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Re: Anfaenge inhaltlicher Kontrolle von Nachrichten



On Thu, 10 May 2001 02:19:23 +0200, Johannes Schellen wrote:

>At 22:21 09.05.01, Guenther H. Merkens wrote:
>>NACK. Hetze ist nie ein gutes Mittel von Politik. Der Spammer als
>>Konstrukt ist überhaupt nicht greifbar und die beste Korreleation
>>dürfte sich allenfalls bei Spammer und Ausländer ergeben. Mit der
>>Ächtung des Fremdem und Unkontrollierbaren und dem Verlust der
>>Übersichtlichkeit (nicht nur der Mailbox) hat es in jedem Fall zu
>>tun.
>
>Was soll das? Menschen sind keine Automaten, die ohne
>Beruecksichtigung jeder Intention alles abarbeiten.

Warum sollten die Menschen dann Maschinen mit der Selektion von
Informationen nach inhaltlichen Kriterien beauftragen?

>Es
>gibt _offensichtlichen_ Spam, Muell in Form von E-Mail.
>Wer so etwas verschickt, schert sich einen Dreck um das
>Funktionieren des Ganzen und insbesondere um die
>Verfuegbarkeit fuer alle. Wieso sollte jemand, der das
>in grossem Masse auf Freiwilligkeit basierende System
>_offensichtlich_ ausnutzt und damit schaedigt, die
>Vorteile unwidersprochen fuer sich nutzen duerfen?

Dann musst Du mir nur noch erklären, wie die Maschine den
_offensichtlich_ *Bösen* [TM] erkennen soll.

>Die meisten Diskussionsteilnehmer haben vermutlich die
>Erfahrung gemacht, dass implizite Information sehr oft
>voellig ausreichend ist, um zwischen Muell und dem Rest
>zu unterscheiden.

Da 'Spammer' kein Beruf ist und derjenige an irgendwelchen
Merkmalen nicht erkennbar wird, ist die von Olaf geforderte
"Fortführung und Intensivierung der öffentlichen Ächtung von
Spammern" bedingt durch die unmögliche Identifizierung einfach
eine Utopie.

>Niemand erwartet von der Debate-
>Mailingliste eine Penisvergroesserung oder billigen
>Toner, und das obwohl nicht explizit darauf hingewiesen
>wurde, dass diese Themen nicht erwuenscht sind. Das
>funktioniert auch dann noch weitgehend, wenn es um die
>Unterscheidung zwischen ontopic und offtopic geht.

Wie eigentlich wird zwischen on- und off-topic unterschieden?
Also der Vereinszweck kann Indikator nicht sein, er war
offensichtlich nicht einmal allen Gründungsmitgliedern bekannt;-)

Ich verstehe nicht warum man die Charta der Liste geheimhalten
muss, und warum die Policy erst auf meine Nachfrage mit
ungültiger Begründung formuliert wurde.

>Man kann sich darueber streiten, ob man automatisch als
>Spam "erkannte" Nachrichten gleich loeschen oder wegen
>der Fehlermoeglichkeit zunaechst doch lieber nur als
>solche kennzeichnen soll, um das Loeschen den Lesern bzw.
>deren Mailprogrammen zu ueberlassen. _Offensichtlichen_
>Spam aber als Notwendigkeit einer offenen Informations-
>gesellschaft hinzustellen und Spam ablehnende Personen
>in die Naehe von Auslaenderfeinden zu ruecken, ist
>gelinde gesagt abenteuerlich.

Spam _ist_ Resultat einer offenen Informationsgesellschaft.
Speziell auf der Liste ist das Aufkommen minimal und das Problem
in erster Linie ein psychologisches, nämlich der offensichtlich
auf der Liste stark überpräsentierten Postmaster. Spammer haben
keine Eigenschaften, allerdings hat uns Silvan einen Zusammenhang
erklärt:

| Silvan >Wundert es Dich eigentlich nicht, daß so wenige Spammails auf
| Silvan >deutsch verfaßt sind? Woran liegt das? An der Blödheit aller
| Silvan >Deutschen, eine kleine Applikation zu starten, die in ein paar
| Silvan >Stunden 5.000.000 Mails raushaut?

Die Erkennung von Spammern anhand der Sprache, der
Persönlichkeitseigenschaften oder der Nationalität halte ich
allerdings für fragwürdig. Eine Ächtung von Spammern scheitert an
der Möglichkeit, diese anhand von eindeutigen Indikatoren zu
erkennen.

>Aus der Diskussion um ein Kriterium, das das Aufkommen
>von Spam einschraenken soll, hat sich das Thema entwickelt,
>ob jegliche unerwuenschte Information als Spam abzulehnen
>oder als notwenige Pluralitaet zu tolerieren ist.
>
>Es wurde jetzt schon unzaehlige Male darauf hingewiesen,
>dass ohne die Aechtung von Spammern das wegzuwerfende
>E-Mail-Aufkommen in Groessenordnungen laege, die
>letztendlich das Medium ad absurdum fuehren wuerden,
>weil dann auch im Vergleich zu den meistens voellig
>hirnverbrannten Spams, die heute ihren Weg in die Inbox
>finden, weniger unsinnige - aber immer noch themenfremde -
>Nachrichten massenweise verbreitet wuerden.

Mir fehlt hier eine wirkliche Aussage. Also allein das Szenario
eines Aufkommens, welches "das Medium ad absurdum fuehren wuerde"
ist nicht belegt. Was bedeutet es denn, ein "Medium ad absurdum"
zu führen? Entspricht dies der Praxis, unerwünschte Nachrichten
per Mail zu verschicken?

>Auf das Problem, dass man nicht unbegrenzt Aufmerksamkeit
>auf die Anliegen x-beliebiger Personen oder Interessen-
>gruppen verwenden kann, wird aber schlicht mit dem
>Argument reagiert, dass eben diese Aufmerksamkeit einfach
>fuer ein "offenes" Netz notwendig sei.

Diese Argumentation ist absolut aus der Luft gegriffen, solange
ein derart minimales Spamaufkommen auf der Liste zu finden ist.

>Das ist stets auch
>ein Argument der opt-out Befuerworter.
>Es gibt unzaehlige Moeglichkeiten, auf seine Sache
>aufmerksam zu machen. Unsolicited Email gehoert nicht
>dazu. Nicht weil ich der Meinung bin, dass kein Bedarf
>besteht, fuer unbekannte Anliegen zu werben, sondern weil
>unerwuenschte Email die Faehigkeit des Menschen zur Selektion
>von relevanter Information in unverhaeltnismaessiger Weise
>strapaziert.

Eine Generalisierung aufgrund Deiner eigenen Fähigkeit(en) halte
ich für unzulässig. Der derzeitige Spamlevel auf der Liste ist
für einen kognitiv durchschnittlich fähigen Menschen durch
Selektion durchaus zu bewältigen.

>Dass diese Selektion teilweise delegiert
>wird, ist wegen der fuer den Einzelnen nicht sinnvoll zu
>bewaeltigenden Komplexitaet notwendig.

Wenn Du die Zahlen bezüglich des Anteils an Spam auf der Liste
nennen würdest, dann würde anstatt des Mediums Deine
Argumentation ad absurdum geführt.

>Offenheit heisst
>nur, dass man andere Informationsanbieter (im Sinne von
>Zusammenstellern oder Auswaehlenden) nicht be- oder
>verhindert.

Das hört sich schön an, entbehrt aber aus meiner Sicht einer
greifbaren Aussage. Wenn Lutz immer per Bcc auf die Liste
postete, dann wird er in Zukunft als Informationsanbieter
behindert, wenn er auch gegen Kristian aus anderen Gründen hier
nicht argumentieren mag.

>Was das aber damit zu tun hat, ob man in To:
>oder Cc: debate@fitug.de verlangen soll oder nicht,
>ist mir trotz der endlosen Diskussion nicht klar
>geworden.

Ich habe Dir das Beispiel von Lutz genannt. Er macht durch Angabe
der Liste im Bcc diese als Empfänger kenntlich, obwohl (bzw.
damit) die Liste nicht im Header erscheint. Da gibt es eine
einfache Regel: Was auf dem MTA mit dem Kommand 'RCPT TO:
<debate@fitug.de>' ankommt, ist eindeutig vom Sender und
unabhängig vom Inhalt für die Liste bestimmt.

>Es hat dem Anschein nach etwas damit zu
>tun, dass der Teil einer Email, der maschinenlesbar
>definiert ist, zum Inhalt gezaehlt wird, und deshalb
>nicht als formales Ablehnungskriterium herangezogen
>werden darf, um die Informationsfreiheit nicht zu
>gefaehrden. So oder so aehnlich. Nur einleuchten
>will mir das nicht.

Im RFC steht anstatt, dass man es nicht 'darf', dass man es nicht
'sollte'. Inhaltliche Selektion von Nachrichten und Informationen
soll man kompetenten Leuten nach definierten Kriterien und nicht
Maschinen anhand untauglicher Indikatoren überlassen. Die
Kampagne hier auf der Liste gegen unerwünschte Inhalte und deren
Versender ist allein durch Spam schon wegen des geringen
Aufkommens nicht zu erklären.

Die Erforschung der Ursachen gerade für eine offensichtlich
selektive Stichprobe von Posthamstern stellt ein durchaus
interessantes Forschungsgebiet dar, sollte aber nicht in den
Mittelpunkt der Diskussion rücken.

Gruss,

-gm