattituden: "Ich bin gegen rechte Gewalt" (wobei das schon mal
> ein guter Ansatz ist), aber wirkliches Interesse bei den Jungs
> und Maedels anregen....wenn's um Einschaltquoten geht, weiss doch
> jeder sofort wie man das macht.

Ich wage zu bezweifeln, daß Textinterpretation und ähnliches per
Fernsehen vernünftig vermittelbar sind.  Ich wage ferner zu
bezweifeln, daß Zlatko als Vermittler von historischem
Hintergrundwissen geeignet ist.

-- 
Thomas Roessler                         <roessler@does-not-exist.org>