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Re: [FYI] 101 Köpfe: Wolfgang Tauchert



[seufz, der Reply-To-Fehlerteufel hat mal wieder zugeschlagen]

On Tue, 14 Nov 2000, Nathalie Merle wrote:

> >  Warum werden Softwarepatente genau jetzt zu einem Streitpunkt, zu
> >  einer Zeit, in der die "Freedom to Innovate" und die euphemistisch
> >  als "Netzwerkeffekt" bezeichnete Monopolisierungsstrategie von Soft-
> >  wareanbietern manifest wird?
> Weil neue Organisationskonzepte (netzwerkorganisationen)zu einer
> Umverteilung des beherrschbaren Bereiches einer Unternehmung fuehren.

Umverteilung... ein sehr guter Argumentationsansatz (auch wenn er
politisch eingefaerbt und damit der Sache gefaehrlich sein koennte ;)).

Aber trotzdem trifft es wohl den Kern der Sache, und mir zynischem
Erzliberalen kommt diese Denkweise eigentlich sehr gelegen. Ich bin
auf jeden Fall der Meinung, dass sich wesentliche gesellschaftliche
Umwaelzungen abzuzeichnen beginnen, die _eine_ ihrer Wurzeln im
OpenSource-Gedanken haben, aber nicht nur in Bezug auf konkrete Soft-
ware, sondern eben gerade in Bezug auf Opensource-Information, die
viele Formen ("Things can be owned. Ideas can be freed"/openpatents.org,
Full-Disclosure-Grundsaetze, ...) annehmen kann.


> Sie wissen, das sie es eigentlich nicht mehr aufhalten koennen.

So optimistisch bin ich nicht. Aber ich bin ueberzeugt, dass
diese Softwarepatentierer und RPS-Befuerworter evolutorisch
ein aehnliches Schicksal wie die Saurier erleben werden. Ihr
rueckwaertsgerichtetes Streben wird langfristig nicht Erfolg
haben. Aber wie lange ist diese Frist?


> >  entlich eingestehen will? (Vorsicht Verschwoerungstheorie)
> Ja.

Ich sehe, wir verstehen uns *g*.

> >  Ist das Zusammentreffen von Drang nach Softwarepatenten und den
> >  laecherlichen Versuchen der Unterhaltungsindustrie zur Ausdehnung
> >  ihres Geschaeftsmodelles - der Distributionskontrolle - auf die
> >  Netzwelt nur eine zeitlich-historische Koinzidenz oder sind das
> >  zwei Auspraegungen des selben Paradigmenkampfes?
> 
> Versuch's doch mal aus einzelner Firmensicht: die wollen einfach nur
> ueberleben. Im Moment gehen ziemlich viele Startups den Bach runter und das
> ist keine besonders angenehme Erfahrung. Die meisten VC's ueben im Moment
> enormen Erfolgsdruck auf die Unternehmen aus.
> Ein Patent gibt im ersten Moment eine Scheinsicherheit. Zumindest mal um die
> VC fuer eine Weile mundtot zu machen.
> Die Grossen muessen ihre strategische Position sichern, damit sie auch
> morgen noch in der Lage sind in einem Markt Geld zu verdienen.


Diese mikrooekonomische (sorry, ich bin Wirtschafter ;)) Sicht
unterstuetze ich nicht. _Rational_ betrachtet waere jeder einzelne
(und jede Firma) besser dran, wenn es _keine_ Softwarepatente geben
wuerde. Software als nicht-materielles Gut unterliegt eben nicht der
"Tragedy of the Commons", etwas salopp ausgedrueckt also der Ueber- 
weidung der allgemein zugaenglichen Wiesen durch einzelne Tritt-
brettfahrer.


> Ich find das passt so schoen: 
> 
> <Eine Weisheit der Dakota-Indianer sagt:
> "Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab."
>[...]

*rotfl*

Gruss,
Matthias

-- 
"23 Millionen AOL-User sind auch Menschen"
Sierk Hamann, 8.11.2000, Colloquium Angewandte (Un-)Sicherheiten, 
Koeln, im Zusammenhang von Minderheitenschutz und Filterz im Netz