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Re: Kontrollverlust



Sorry, späte Antwort.

>>>>> Mario Dueck writes:

> Ich denke aber, dass man das Ganze mehr vom Menschen und
> weniger von den Möglichkeiten der Technik aus denken
> muss. 

? 

Menschen entwerfen Technik, gebrauchen sie und verwenden sie
immer wieder auf eine Weise, die im Entwurf nicht vorgesehen
war. 

> Wichtig ist für mich dabei die Idee vom Umbau der
> Kontrollgesellschaft zur Disziplinargesellschaft.

Was, bitte, sind das für Begriffe? Und wer baut um? In
meinen Ohren klingen da Soziologeme von der "nivellierten
Mittelstandsgesellschaft" bis zur "Risikogesellschaft" an.

Meine erste Assoziation zur Disziplinargesellschaft war: Die
besteht aus Leuten, deren Über-Ich so ausgeprägt ist, dass
es als Heiligenschein um ihren Kopf kreist.

> Handvoll Newsserver und Tausende von Webservern gibt, dann
> ist die Kontrolle der Newsserver einfacher, eben weil die
> Struktur zentraler ist.

Selbst wenn Du Recht haben solltest (weniger Newsserver),
was ich bezweifle, übersiehst Du, dass Usenet weltweit
verteilt wird. (Im übrigen gibt es Kontrollinstanzen für das
Usenet in .de. Sie sind herausgefordert worden und konnten
ihre Aufgabe nicht
lösen. s. http://www.fitug.de/netpol/98/10.html)

> Die massive Ausdehnung des Privaten löst eine ebenso
> massive Ausdehnung des Öffentlichen aus. Denk mal an einen
> völlig anderen Bereich, in dem es um zentral um diese
> Ausweitungen geht, den Bereich häuslicher Gewalt: [..]
> denn eigentlich ist alles, was in der eigenen
> Wohnung abgeht für den Staat tabu. Und dennoch werden von
> der Öffentlichkeit (durch die Polizei) hier inzwischen
> Platzverweise für prügelnde Ehemänner ausgesprochen.

Nur, wenn sich einer an die Polizei wendet. 

> Mit "unkontrollierbar" wäre ich vorsichtig; das System
> steht und fällt mit der Kryptofrage.

Gnutella arbeitet m.W. komplett ohne Verschlüsselung,
Freenet verwendet sie. Die Modelle sind unterschiedlich.

> Woher sollten sie das Geld haben, extra und nur
> für mich Inhalte bereitzustellen?

Da reden wir wohl aneinander vorbei. Wie Du auf Deinem
Desktop eine Auswahl der Programme triffst (die nicht extra
für Dich geschrieben wurden), erhältst Du auch bei
Inhaltsanbietern Deine Auswahl von Neuigkeiten.

>> Glaubenssatz: Das Netz bewirkt insgesamt eine zunehmende
>> Zersplitterung von Aufmerksamkeit.

> Auf Glaubenssatz folgt Ideologiekritik: Dann wird es
> uninteressant, weil massenhafte Individualkommunikation
> wirklich nichts Neues ist. 

Ich weiß nicht, was Du unter "massenhafter
Individualkommunikation" verstehst. Netz-Dienste bringen
bringen vielfach eine vollkommen neue Qualität der
Kommunikation mit sich. Sonst hätte die Musikindustrie, der
Staat etc. keine Probleme.

> Meine These ist: das Bedürfnis nach sozialer Kontrolle im
> Internet verstärkt sich mit steigendem wahrgenommenem
> sozialen Kontrollverlust.  Gerade weil die soziale
> Kontrolle durch Individualisierungsprozesse erschwert
> wird, steigt das Interesse an rabiater, technischer
> Kontrolle (z.B. Filtertechnologie).

Das kann so sein, aber die Frage bleibt: wie lässt sich
wirksam kontrollieren?

                        Patrick

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Ist sie wahr, diese Lüge?

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