[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

FW: Welche Medien in der Zukunft (was: Zensur)



 

-----Original Message-----
From: Vigelius, Christoph
To: 'Oliver Gassner'
Sent: 16.07.01 16:08
Subject: RE: Welche Medien in der Zukunft (was: Zensur)

|Nein, es ist vor allem auf lange Sicht vollkommener Totalquatsch.
|
|"Intsrumente der freien Rede" reichen von den Stimmbändern bis zur
|Universität, vom Flugblatt bis zum Stammtisch. 
|
|Und es ist vollkommen irrelevant, ob ich das Flugblatt austeile, Faxe
|oder als PDF via E-Mail verschicke.

soweit ACK, solange es ums Prinzip geht. 

|FÜr das Internet gelten GENAU die Gesetze, die anderswo auch gelten.

genau. Und der Artikel wendet sich IMO gegen eine Sonderbehandlung im 
negativen Sinn. Also gegen spezielle Internetgesetze, die die
Redefreiheit 
im Vergleich zum RL einschränken.

|Komplex sind allenfalls Vergleich zwischen 'normalen' Handlungen und
|'elektronisch vernetzen' Handlungen. D.h. wenn ich mich an nen
|Stammtisch setrzen darf und was sagen darf, ohne dass ich nen Perso
|zeigen muss, dass muss das auch im netz möglich sein.
|
|> Kommt immer auch drauf an, was man unter freier Rede ver-
|>steht. Es muß ja auch jemand zuhören (können).
|
|Die Pflicht zum Zuhören besteht nicht, ansonsten gilt das Grundgetz,
|die Pressegesetze etc.

Ich meinte keine Pflicht zum Zuhören, das wäre ja Quatsch. GG ja,
Pressegesetze sind aber für was anderes gemacht, nicht unbedingt so
direkt aufs Netz übertragbar. AFAIK verlangt das Presserecht z.B. 
einen VisdP, so was würde ich im Internet total ablehnen, genau wie 
am Stammtisch. Anonymität muß zulässig bleiben.

|>Welche Möglichkeiten
|>gibt es sonst noch für normale Leute, ein grösseres Publikum zu
|>erreichen? Leserbriefe? Offener Kanal? Speakers Corner? 
|
|Für Phantasielose gab es noch nie Möglichkeiten irgendwas zu
|erreichen. Wenn ich verhindern will, dass dei Gasse, in der ich
|wohne, von ner Fußgängerzone zur Fahrstraße wird (das ist gerde
|geplant) dann baue ich KEIEN Website und schicke KEINE E-Mail.

Momentan wirfst Du vielleicht Zettel in die Briefkästen. In Zukunft
könnte das schon Email sein, IMHO.

|>Es gibt ja nicht nur gesetzliche Hürden, die die freie Rede 
|einschränken 
|>können. Wer kann sich schon eine eigene Zeitung, einen eigenen Radio-
|>/Fernsehsender leisten bzw. wer schafft es, die eigene 
|Meinung in einem 
|>Medium zu plazieren?
|
|Aha, vor dem Internet gab es also keine freie Rede?

Ich habe nicht gesagt, daß freie Rede vor dem Internet gar nicht möglich

war. Aber wenn es ein Internet gibt, muß die freie Rede eben auch dort
möglich
sein. Ein Verweis auf andere Medien fruchtet da nicht. Und wenn Internet
eine
besonders effiziente Art und Weise der freien Rede ermöglicht, dann ist
es auch 
für ebendiese besonders bedeutsam. 

|Wie behämmert muss man eigentlich sein um sowas daherzuschwatzen? Das
|frag ich mich.

Immer locker bleiben...

|> Auch ein Buch verlegt zu bekommen ist nicht unbedingt 
|>einfach.
|
|Putzwu, gleich wein ich. 300 Mark für Recher und Netzzugang sind
|allerdings von jedem aufzubringen, logo., Und das KNow How das fliegt
|einem so zu, en passant.

das ist ein völlig anderes Thema. 300,- DM sind aber im Vergleich zu
den Kosten, die man hatte, wenn man im Eigenverlag ein Buch .de-weit
rausbringen wollte, eher Peanuts. book-on-demand ist ja eine
netzspezifische
Sache, ginge ohne ja nicht wirklich. 

Das know-how braucht man immer, das hat mit dem Medium nichts zu tun.

|>Vor allem: Wenn man mal langfristig denkt, welche Medien werden noch
|>praktische Relevanz haben? Radio + TV werden verlustfrei via Internet
|>machbar sein, da braucht man ja sowieso ein Empfangsgerät.
|
|So what? Du willst also das Rundfunkrecht in das Internetrecht
|integrieren udn das ganze Preserecht wegwerfen? Dafür GIBT ES
|bstehende gesetze. Für jeden technischen Kanal brauchste kein neues
|Gesetzbuch.

Rundfunkrecht brauchte man vor allem, weil es nur eine begrenzte Anzahl 
Frequenzen gab. Im Netz braucht man das so nicht, da ist Platz für alle.
Presserecht brauchte man vor allem, weil (schreibender) Zugang zur
Presse 
eben nicht jedem möglich ist. Auch das ist im Netz so nicht der Fall.

Alle darüberhinausgehenden Begründungen für Presse- und
Rundfunkregulierung
bedürfen der Annahme, die Menschen seien zu dumm und zu hilflos, um auch
mit falschen verbreiteten Meinungen umgehen zu können. Wobei falsch
immer
falsch im Sinne der jeweiligen Machthaber ist. Ich bezweifle, daß das
auf
die *Mehrheit* wirklich zutrifft, solange eine Vielfalt an publizierter 
Meinung existiert. 

Ich will kein extra Internetrecht. Man sollte lieber mal überflüssige 
Regulierung abschaffen, und lernen, auch mit ein paar unschönen Dingen
zu leben, solange sie keinem wirklich wehtun. Aber das ist ja allgemein
extremst unpopulär, hierzulande. Lieber lassen wir die Innenstädte
veröden 
als dass wir das Fenster zumachen, wenn wir neben einem Biergarten
wohnen
und früh ins Bett wollen. Ich schweife ab...

|> Bücher sind
|>natürlich was anderes. Papierzeitungen? Schwer zu sagen.
|
|Die gibt es schon n paar hundert Jahre...
|Der Buchdruck hat das Schreiben auch nicht abgeschafft.

Nein, aber (Hand-)Schreiben spielt als Vervielfältigungstechnik für
größere 
Werke schon lange praktisch keine Rolle mehr. Nischen gibt es immer,
aber
darum ging es mir nicht.

gruss,
 chris