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Re: Industrie vs. Menschen



On Mon, Feb 05, 2001 at 11:59:26AM +0100, Rigo Wenning wrote:
> On Sun, Feb 04, 2001 at 10:20:45PM +0100, Alvar Freude wrote:
> > Hi,
> > 
> > "Neko (Simone Demmel)" wrote:
> > > 
> > > Vielleicht haette es die Industrie lieber gleich richtig machen sollen
> > > und parallel ein Netz entwickeln, was darauf ausgelegt ist, dass es
> > > Micropayment beherrscht, Video-on-demand liefern kann, verschluesselt
> > > uebertraegt, den Datenschutz einhaelt...
> > 
> > an der Einhaltung des Datenschutzes ist die Industrie doch gar nicht
> > interessiert: wenns darum geht die bösen Konsumenten (=> Kunden)
> > gesetzlich an die gewünschten Spielregeln zu fesseln, dann ist der Ruf
> > nach Vater Staat laut.
> 
> Das ist Quatsch. Die Industrie ist stark an Datenschutz
> interessiert, weil es den E-Commerce fördert. Sie verlieren 40%
> ihrer potentiellen Kunden, wenn sie nicht auf den Datenschutz 
> achten. Welche Firma kann sich das schon leisten?

1. Industrie != Industrie.
2. Geschuetzt werden nicht das Profil des Kunden, sondern die Daten vor
den Konkurrenten, die nicht marktgerecht fuer solche Informationen
bezahlen wollen.
3. Die 40% werden in Zukunft die Option haben, entweder ihre persoenlichen
Informationen weit und breit zu verstreuen (ohne Chance, jemals zu erfahren,
wer wann wie was ueber sie speichert) oder zu verhungern (oder alternativ
sein eigenes Gemuese auf heimischer Scholle heranzuzuechten).

Ein Interesse an einem Datenschutz (i.S. von 2. oben) besteht vor allem
bei den klassischen Haendlern von der Sorte Quelle oder Neckermann,
denen man nachsagt, dass sie letztlich den eCommerce der Zukunft
beherrschen werden, weil sie bereits jetzt die notwendige logistische
Infrastruktur besitzen. Mit einem Online-Shop ist es allein nicht getan.

Demgegenueber stehen die Newcomer-Dotcoms, deren Geschaeft zum Teil
im Handel mit Kundendaten (moeglichst verlaesslichen und damit entsprechend
wertvollen) besteht. Datenschutz ist da gerade unerwuenscht - wer welche
Daten bekommt, ist lediglich eine Frage des Preises dieser Ware.

Es aendert sich genaugenommen recht wenig zur Old Economy - Kundendaten
sind Assets.  Weiss jemand hier wirklich, was ein Grosshandelskonzern
ueber seine Kunden (ueber Adresse und Bankverbindung hinaus) alles
gespeichert hat? Und wem er diese Daten weitergibt, selbst nur
innerhalb des Kreises von Tochterfirmen oder assoziierten Partnern?

Neu ist, dass Kundendaten zur frei handelbaren Resource geworden sind.
Frueher waere ich davon ausgegangen, dass Neckermann und Otto-Versand
zwar jeweils eigene Dateien ueber mich haette, wenn ich da etwas geordert
haette; inzwischen mag mich aber durchaus mein Tankwart zu meinem
neu gekauften XYZ (!= Auto) beglueckwuenschen (Stichwort: Payback).

Insofern: Datenschutz ist IMHO laengst ein Mythos irgendwelcher
Rechtstheoretiker, der laengst nicht mehr existiert.



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