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GI-Honoratioren sorgen sich um Systematik des Patentrechts (fwd)



---------- Forwarded message ----------
Date: Mon, 30 Jul 2001 19:06:10 +0200
From: PILCH Hartmut <phm@a2e.de>
To: neues@ffii.org
Subject: GI-Honoratioren sorgen sich um Systematik des Patentrechts

Das Präsidium der Gesellschaft für Informatik hat pünktlich zum
Sommerloch (ca 25. Juli) seine Stellungnahme zur Konsultation der
Europäischen Kommission zum Thema Softwarepatente erneut mit einer
Presseerklärung bekannt gemacht.

In diesem von PA Springorum geschriebenen Papier setzt sich die GI für
eine grenzenlose Patentierbarkeit von allen Organisations- und
Rechenregeln (einschließlich Geschäftsmethoden) ein, die über einen
Universalrechner realisiert werden können.  Sie begründet diese
Forderung allein mit veralteten rechtsdogmatischen Überlegungen, die
der BGH und das Schrifttum bereits in den 70er Jahren kraftvoll
widerlegt haben.

Unter

	Informatik-Honoratioren sorgen sich um Systematik des
	Patentrechts:  Falsche Fragen, Widersprüchliche Antworten
	http://swpat.ffii.org/vreji/papri/eukonsult00/mayr/

findet sich der GI-Text mit Verweisen auf kritische Stellungnahmen von
Prof. Dr. Karl-Friedrich Lenz (Jurist), Ingo Rohloff (Ingenieur, TU
München), Martin Schröder (Informatiker GI) und anderen.  Das
GI-Papier ist eigentlich keine Stellungnahme wert.  Es wurde von
Prof. Mayr, Herrn Stöckigt, PA Springorum, Frau Grimm (IBM) u.a. ohne
die geringste verbandsinterne Diskussion verabschiedet.  Auf Versuche
von Seiten des Linux-Verbandes und des FFII, mit diesen Damen und
Herren ins Gespräch zu kommen, wurde durch Schweigen oder
Anzüglichkeiten geantwortet, aus denen klar wurde, dass man an keiner
inhaltlichen Auseinandersetzung zu dem Thema interessiert ist.

Selbst in formeller Hinsicht ist das GI-Papier ein Beispiel schlechten
"Software-Engineerings".  Es lässt keine klaren Textstrukturen
erkennen und verwendet Schriftarten und -größen in einer Weise, die
keine Logik erkennen lässt.  Offenbar wurde es weder mit TeX oder
Troff noch mit einer Dokumentensprache wie SGML oder XML gesetzt.
Nähme sich die deutsche Softwarebranche die GI-Methodik als Vorbild,
so brächte sie es nicht einmal bis zur MSCE-Qualifikation.

Naiven Leuten mag es schwer fallen, zu glauben, dass ein
Informatikerverband so weit sinken kann.  Wir sammeln unter

       Gesellschaft für Informatik
       http://swpat.ffii.org/stidi/lijda/giev/

Hinweise zur Erklärung dieses Phänomens.

Die Konsultationsvorgänge dieses Jahres zeigen deutlich: auf Verbände
und Mittelsmänner ist kein Verlass.  Nur direkte Stellungnahmen von
Einzelpersonen sind "repräsentativ".  Wer eine Vertretungsmacht
erworben hat, neigt dazu, diese zu missbrauchen.  Gerade die
idiotischsten und gemeingefährlichsten Projekte (wie etwa das
Gruselkabinett der Europäischen Softwarepatente) finden allein dadurch
Freunde, dass sie ein feudalistisches Privilegienverteilungssystem zu
befestigen versprechen, in welchem die arrivierten Honoratioren ein
Bollwerk gegen den Wandel zu sehen geneigt sind.

Umso wichtiger ist es nun, die Möglichkeiten der direkten
Kommunikation weiter zu nutzen.  Wir brauchen mehr Unterstützung für
die Eurolinux-Petition und für den

    Offenen Brief zum Schutz der Informatischen Innovation
    http://swpat.ffii.org/xatra/patg2C/

und natürlich mehr "soziales Engineering" mithilfe noch nicht
patentierter Organisations- und Rechenregeln, die eine direktere
Entscheidungsfindung erlauben.  Die FFII-Satzung spricht diese Ziele
aus, aber auch wir sind beim Einsatz entsprechender Systeme noch nicht
weit gekommen.

--
Hartmut Pilch                                      http://phm.ffii.org/
Schutz der Innovation vor der Patentinflation:   http://swpat.ffii.org/
80000 Stimmen gegen Logikpatente:            http://www.noepatents.org/
_______________________________________________
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http://ffii.org/mailman/listinfo/neues