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Re: [FYI] Historikertag: Verbandschef warnt vor Fixierung auf das Internet



On Thu, Sep 28, 2000 at 10:09:37AM +0200, Martin Schröder wrote:
> On 2000-09-27 22:13:05 +0200, Holger Veit wrote:
> > Wer wird in fuenf Jahren ueberhaupt noch wissen, dass es andere Moeglich-
> > keiten gibt, einen Desktop-Rechner zu bedienen als mit einer Oberflaeche,
> > bei der unten links in der Ecke ein "Start"-Button ist, mit dem man den
> > Rechner *stoppt*?
> 
> Das ist schon jetzt so. Letztes (?) Jahr gab's irgendwo in
> Californien die wahrscheinlich letzte Chance, ein
> Xerox-Star-System live zu erleben.
> 
> Wie macht man in Zukunft Untersuchungen über GUI-Geschichte?

Die Theorie ist, das entsprechende Originalsystem einzumotten (was nicht vor
eingetrockneten Elkos etc. schuetzt, die es dann doch wieder unbrauchbar 
machen koennen), einen Emulator zu schreiben (muss dann leider mit jeder
neuen Rechnergeneration upgedatet werden, derzeit eliminiert M$ peu-a-peu
z.B. die DOS-Kompatibilitaet) oder die entsprechenden Sourcen der Software
veroeffentlichen. Aber selbst dann wird man nach Jahren oder Jahrzehnten
eine Sisiphusarbeit vor sich haben, das Zeugs zu portieren - es mag vielleicht
noch ein CPU-Emulator (fuer z80 oder 6800) geben; die Hardware ist aber
lange den Bach runter: man muss also in muehevoller Kleinarbeit Treiber
schreiben und dann Schlussfolgerungen ziehen, ob, das, was dabei herauskommt,
auch tatsaechlich noch dem Original entspricht. Dazu muss man dann allerdings
wiederum, wie Du richtig sagst, das Originalsystem einmal in RL gesehen haben.

Oder auf Video-Aufzeichnungen. Tom DeMarco hat schon vor 10 Jahren oder mehr
in einem Essay vorgeschlagen, Programmdokumentation vom Entwickler in Form
von technischen Videovortraegen zu erstellen: das ist einfach und billig,
und man kann die Gedankengaenge aus erster Hand besser vermitteln als mit
geschriebenem Pflicht-Blahblah. Seine Idee ist heute allerdings noch weiter
kostenoptimiert worden: man spart sogar die Videoerstellung ein und liefert
ueberhaupt nichts Brauchbares mehr an Dokumentation. Warum auch: die
Produktzyklen sind so kurz, dass man den neu gekauften Artikel besser jetzt
wegwirft, als spaeter teure Entsorgung zahlen zu muessen.

Holger

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