[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Archie: Unis schalten gemeinnuetzige Dienste ab





PILCH Hartmut wrote:

> > > > Das ist verdammt schade. Gerade die MUDs (z.B. Unitopia) sind solch gigantische
> > > > kulturellen Werke, dass man sie doch nicht einfach abschalten kann.
> > [..]
> > > Ich gehe davon aus, dass die Unis das nicht machen werden. Ausserdem
> > > werden diese Dinge zu spaet kommen. Das Einzige, was man machen kann,
> > > ist Datenbestand (Server-Programme und Level-Daten speichern und so
> > > lange privat in einer dunklen Ecke lagern, bis sich es jemand leisten
> > > kann, die Dinger in Eigenregie ans Netz zu haengen und ggf. Micropayment
> > > zu betreiben).
>
> Man sollte diese dunkle Ecke ausbauen und daraus ein vom Kommerznetz
> abgekoppeltes Kern-Internet machen.  Dieses Kern-Internet sollte nach
> besseren Abrechnungsregeln funktionieren.  Es ist ein Unding, dass der
> Informationsanbieter fuer den Sauger Volumengebuehren zahlt.  Das kann
> nicht gut gehen.  Ebensowenig wie der Umstand, dass der
> Werbemuell-Empfaenger fuer den Sender zahlt.  Dieses Netzt hat fatale
> konzeptionelle Maengel, die einen Neuanfang in kleinem Rahmen notwendig
> zu machen scheinen.

Wie soll das funktionieren (abgesehen von einer Liquid-Network-Implementierung :-))?
Derzeit laufen die Bezahl-Ströme von unten nach oben: Alle Teilnehmer zahlen an ihren
ISP, der an seinen Backbone-Betreiber und diese ebenfalls an ihre Leitungs-Betreiber. Am
Ende landet ein erheblicher Teil bei der Deutschen Telekom, der Rest bei anderen Telcos.

Ausgleiche über Micro-Payment, etc. sind ja (derzeit) auch nicht möglich, und vielleicht
auch viel zu umständlich. Sollte der Staat eine Infrastruktur-Steuer erheben und die
Infrastruktur dafür Instand halten? Sobald man dieses "Kern-Netz" anderen, die zweifellos
davon profitieren könnten, zugänglich macht, muss, wenn man es gerecht gestalten will,
ein Billing einführen. Wenn man es "fine-grained" machen will, bräuchte jedes IP-Paket
eine unfälschbare und prüfbare "Abrechnungsinformation". Diese Prüfung würde nun wieder
neue Pakete erzeugen, die Abrechnung an sich auch.

Vom Effizienz-Standpunkt her ist es besser, dass nur die Endpunkte einer Kommunikation im
Billing involviert sind, statt das Billing auf jeden Hop auszuweiten. Es müssen sich nur
die Endpunkte auf einen (effizienten) Zahl-Modus einigen. Der wurde bislang nicht
gefunden. Oder gibt es einen, der unmittelbare und mittelbare Anonymität des Geldgebers,
Durchführbarkeit (incl. Authentifizierung und Durchsetzung der Zahlung), Dezentralität,
Unabhängigkeit und Effizienz aufweisen kann? Ich kenne nichts (außer evtl. Bargeld), was
diese Bedingungen erfüllen könnte. Nur Bargeld ist zu materiell, um es durch die Leitung
zu schicken...

Sendet der Kunde dem Betreiber ein Ticket, was eine Geld-Menge repräsentiert, und löst
der Betreiber das Ticket ein, um das Geld gutgeschrieben zu bekommen, so muss es eine
Stelle geben, bei der das Ticket eingelöst wird. Diese Stelle muss vom Ticket und seiner
Uniquität wissen, dass kann sie nur durch die Stelle wissen, die das Ticket ausgegeben
hat. (Außerdem muss die Einlöse-Stelle das Geld von der Ausgabe-Stelle bekommen). So
schließt sich der Kreis zwischen Kunde und Betreiber über die Verbindung Kunde -
Ausgabe-Stelle - Einlöse-Stelle - Betreiber. So ist es also dem Betreiber (wenn auch
umständlich) möglich zu wissen, wer sein Kunde ist, die Anonymität eines
Supermarkt-Einkaufs ist dahin.

Allein dieses Modell mit 4 oder mehren Partnern ermöglicht es wenigstens, dass nicht
jeder alles wissen muss über die anderen Beteiligten. Die Ausgabe-Stelle muss nichts über
den Betreiber weissen, der Kunde nicht über die Einlöse-Stelle, der Betreiber nichts über
die Ausgabe-Stelle und die Einlöse-Stelle nichts über den Kunden.

Vielleicht gibt es irgendwo einen Informatiker, der ein Gesetz postuliert und bewiesen
hat: "Es gibt keine Garantie der Uniquität der Information ohne Autorität über die
Uniquität der Information." Will heißen: Gibt es einen Pool von einmaligen Tickets, so
muss jemand überwachen, ob ein zu erzeugendes Ticket wirklich einmalig ist und auch nicht
noch einmal benutzt wird. Das Problem ist nicht, einmalige Tickets zu erzeugen (die
Bundesbank macht das auch mit ihren Seriennummern), das Problem ist, solche Tickets zu
invalidieren, sodass eine Kopie des Tickets nicht mehr benutzt werden kann. Papiergeld
wird heutzutage nicht invalidiert, es wird immer weitergereicht, es ist aber auch
schwerer kopierbar.

Da das sichtlich kompliziert ist und überhaupt die Lösbarkeit in Frage gestellt ist,
begnügt man sich heutzutage mit einer einfacheren Form des Geldes: der Bannerwerbung. Es
ist klar, dass so nicht das Potential einer Informationsgesellschaft ausgeschöpft werden
kann...

Xuân.

P.S.: Paybox ist ein schlechtes Beispiel für die Anonymität. Paybox kann alles über seine
Kunden wissen, der Netzbetreiber auch...

>
>
> -phm
>
> _______________________________________________
> Swpat mailing list
> Swpat@ffii.org
> http://ffii.org/mailman/listinfo/swpat