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Re: M$ sucht Buendnis mit Patentanwaelten



> * Bernhard Reiter <bernhard@intevation.de> wrote:
> > Selektive Einschränkungen können auch mal sinnvoll sein,
> > die obige Aussage "Wettbewerb sei schlecht für die Software Branche"
> > ist in der Allgemeinheit schlichtweg falsch.
>
> Könntet ihr euch einigen auf "Wettbewerb ist schlecht für
> Softwareunternehmen mit einer monopolartigen Stellung am Markt"?

Wettbewerb hilft nur in dem Masse, wie private Gueter produziert werden
und der Kunde dazwischen fuer sich waehlen kann.  Private Gueter sind fuer
die Wertschoepfung wesentlich, aber Ideen und Computerprogramme sind keine
auf Dauer privatisierbaren Gueter.  Sie sind oft ein Abfallprodukt einer
anderen Wirtschaftstaetigkeit, z.B. des Verkaufs von Grossrechnern und
Netzwerkdiensten bei Sun und IBM.  Ihre Funktion liegt haeufig sogar
gerade darin, den Wettbewerb bei der Haupttaetigkeit (ausserhalb der
eigentlichen Software) einzuschraenken.  Selbst bei Microsoft ist das so.
Die Programme sind bekanntlich nicht auf Qualitaet sondern auf Errichtung
von Kompatibilitaetsbarrieren hin getrimmt.  Information entfaltet vor
allem als Machtfaktor ihre Bedeutung.  Ihre wirtschaftliche Bedeutung
liegt in der Einschraenkung von Wettbewerb.  Will man diese Einschraenkung
(und die vielen sonstigen Phaenomene des Informations-Neofeudalismus)
nicht hinnehmen, so lautet die Antwort "Opensource" / "freie Software":
d.h. Information ist nun weder Machtfaktor noch Wirtschaftsgut und somit
auch nicht Gegenstand des Wettbewerbs.  Der Wettbewerb findet dann in
anderen Bereichen statt: nicht in der Information sondern in den Traegern
des Wissens liegt jetzt das (privatisierbare) Wirtschaftsgut. Allerlei
IT-Firmen bemuehen sich, kompetente Leute zu binden, und dabei darf dann
als Nebenprodukt freie Software entstehen.  Natuerlich gibt es auch einen
Wettbewerb wie etwa zwischen Redhat und Mandrake.  Der vergroessert aber
kaum den Spielraum fuer das Entstehen der Nebenprodukte, in denen der
eigentliche Wert fuer die Oeffentlichkeit liegt.

> > Im normalen Verständnis von Monopol und Wettbewerb ist im Allgemeinen
> > Wettbewerb gut und Monopole schlecht!

Ja.  Auch im populaeren "amerikanischen" Verstaendnis, welches M$-Allchin
fuer sich in Anspruch nimmt.  Allerdings wurde dem von
Volkswirtschafts-Paepsten wie Kenneth Galbraith schon frue widersprochen.
Unter Oekonomen haben Woerter wie "Monopol" und "Wettbewerb" kaum einen
wertenden Beigeschmack.

> > Das ist bei der Softwarebranche auch so. Oder wo ist hier das
> > Argument für die Sonderstellung?

Es gibt eine ganze Menge Wirtschaftsbereiche, in denen Wettbewerb wenig
bringt.  Z.B. ist die Bahn oder das Strassennetz ein Monopolunternehmen,
egal ob in privater oder staatlicher Hand.  Auch im Software-Bereich gibt
es diese Tendenz zum "natuerlichen Monopol", wie Microsoft es im
Anti-Kartell-Prozess nannte.  Das haengt immer damit zusammen, dass
oeffentliche Gueter in der Branche eine grosse Rolle spielen.

> Der Status Quo, denke ich. Für einen Anbieter mit markbeherrschender
> Stellung ist Wettbewerb schlecht. Nur wenn man versucht zu abstrahieren,
> kann man fälschlicherweise auf den Satz kommen "Wettbewerb ist für die
> Softwarebranche schlecht" anstatt zu sagen "Wettbewerb ist für Microsoft
> schlecht" (was richtig ist).

Auch in der Softwarebranche wird das Optimum in einem relativen Wettbewerb
mit relativen Monopolen liegen.  Allerdings schlagen die dort immer
besonders schnell in absolute Monopole um, wo direkt mit Machtfaktoren
("Wissen ist Macht") gehandelt wird.  Deshalb braucht man als Gegenpol die
Freie Software, die immer dann besonders stark wird, wenn der
Softwaremarkt in Richtung Monopol umzukippen droht.  Die Freie Software
ist insofern mit dem Ruf "gegen Monpole und fuer Wettbewerb" verbunden.
Aber eigentlich negiert sie nicht nur das Monopol sondern auch den
Wettbewerb um die Information, die ja dann kein Wirtschaftsgut mehr ist.

-phm