[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

US-Wirtschaftsexperte fordert Zurückdrängung des Patentwesens



Mark Weisbrot, Co-Director des "Center for Economic and Policy
Research" in Washington, Mark Weisbrot, hält die Ansprüche
Patentinhaber auf ihre Eigentumsrechte für wirtschaftspolitisch
weitgehend ungerechtfertigt.  Er hält das Patentwesen für eines von
vielen Mitteln der Innovationsförderung und dazu ein relativ
ineffektives und zweifelhaftes.  Dabei greift er offenbar auf die
Argumentation von Fritz Machlup (http://www.sffo.de/machlup1.htm)
sowie zahlreichen Studien der 90er Jahre zurück, die dem Patentwesen
eine sinkende volkswirtschaftliche Bedeutung bei gleichzeitiger
inflationärer Aufblähung attestieren.  Weisbrot hält es für
unverantwortbar, die Versorgung armer Länder mit lebenswichtigen
Medikamenten in dem Maße vor dem Altar des Patentglaubens zu opfern,
wie dies derzeit von einigen Pharmakonzernvertretern getan wird,
welche kaltschnäuzig vom "Diebstahl geistigen Eigentums" reden.

Wir dürfen den Artikel leider aus urheberrechtlichen Gründen hier
nicht öffentlich weitergeben.  Wie man an den Artikel herankommt, ist 
bei 

        http://www.zmag.org/

zu erfahren.  Untern veröffentlichen wir ein paar Zitate.

Eigentlich hat der FFII weder mit Pharmapatenten noch mit dem
Urheberrecht Probleme.  Patente im wohlverstandenen Sinne sind nicht
geistige sondern materielle Besitzrechte.  Es geht darum, Renten aus
dem Fluss der materiellen Waren abzuschöpfen und deren Erfindern
zugute kommen zu lassen.  Materielle Waren erzeugen zwangsläufig einen
relativ zähen Fluss, der mit Geldströmen und Bürokratie verbunden ist.
Der Pharma-Bereich ist derzeit wohl derjenige Sektor, in dem dieser
Warenfluss am zähesten fließt, weshalb er sich ja lange Zeit relativ
gut mit dem Patentwesen vertragen hat: man kann ein Medikament um ein
paar Pfennig verteuern, ohne dadurch den Güterfluss allzu sehr zu
stören.  Information hingegen fließt noch schneller und flexibler als
menschliche Gedanken oder Nervenströme des Gehirns.  Sie hat keine
materielle Form, auf die man ein Preisschild kleben könnte.  Außerdem
bestimmt sie weitgehend den Rahmen unseres Handelns (s. Lessig "Code
is Law").  Deshalb ist die Freiheit im Umgang mit Information so
grundlegend wichtig.

Das Urheberrecht beschränkt zwar diese Freiheit im Hinblick auf ein
bestimmtes Werk, aber es hindert uns nicht daran, uns diese Freiheit
aus eigener Kraft zu erarbeiten.  Im Gegenteil ermöglicht es einen
Wirtschaftsbetrieb, auf den sich auch die Entwickler freier Software
häufig stützen und mit dem sie in symbiotischer Weise zum
beiderseitigen Nutzen zusammenwirken.

Aus Weisbrots Artikel:

>  But the pharmaceutical companies are adamant.
>  "They are stealing my intellectual property, and I
>  cannot accept that," said a top Merck official.
>  
>  Most people would not be convinced by this
>  argument. Should millions of people be condemned
>  to death in order to protect the patents of
>  pharmaceutical companies?

...

>  The companies counter with an economic argument:
>  these drugs would not exist if not for the
>  monopoly profits that finance research and
>  development. But there are other ways to fund this
>  research -- in fact many of most expensive new
>  drugs were discovered with the help of public
>  funds.
>  
>  From a strictly economic point of view, a patent
>  monopoly is a very inferior means of financing
>  research. A basic principle of standard
>  microeconomics is that the price of a good should
>  be equal to the cost of producing an additional
>  unit. Monopoly pricing, especially at 15 or 20
>  times the cost of production -- is enormously
>  wasteful and inefficient. And in the case of
>  essential medicines, the toll of this inefficiency
>  is measured in human lives.


-phm