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=?X-UNKNOWN?Q?Re=3A_Akute_Gefahr_durch_=22Gesetz_zur_F=F6rder?==?X-UNKNOWN?Q?_ung_des__Patentwesens_an_den_Hochschulen=22?=



> > Ein Gemeinwesen, welches nicht mehr den Willen dazu aufbringt,
> > kollektive Anstrengungen fuer Grundlagenforschung, Bildung und
> > kulturelle Werte aufzubringen, ist auf dem Weg in die
> > Drittklassigkeit, und zwar auch im wirtschaftlichen Wettbewerb.
>
> Das hat wenig mit dem Patentwesen zu tun.

Das war auch nur der verallgemeinernde letzte Abschnitt.

> Bei drittmittelabhaengigen Lehrstuehlen (Industriemittel) ist die
> "freie Wissenschaft" seit Jahrzehnten relativiert.

Der Professor hat bisher noch das Recht, zu publizieren ohne zu
patentieren.  Inwieweit er seinen Lehrstuhl nach den Wuenschen der
Drittmittelgeber ausrichtet, lag in seinem Ermessen.

> Diejenigen, die keine Industriemittel einwerben (z.B.
> Geisteswissenschaftler), werden auch in Zukunft kaum was zum
> Patentieren haben.

Nach moderner EPA-Doktrin

	http://swpat.ffii.org/vreji/papri/jwip-schar98/

koennten auch die ziemlich viel patentierbares erzeugen.  Eine
objektivierbare Problemloesung genuegt.

Andererseits wird ja schon seit Jahrzehnten unter bei den
Geisteswissenschaften nicht zuletzt deswegen besonders stark gekuerzt,
weil unser Gemeinwesen weniger als frueher den Willen fuer grundlegende
Forschung und Lehre ebenso wie "elitaere Kultur" aufbringt.

Wer sein Wissen irgendwie vermarkten kann, steht gut da.  Alles andere ist
nach den Worten eines verbreiteten Zeitgeistes "in der Demokratie nicht
konsensfaehig" und riecht nach "Obrigkeitsstaat".  Das Urteil des Marktes,
so blind und inkompetent er im Hinblick auf Informationsgueter auch sein
mag, bleibt als einziger Wertmassstab uebrig.  Die Systematisierung dieses
Zeitgeistes fuehrt dann zum "Marktfundamentalismus" und zum Ruf nach
Schaffung von "Eigentumsrechten" mithilfe derer auch Informationswerte
aller Art im Rahmen des Marktsystems ihren Platz zugewiesen bekommen und
"sich selbst tragen" koennen.

Die letztendliche Folge muesste dann sein, dass auch die
Geisteswissenschaften (und natuerlich Kuenste und Rechtswissenschaften)
ihre Patente bekommen.  Sie muessten es sogar, denn ohne solche
Schutzrechte waeren sie in einem System, in dem die Aufwendung von
Steuermitteln fuer "elitaere" Zwecke unzulaessig ist, in unfairer Weise
benachteiligt.

Meine obige Argumentationskette muesste ich patentieren, sofern ich sie
ueberhaupt noch verwenden darf.  Zumindest die Verwendung im "politischen
Geschaeft" oder in der "Patentindustrie" waere sicherlich eine "praktische
und wiederholbare Problemloesung", eine "objektivierte Loesung mit
wirtschaftlichem Nutzwert", deren Bereitstellung im Internet zweifellos
eine "Beihilfe zur Patentverletzung" darstellen wuerde.

-phm