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Re: Experiment zu Machtstrukturen und Zensur im Internet




Martin Rost schrieb u.a.:
> In schulung.lists.fitug-debate Kristian Koehntopp write:
>>Man mag über die Herangehensweise von Alvar geteilter Meinung
>>sein, aber diesen Punkt kann man nur unterstreichen. In dem
>>Moment, wo wir eine freiwillige, wirksame und zumutbare
>>Filterinfrastruktur haben, etwa zur Umsetzung des Jugendschutzes
>>- in diesem Moment wird die Verwendung solcher Filter auch für
>>Erwachsene und zwangsweise zum Thema.

> Das war eines meiner Kernargumente aus dem Jugendschutzgutachten: Es
> ist gleichgueltig, ob Filter nun halten, was deren Nutzer sich davon
> versprechen oder nicht. Der Nachweis der technischen Nichtfunktion
> fuehrt genau nicht dazu, sie nicht einzusetzen. Sie werden trotzdem
> eingesetzt, weil technische Funktionalitaet politisch kein allein
> massgebliches Kriterium ist. Filter werden ueberall dort eingesetzt,
> wo es um der Demonstration/ den Erhalt/ Ausbau von Macht gehen muss.

Wenn ich es systemtheoretisch-optimistisch statt (-pessimistisch)
wenden würde: Die Kommunikation über Filter sollte vermehrt im
politischen System stattfinden statt auf Techniker-Kommunikation
zu vertrauen. In der Kommunikation des politischen Systems kommt
es auf die Durchsetzungsfähigkeit von Themen an; man verlasse sich
besser nicht allein auf die Irritierung der Politik durch
technische Argumente, sondern probiere es über das Medium öffentliche
Meinung. Oder ist die Auseinandersetzung Deiner Ansicht
nach schon völlig verloren?

> Wichtig: Machterhalt ist dabei keine moralische Verfehlung, sondern
> gesellschaftlich notwendige Funktionalitaet. Der Witz ist, dass sich
> durch Installation des Netzes die Machtformen selber aendern, dass
> das Setzen auf konventionelle Filter nur ein weitgehend hilfloses
> letztes Aufbaeumen traditioneller Machtformen darstellt.

Müsste dann nicht kommuniziert werden, dass hier ein Verlust der
symbolischen Wirkung, eine Schlappe der Macht droht? Wenn der
technische Fehlschlag einen politischen Fehlschlag nach sich
zöge, wäre zumindest das doch für das politische System relevant?

Alles Gute,
/// Alexander