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Re: [FYI] Die E-Republik: Ist da wer?



> SPIEGEL ONLINE - 16. August 2001, 19:07
> URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,150406,00.html
>
> Die E-Republik
>
> Ist da wer?
>
> Von Ingo Butters
>
> Der Staat will ins Netz: Wählen soll man per Internet und
> sogar bei Gesetzentwürfen virtuell mitdiskutieren. Doch die
> Bürger lässt die neue Nähe vorerst kalt.

Kein Wunder, wenn die Initiatoren solch (im Prinzip
lobenswerter) Projekte die Zielgruppe und das Medium
falsch einschätzen. Die FDP bietet(?)/bot ein ähnliches
Forum, um über ihr zukünftiges Parteiprogramm zu
diskutieren. Wie damals auch jetzt: Für jemanden wie
mich (der sich durchaus derartige Angebote wünscht und
nutzen würde) völlig unattraktiv: Allein schon der
Versuch, mit meinen üblichen Tools auf die Website
http://www.elektronische-demokratie.de/ zuzugreifen,
schlug fehl. Ohne einen "gängigen" Browser mit
Javascript-Unterstützung wird nichteinmal die
Startseite angezeigt.

Und das ist noch nicht das Hauptproblem. Selbst wenn
ich auf den genannten Webserver ohne besondere Umstände
zugreifen könnte, würde ich dort nicht diskutieren.
Genau wie man Besprechungen im täglichen Leben nicht
über eine Zeitung abwickelt, finden professionelle(!)
Diskussionen nicht im WWW statt. Es kostet einfach zu
viel Zeit und Nerven, weil ich meine spezialisierten
Programme (NUA/MUA) nicht benutzen kann.

Bedenkt man, daß es sich um ein offizielles Projekt der
Bundesregierung handelt, ist es besonders traurig, daß
der "Internetnutzer" nur als Wintel-kompatibler Web-
Klicker wahrgenommen wird. Schade, daß öffentliche
Gelder für eine weitere "Webpräsenz" verschwendet
wurden, die die Welt nicht braucht. Wie wäre es für den
Anfang mit einer Mailing-Liste oder, falls es gleich
etwas "Richtiges" sein soll, einem News-Server? Wäre
wahrscheinlich auch billiger gewesen.

Nötig wäre jedoch selbst das nicht: Niemand hindert den
interessierten Volksvertreter daran, die etablierten
Kommunikationskanäle des "Internets" zu benutzen und
dort evtl. auch offiziell in ihrer Rolle als
Volkvertreter aufzutreten. news:de.newusers.infos und
news:de.admin.infos wären bestimmt eine hilfreiche
Lektüre, selbst wenn man nicht aktiv am deutschen
Usenet teilnehmen möchte. Allein die Erfahrungen, die
über so viele Jahre von etlichen Teilnehmern mit
elektronischer Kommunikation gemacht wurden, und die
Schlüsse, die man daraus gezogen hat, können eigentlich
nicht so falsch sein.

Um es auf den Punkt zu bringen: Ihr Angebot wird nicht
funktionieren, da für Profis das Medium indiskutabel
ist und der Web-klickende Konsument andererseits nicht
aktiv über Politik diskutieren möchte.

Bevor man sich daran macht, technische Lösungen zu
finden, sollte man die Aufgabenstellung genau
formulieren. Dazu wäre vielleicht zuallererst die Frage
zu beantworten, ob man --und wer mit wem worüber--
überhaupt diskutieren möchte.

MfG