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Re: Experiment zu Machtstrukturen und Zensur im Internet



Hi,

wir haben da noch ein kleines anderes Problem:

Martin Rost (maro@maroki.netzservice.de) - Sun, Dec 17, 2000 at 03:45:16PM +0100:
> sogar noch funktional. Nur Techniker glauben, dass Ahnung zum
> Erhalt/Ausbau von Macht fuehrt. (Genau deshalb versagen viele von
...
> Hinter der Losung "Wir duerfen unser Klientel nicht ueberfordern!"
> steckt vielfach eine elitaer-undemokratische Haltung oder auch nur
...
> In einfachen Gesellschaftsformationen hing dagegen alles mit allem
> eng zusammen, das Gute, Wahre und Schoene. Mit der Moderne ist diese
> Einheit auseinandergebrochen: Wirtschaft loesste sich frueh von
> Religion, spaeter dann Oekonomie von Politik, Relgion von Politik,
> Wissenschaft von Politik. Seitdem fuehrt eine hohe

Warum stellen sich die Leute denn alle mit Computern so an? Ein Telefon
kann doch auch jeder bedienen?

Ich glaube, die Antwort ist einfach: Ein Telefon hatte sehr lange Zeit
vorsichtig in das normale Leben hineinzudiffundieren.

Dieses Internet wurde in einem voellig unausgereiften Stasium aus den
Forschungsbereichen gezerrt und unters Volk geschmissen. Und damit nicht
genug, des lieben Geldes willen, wurde es regelrecht reingedrueckt. Die
Leute haben keine Zeit und Gelegenheit gehabt, dieses Ding auch nur
ansatzweise zu begreifen. 

Das Internet ist sowas wie eine Parallelwelt,
in der das Faustrecht gilt und die durch Magie am Leben erhalten wird -
weil so richtig kapiert haben das die wenigsten, wie das mit diesen
Computern und dem Telefon funktioniert und was ist nun schon wieder ein
Router? Fuer viele ist das Internet ein Ding mit Eigenleben (Schoene
Gruesse von Wintermuth) und wer darin aktiv ist und einen Namen hat,
fuehrt sicher ein Doppelleben.

Und davor fuerchten sich viele und ich kann sie verstehen. Menschen die
sich fuerchten, reagieren aggressiv und genau da kommen diese recht
verzweifelt wirkenden Versuche, den Laden irgendwie zu kontrollieren und
zu ueberwachen und zu sehen, was darin vorgeht, her.

Ich habe bei vielen Menschen das Gefuehl, dass fuer sie das Internet ein
bisschen so ist, wie das Ding mit der Hexerei im Mittelalter, nur dass
man heutzutage nicht mehr verbrennt, sondern mit Gesetzen totverbietet
(und die andere Haelfte damit solange Unsinn betreibt, bis es von innen
her kaputtgespielt ist).

Vielen Menschen muss dieses Internet wie ein Ding aus einer anderen Welt
erscheinen, mit dem man unvorstellbare Dinge tun kann. Man kann
ploetzlich mit Leuten auf der ganzen Welt reden/schreiben, die
Nachrichten vieler Laender auf Knopfdruck selbst herholen und muss nciht
warten, bis sie einem gnaedigst im TV praesentiert werden... damit muss
man gross werden, das kann man nicht einfach so vor die Haustuer gesetzt
bekommen.

Was waere wohl passiert, wenn vor hundert Jahren ein solcher Run auf das
Telefon ausgeloest worden waere? Haette dann irgendwer den Nerv noch
gehabt, sowas wie Vermittlungsstellen zu bauen? Oder waeren sie alle nur
noch mit Kabelziehen beschaeftigt gewesen? Und die Menschen drumherum?
Haetten die angesicht dieses Chaos' noch dieses Monster Telefon haben
wollen?

Mal ehrlich: wer will heute Internet denn schon so richtig wirklich
haben? Doch nur die, die tatsaechlich damit arbeiten und Nutzen draus
ziehen und die, die noch nicht so recht wissen, dass das Internet kein
TV ist, bzw. dass man seinen Lieblingssender in der Regel muehsamst
suchen muss um dann festzustellen, dass er auch noch nicht der absolute
Lieblingssender war.

ne"es gibt aber auch positive Dinge im Netz, die genau das sind, wofuer
es unters Volk gebracht wurde - leider sind es zu wenige und es stroemen
zu viele Planlosis auf einmal dazu"ko
-- 
Simone Demmel					neko@greenie.muc.de
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