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Re: Anfaenge inhaltlicher Kontrolle von Nachrichten



On Wed, 9 May 2001 21:21:26 +0200, Olaf Boos wrote:

> Moin!
>
>On 9 May 01, at 11:55, Helmut Springer wrote:
>
>> On Wed 2001-05-09 (11:46), Heiko Recktenwald wrote:
>> > Und wenn hier "UCE" und "UBE" in einen Topf geworfen wird, stimmt
>> > ja auch irgendetwas grundsaetzliches nicht. Wir sind keine
>> 
>> Was sollte da nicht stimmen?  USENet kennt diese Unterscheidung zB
>> nicht, denn sie ist bzgl. der Medienzerstoerung irrelevant.
>
>ACK.

Die Philosophie, Medien würden durch Nachrichten zerstört ist als
eigenwillig zu bezeichnen und wird den Anforderungen an den
Umgang mit Information und Informationstechnologie nicht gerecht.

>Definieren wir einfach mal "erwünschte Mail" (news lasse ich hier 
>mal beiseite, anderer Thread):
>1) Korrespondenz mit meinem Bekanntenkreis.
>2) Anfragen, Informationen und Kommentare, die an mich als reale 
>Person und nicht als Bestandteil einer (angekauften) Bulk-
>Adressliste gerichtet sind.
>3) Mails, die von mir bestellten Mailinglisten verschickt werden.

Spätestens hier kommst Du in Erklärungsnot, warum eine über die
Liste verteilte Werbung für xyz unzulässig sein soll. Du hast die
Liste abonniert und lediglich der Inhalt kann über die
Erwünschtheit entscheiden. Der Knackpunkt ist dabei eine Policy
oder Charta, die erwünschte Themen bezeichnet und z.B.
kommerzielle Werbung verbietet. Ich hatte mehrfach um die
Zusendung dieser Charta für die Liste debate@fitug.de gebeten,
bekam aber weder von Vorstandsmitgliedern noch anderweitig eine
Antwort.

>4) Mails und automatische Nachrichten an mich in administrativer 
>Funktion.
>
>Alles andere sind unerwünschte Werbung, nichtbestellte Listen 
>(idR von Gegnern, deren Argumentationsvorrat erschöpft ist, 
>initiiert) und überflüssige Informationen, die meinem 
>Interessensgebiet nicht entsprechen. Die Netzgemeinschaft 
>bezeichnet dies verallgemeinert als SPAM.

Versuche beser nicht, die mit Deinem Weltbild dissonante
Informationen unter SPAM zu subsummieren.

>In der Wirkung sind alle 
>letztgenannten Varianten gleich: Sie reduzieren die Nutzbarkeit 
>des Mediums E-Mail für den Enduser indem sie sein Eingangsfach 
>verstopfen.

Die Nutzung reduziert die Nutzbarkeit?

>Sie belasten Netzressourcen (Bandbreiten, Server, 
>Administratoren, Quotas).

Das liegt in der Natur der Sache und ist kein Argument für Deinen
Standpunkt.

>Sie vergrätzen neue Nutzerschichten, 
>die in Erwartung eines sinnvoll nutzbaren E-Mail-Dienstes von 
>solchen "Informationen" abgeschreckt werden.

Neue Nutzerschichten werden massiv durch Fanatismus und
Intoleranz sowie autoritäre Strukuren vergrätzt, die selbst im RL
selten so zu finden sind. Von Pluralismus kann kaum mehr eine
Rede sein.

>Massnahmen: Bereitstellung entsprechender Hilfsmittel für den 
>Enduser zur Ausfilterung nicht erwünschter Mails, entweder auf 
>seinem System

ACK.

>oder bei seinem Mailprovider.

Bei transparenten Kriterien und Prozessen.

>Bessere Information 
>der User über den Sachverhalt, ebenso ausführlichere Vermittlung 
>des Themas in der Allgemeinheit. Fortführung und Intensivierung 
>der öffentlichen Ächtung von Spammern.

NACK. Hetze ist nie ein gutes Mittel von Politik. Der Spammer als
Konstrukt ist überhaupt nicht greifbar und die beste Korreleation
dürfte sich allenfalls bei Spammer und Ausländer ergeben. Mit der
Ächtung des Fremdem und Unkontrollierbaren und dem Verlust der
Übersichtlichkeit (nicht nur der Mailbox) hat es in jedem Fall zu
tun.

>Durch Schaffung eines 
>Problembewusstsein in der Öffentlichkeit lässt sich das Problem 
>hoffentlich etwas besser in den Griff bekommen.

Da ist einseitige Argumentation aber ebenso kontraproduktiv.

>Zum Thema "inhaltlich": Die Frage, wer über die Filterung im 
>Vorfeld entscheidet, beantwortet, ob es sich hierbei um eine völlig 
>legitime Aktion (durch den User) oder um hier kritisierte 
>Einflussnahme Dritter (z.B. Entscheidung durch den Provider) 
>handelt.

ACK.

>Hierbei muss aber unterschieden werden, ob der Provider 
>aus eigenem Ermessen filtert,

... was abzulehnen ist ...

>oder dies im Auftrag und in 
>Absprache mit dem User tut. Der Provider kann hierbei mit 
>Erfahrungswerten beraten und Vorschläge unterbreiten.

... was zu befürworten ist. Auch die beim Provider gültigen
Kriterien sollten transparent sein.

>Für Mailinglisten gilt: Der Betreiber hat hierbei volle 
>Entscheidungsfreiheit über die Nutzungskonditionen seiner Liste.

Faktisch ja. Es gibt aber Betreiber mit einem Anspruch an sich
selbst.

>Dies gilt für Spambehandlung, Threads und Teilnehmern 
>gleichermassen. Wenn ein Teilnehmer mit den Konditionen einer 
>Liste nicht einverstanden ist, steht es ihm frei eine andere Liste zu 
>abonnieren oder eine eigene Liste einzurichten. Traditionelles und 
>bewährtes Netzverfahren.

Wenn auf einer Liste Änderungen vorgenommen werden, kann man sich
auf Hausrecht und/oder transparente soziale Aushandlungsprozesse
gemäss allgemeinen demokratischen Grundsätzen berufen. Hier
spielt der Anspruch der Listenbetreiber eine grosse Rolle. Bei
dem Verein FITUG hätte ich von der Zielsetzung her einen hohen
Anspruch erwartet.

>Weiter sei - insbesondere für Spammer - folgendes festgehalten:
>Es gibt keinerlei rechtlichen Anspruch darauf, dass eine 
>verschickte Mail auch gelesen werden muss.

Das ist die wirksamste Waffe im Kampf gegen Spam überhaupt. Der
Spamhater verliert letztendlich durch Spam mehr Zeit, als der mit
der Löschtaste erfahrene Informationsselektionsprofi...

>Ich hoffe damit etwas zur sachlichen Behandlung des Themas 
>beigetragen zu haben.

Ich bin überrascht.

Gruss,

-gm