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Fw: [FYI] Die E-Republik: Ist da wer?




----- Original Message -----
From: "Markus Schaaf" <m.schaaf.exp-aug2001@gmx.de>
To: "Johann Bizer" <bizer@jur.uni-frankfurt.de>
Cc: <elektronische-demokratie@uni-frankfurt.de>
Sent: Friday, August 17, 2001 7:27 PM
Subject: Re: [FYI] Die E-Republik: Ist da wer?


> Sehr geehrter Herr Bizer, Sie schrieben:
>
> >> schlug fehl. Ohne einen "gängigen" Browser mit
> >> Javascript-Unterstützung wird nichteinmal die
> >> Startseite angezeigt.
> >
> > Ich habe diese Kritik an den Partner der technischen Plattform weitergeleitet,
> > verfüge aber selbst über keine Reaktion dazu.
>
> Das sind zwar nur Details; die fügen sich allerdings in das
> Gesamtbild, welches man offensichtlich vom potentiellen
> Nutzer hat, sogar bezüglich seiner technischen Ausstattung.
>
> > Es ist ein Projekt des Deutschen Bundestages.
> > (was an Ihrer Kritik nichts ändern wird, aber dennoch einen
> > nicht unwichtigen Unterschied darstellt)
>
> Ich bitte um Verzeihung. :-) Der Auslöser für mein Schreiben
> war der genannte Beitrag im "Spiegel". Insofern ist für mich
> ihr Projekt nur ein Beispiel von vielen.
>
> > Es geht aber weniger um die Technik als die Möglichkeiten einer
> > thematischen Kommunikation
> > um Themen des Bundestages unter den Bürgern sowie mit den Abgeordneten.
> >
> > Allenfalls Profis wie Sie bekommen Sie in die von Ihnen genannten Foren.
>
> So ähnlich hört man das oft. Zum einen ist dabei völlig
> unklar, woher der Umkehrschluß, ein Web-Forum würde breitere
> Akzeptanz finden, kommt; zum anderen frage ich ja gerade,
> warum sie die Gruppe, von der am ehesten Interesse an einem
> derartigen Projekt zu erwarten ist, explizit ausschließen
> möchten.
>
> >> Niemand hindert den
> >> interessierten Volksvertreter daran, die etablierten
> >> Kommunikationskanäle des "Internets" zu benutzen und
> >> dort evtl. auch offiziell in ihrer Rolle als
> >> Volkvertreter aufzutreten.
> >
> > Natürlich - aber warum tun diese es nicht ?
>
> Auch wenn diese Frage vielleicht nur rhetorisch ist, erlaube
> ich mir zu antworten: Weil sie es gar nicht wollen. (Manche
> Politiker reden lieber, als daß sie zuhören.) Sicher ist die
> Beobachtung richtig, daß etwas mehr Kommunikation zwischen
> dem Volk und seinen gewählten Vertretern vorteilhaft wäre.
> Allerdings bedarf es zur Kommunikation immer mindestens
> zweier Partner. Wäre also zuerst zu klären, ob (und wieviele)
> MdBs den Wunsch nach zusätzlicher(!) Kommunikation mit
> Bürgern haben, wieviele potentielle Gesprächspartner es auf
> Bürgerseite gibt und ob die Schnittmenge aus beiden Lagern
> und denen, für die das "Internet" überhaupt ein Medium des
> täglichen Gebrauchs ist, groß genug wäre.
>
> Ich habe nicht umsonst das deutsche Usenet als ernstzu-
> nehmendes Beispiel funktionierender(!) elektronischer
> Kommunikation angebracht. Eine wichtige Erfahrung, die man
> dort beispielsweise gemacht hat, ist die, daß eine Diskussion
> nicht dadurch entsteht, daß man ihr ein Forum gibt. Es ist
> genau andersherum: Wenn es Partner gibt, die ein wirkliches
> Interesse daran haben, sich auszutauschen, finden diese immer
> einen Weg. Die Einrichtung einer Newsgroup vereinfacht und
> kanalisiert die vorhandene Kommunikation, sie erzeugt sie
> aber nicht.
>
> Um noch kurz beim Usenet zu verweilen: Wenn Sie dieses auf
> einen elitären Kreis von Freaks oder "Experten" einschränken
> wollen, täuschen Sie sich IMO gewaltig. Allein das _deutsche_
> Usenet ist ein extrem potentes Medium, dessen Verbreitung
> weltweit ist und noch über "das Internet" hinausgeht. Zeigen
> Sie mir ein Webforum mit einer derart großen Anzahl aktiver
> Teilnehmer und entsprechenden qualitativ hochwertigen
> Diskussionen!
>
> > Und warum sie die von Ihnen genannten Kommunikationsmöglichkeiten
> > auf kleine Expertenkreise begrenzt ?
>
> Was meinen Sie damit genau? Was ist ein "Experte" in diesem
> Zusammenhang? Jemand, der einen Newsreader oder ein
> E-Mail-Programm bedienen kann? Ich bitte Sie, Sie wollen
> doch genau mit diesen Leuten diskutieren, nicht mit jemandem,
> der im Internetcafé mal eben rumsurft und dabei zufällig
> auf Ihr Forum trifft. Meinen Sie, letzterer würde dann
> täglich wiederkommen, um eine ernsthafte Diskussion zu
> führen? Für 20,-DM pro Stunde ...
>
> >>Um es auf den Punkt zu bringen: Ihr Angebot wird nicht
> >>funktionieren, da für Profis das Medium indiskutabel
> >>ist und der Web-klickende Konsument andererseits nicht
> >>aktiv über Politik diskutieren möchte.
> >
> > Sie meinen Nutzerprofis ? Digital Devide lässt grüßen.
> > Sie haben einen schönen avantgardistischen Anspruch-
>
> Das sind doch aber die, die am ehesten _dieses_ Medium
> nutzen werden. Lieschen Müller wird sich doch nicht mit
> einem Computer rumärgern, während sie sich sowieso kaum
> für Politik interessiert. Ich zitiere mal von einer Seite
> Ihres Projekts:
>
> "Gegenstand des Projektes wird die Modernisierung des
>  Informationsrechtes sein. In ihrem Mittelpunkt stehten
>  die Reform des Datenschutzrechtes sowie die Erarbeitung
>  des Informationsfreiheitsgesetzes"
>
> Ich finde, die Zielgruppe ist recht klar. Vermutlich war
> die Thematik überhaupt der Auslöser der Idee, das Gesetz
> "im Internet" zu diskutieren.
>
> Ihre Argumentation läuft ein bißchen in die Richtung "auch
> Otto-Normal-DAU von der Straße muß teilnehmen können". Das
> ist doch --mit Verlaub-- Quatsch. MdBs wollen also mit
> Otto-Normal-DAU (welcher übrigens zwangsläufig einen
> Windows-PC mit Microsoft-Betriebssystem hat) über die
> "Modernisierung des Informationsrechtes" und die "Reform
> des Datenschutzrechtes" diskutieren -- und das über ein
> Medium, welches beiden Partnern fremd ist?! Vielleicht
> wäre dann ein per Postwurfsendung verteilter Fragebogen
> effektiver ... (Ich bitte, mir die etwas drastischen
> Formulierungen nachzusehen.)
>
> Ich will Ihnen das Webforum gar nicht madig machen. Ein
> _zusätzlicher_ Zugriff über NNTP auf dieses Forum oder das
> Spiegeln auf eine Mailing-Liste wären jedoch wünschenswert.
> Das bedarf keines großen Aufwands: Tatsächlich existieren
> genug freie Lösungen dafür, doch auch Ihr großer blauer
> Partner sollte das ohne Schwierigkeiten hinbekommen.
>
> Teilnehmer bekommen Sie dadurch vielleicht auch nicht mehr,
> aber es wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.
> Für jemanden, der sich mit dem Medium auskennt, wäre IMO
> news:de.soc.datenschutz der natürliche Anlaufpunkt, wenn er
> ein Datenschutzgesetz in möglichst großem Kreis diskutieren
> möchte. Vielleicht können Sie diesen Sachverhalt ja an den-
> jenigen oder diejenige übermitteln, der/die evtl. dieses
> Bedürfnis hat.
>
> BTW: Hätten Sie etwas dagegen, daß ich unseren Schrift-
> wechsel auch an debate@lists.fitug.de weiterleite? Dort
> lesen nämlich genau solche Leute mit, die sowohl Ihr
> Projekt an sich als auch dessen eigentliche Thematik
> interessiert.
>
> MfG
>