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[FYI] Silicon.de: Wahl-Kampf: Softwareindustrie greift Linux-Lager an



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Hallo Liste, hallo Hartmut,

"WAHL-KAMPF: SOFTWAREINDUSTRIE GREIFT LINUX-LAGER AN
Wer kommt in den Bundestag? ... http://www.silicon.de/"

(Nach Anmeldung, daher einmalig als Vollquote):

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Freitag, 4. Januar 2002    3:10pm
Wahl-Kampf: Softwareindustrie greift Linux-Lager an

Wer kommt in den Bundestag?

Der Schlagabtausch zwischen Softwareindustrie und Open-Source-Gemeinde
um den prestigeträchtigen Auftrag für eine neue IT-Infrastruktur im
Deutschen Bundestag spitzt sich zu. In einem offenen Brief warnt
Rudolf Gallist, Chef des Verbands der Softwareindustrie Deutschlands
(VSI), vor einer leichtfertigen Entscheidung zugunsten von Linux und
gegen Softwareprodukte von Microsoft.

Gallist antwortet damit auf einen offenen Brief seines Counterpart
Daniel Riek auf der Linux-Seite. Riek ist Vorstandsmitglied des
deutschen Verbands von Linux-Unternehmen (Live). Er hatte für seine
Sache getrommelt mit dem Argument, das Parlament müsse eine
"ordnungspolitische Aufgabe" übernehmen und die Alternative zum
Desktop-Monopolisten Microsoft aufwerten. Angestoßen wurde der
öffentliche Austausch von Argumenten durch den Bonner SPD-Abgeordneten
Ulrich Kelber, der für eine unvoreingenommene und bedachte
Auseinandersetzung plädiert hatte.

Der ungewöhnliche Austausch von offenen Briefen ist auch deshalb
besonders spannend, weil der Industrielobbyist Gallist bis vor kurzem
selbst langjähriger Geschäftsführer der Microsoft Deutschland GmbH
war. Er begegnet nun den immer wieder aufgeworfenen
Sicherheitsbedenken staatlicher Stellen mit dem Argument, einzelnen
Kunden sei stets Einblick in den Quellcode von Microsoft-Produkten
gewährt worden. Auch wenn das US-Unternehmen eine Veränderung des
Codes untersagt, möchte Gallist die Diskussion darüber wohl gerne
beenden. "Sie sollten nicht versuchen, in diesem Zusammenhang
künstliche Gegensätze aufzubauen", schreibt der VSI-Mann an Riek.

Der wiederum konterte auf Anfrage von silicon.de die von Gallist
aufgeworfenen Fragen, wie beispielsweise die Zukunftssicherheit von
IT-Investitionen. Investitionssicherheit suche man üblicherweise bei
großen Unternehmen, meint Riek, da seien etablierte
Softwareunternehmen eigentlich im Vorteil gegenüber kleinen Anbietern
von Linux-Lösungen: "Aber Microsoft hat genau das Gegenteil bewiesen.
Wenn beispielsweise die Entwicklung von Windows NT eingestellt wird,
dann verursacht das bei vielen Unternehmen enorme Kosten."

Linux könne durchaus Investitionssicherheit bieten, wenn auch unter
anderen Vorzeichen, so Riek: "Der Quellcode wird immer verfügbar und
immer veränderbar sein. Die Weiterentwicklung ist so lange garantiert,
wie es ein wirtschaftliches Interesse daran gibt."

Auch auf die Sicherheit eines großen Namens müsse nicht verzichtet
werden, meint der Linux-Lobbyist. Denn spätestens seit der
Selbstverpflichtung von IBM zu Linux sei klar, dass zumindest Big Blue
darauf setzt, auch mit Linux Geld verdienen zu können.

Gallist führte in die Debatte außerdem das Schlagwort "Gewährleistung"
ein - eine Verpflichtung, die gerade die großen Protagonisten der
Softwareindustrie meist weit von sich weisen. Auch für Linux insgesamt
kann nach Ansicht Rieks niemand eine Gewährleistung übernehmen.

Anders sieht es dagegen aus, wenn ein Entwickler einen Werkvertrag
übernimmt: "Natürlich kann der mündige Kunde wie auch der Deutsche
Bundestag hier die Bedingungen festlegen, zu denen der Auftrag
abgewickelt werden soll, und das bekommen, was er haben will."

Schließlich zweifelt VSI-Chef Gallist an der Verfügbarkeit von
ausreichendem Rund-um-die-Uhr-Support. Dagegen führt Riek die
vergleichsweise hohe Dichte an Linux-Dienstleistern in Deutschland an.
Etwa 100 Unternehmen seien es derzeit, vom kleinen Systemhaus über den
Linux-Distributor bis hin zu Weltkonzernen wie HP und IBM.

Die Kosten wie auch die Bedingungen für den Support seien
vergleichbar: "Wenn sie Support von IBM bekommen, dann sieht das auf
der technischen und vertragsrechtlichen Ebene gleich aus - egal,
welches Produkt sie eingekauft haben." Und selbst die kleineren
Linux-Dienstleister orientieren sich Riek zufolge an den bekannten
Supportverträgen: "Da werden ohnehin Standardverträge weitgehend
abgeschrieben."

Im Moment ist zwar nicht bekannt, wann die Entscheidung des
Ältestenrates des Bundestages fallen soll. "Es kann aber nicht mehr
lange dauern", meint Linux-Vertreter Riek. Zumindest sollen nach einer
Studie, die den Einsatz von Linux im Bundesinnenministerium unter
Sicherheitsaspekten empfohlen hatte, auch im Bundestag bereits
Prototypen einer Arbeitsumgebung unter Linux erfolgreich abgenommen
worden sein.

Zu den Mitgliedern des Linux-Verbands zählen nicht nur die bekannten
Distributoren Suse, Caldera und Redhat, sondern auch
Softwareunternehmen wie Openshop, Software AG und Silicon Graphics.

Silicon meint: Nicht nur der Bundestag, sondern die gesamte Industrie
hat ein berechtigtes Interesse an einem fairen Wettbewerb zwischen den
beiden konträren Modellen der Softwareentwicklung und -vermarktung.
Deshalb kann von "einseitiger Förderung" keine Rede sein. Und wenn das
"erfolgreiche Geschäftsmodell" der VSI-Mitglieder bisher so
erfolgreich war, wie Gallist schreibt, dann wird es wohl an einer
Bundestagsentscheidung für Linux nicht zugrunde gehen.

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MfG
 Olaf, ./fx3


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Apostroph der Woche aus d.e.s.d.:
An einem Eisladen stand, daß es dort "Ei's" gebe.
Bonuspunkt: Die Verkäuferin, darauf angespochen:
"Na klar, wir haben doch mehrere Sorten."

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