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Re: [FYI] Misthaufen & Orale Tradition?



On Sat 2000-11-25 (13:32), Hans Thiel wrote:
> Ich z.B. habe Probleme, hier schnell deinen Text vom Zitat meines
> Textes zu unterscheiden.

Bei mir wird sowas durch optische Hervorhebung einfach, aber ich
kann eine weitere Leereile einfuegen.  Da ich Zitate standardkonform
kenneichne, ist es uebrigens ganz Deiner Software ueberlassen, nach
Deinem Geschmack und Anfoderungen darzustellen, SCNR.


> Meinst du mit "Sprache" hier "Lautsprache"? Man darf bei Pöppel

Ja.


> > Ich komme des oefteren in die Gelegenheit in Chats einigermassen
> > komplexe Thematiken zu diskutieren.  Es erfordert immer eine
> > praezise Wortwahl und Begriffsdefinition, oder es ist zum
> > Scheitern

> Du bleibst bei normativen Anforderungen, statt schlicht deskriptiv
> Festgestelltes als (wachsende) Realität zu sehen.

Pardon?  Ich _weiss_, dass es eine ausreichende Kommunikation ab
einer gewissen Komplexitaet nicht ohne 'praezise Wortwahl und
Begriffsdefinition' moeglich ist, denn ich befinde mich taeglich in
der Situation, das festzustellen.  Und ich habe durchaus die
Anforderung, kommunizieren zu koennen...


> Das Problem der Chats ist eben die Verlagerung hin zu sehr simplen
> Themen und Äußerungsformen.

Das ist mE nicht das 'Problem der Chats'.

Ich betreibe einen Service in diesem Bereich nebenbei, und dort
tagen durchaus auch Expertengruppen oder diskutieren Leute
sehr engagiert und fundiert.  Aber wieviel Kommunikation ist in Real
Life nicht simple bzgl. Thematik und Äußerungsform?  In dem Maße, in
dem Chats 'normal' werden, wird auch der Anteil dieser
Alltaeglichkeiten in ihnen 'normal', zumal in einer Nichtigkeiten
als 'Ereignis' zelebrierenden Mediengesellschaft...

Das Problem ist eher die oft anzutreffende Ignoranz neuer Teilnehmer
in einer solchen 'virtuellen Runde', gegenueber den diese Runde
nunmal definierenden Vorstellungen der anderen Teilnehmer.  Das ist
aber mE ein soziales Problem, das durch die Eigenschaften
elektronischer Medien (relative Annonymitaet, fehlende direkte
Rueckkopplung, wargenommener Charakter eines zu konsumierenden
Unterhaltungsmediums) dort verstaerkt zu Tage tritt.


> Veranstaltete Chats mit anspruchsvollerer Thematik sind da nur
> Sahnetupfer.  Vielfach werden aber Foren gleich "Chat-Foren"
> gesetzt, weil eben andere Formen des Austauschs gar nicht mehr
> bewusst werden (z.B. so im Verlag der neue-oz.de geäußert). "Freie
> Foren" werden dort nicht (mehr) angeboten.  Regie-Betrieb oder
> Müll-Eimer sind da nur noch die Alternativen.

Das ist ein Grundlegendes Problem jeden offenen Mediums.  Die
bekannten Regularien der 'kleinen Gruppe diskutierender' greifen in
einem jedem offenen Medium in einem globalen Netz natuerlich nicht
mehr.  Stell eine weisse Wand mit Stiften und einer
Themenueberschrift offen in die Fussgaengerzone einer beliebigen
Stadt und werte sie nach zwei Wochen aus...

Entweder man etabliert wieder die kleine, relativ geschlossene
Gruppe (zB Mailinglisten, geschlossenen Foren) oder man nutzt die
gegebenen teilnehmerseitigen Verarbeitungs- und
Filtermoeglichkeiten.  Da waeren wir dann wieder bei Medienkompetenz
und brauchbarer Software, der Mangel an Moeglichkeiten diesbzgl.
laesst mich weiten Abstand von fast allen Web-basierten (offenen)
Foren nehmen.  USENet ist dafuer einfach der bessere Ansatz.

-- 
MfG/best regards, helmut springer
                                        Life is a bitch and then you die.