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Re: Linux f?r Bundestag



Hi,

Andreas Jellinghaus (aj@dungeon.inka.de) - Mon, Jan 07, 2002 at 05:35:34PM +0100:
> In meinen Augen f?llt Linux raus, weil es aus technischen Gr?nden
> schlicht und einfach f?r den Desktop momentan nicht braucht. 

Kannst Du das begruenden? Linux hat eine Auswahl verschiedener,
funktionierender Windows-Systeme.
Es hat eine Auswahl verschiedener Textverarbeitungsprogramme und
Office-Pakete. Diese enthalten Schreibprogramme, Tabellenkalkulationen,
Praesentationsprogramme, Finanzprogramme, Terminplaner, Emailprogramme,
Bildbearbeitungsprogramme, News-Reader, Webserver, Webentwicklungs- und
Verwaltungsumgebungen, sogar CAD-Systeme und sonstiger
Entwicklungsumgebungen...

Weiterhin gibt es fuer den individuellen Einsatz eine Vielzahl solcher
Programme auch einzeln.

Alle Applikationen laufen stabil, meist stabiler als gleichwertige
Windows-Applikationen (Wobei ich da nicht unterscheide ob das
Betriebssystem wacklig ist oder die Anwendung, weil mir als Endnutzer
egal ist wegen welcherr Komponente ich schon wieder nicht arbeiten
kann.)

Spiele muss ich sicher nicht erwaehnen, die gaengigen Buerospiele sind
vorhanden, aber eigentlich will man ja im Buero garnicht spielen.

> Das ist nat?rlich nichts, was viel Geld und Zeit nicht l?sen k?nnen,
> aber dann m?sste man schon an eine sehr ferne Zukunft denken, oder
> sich eineinhalb Jahr mit ?bergangsl?sungen und Hacks zufrieden geben.

Auch die Installation und insbesondere Pflege von Windows-Systemen ist
extrem Zeit und kostenintensiv. Zudem muss man an vielen Stellen mit
inkooperativen Herstellern von Software kaempfen (wen interessiert schon
ein Institut mit 20 User-Lizenzen?) die entweder nicht fuer Randgruppen
programmieren oder das Problem auf andere schieben und im Zweifelsfalle
auch keinen Einblick in den Code gewaehren (wenn man sich schon mal dazu
durchgerungen hat genug Zeit und Nerven zu investieren und das Problem
selbst zu suchen und zu fixen / resp. suchen zu lassen).

> Das niemand sich f?r Technik interessiert ist ja klar. Aber Win2k
> ist eine Technik "Installieren&L?uft", Linux ist eine

Dies ist ein Trugschluss. Ein sauber aufgesetztes Windows-System
benoetigt *viel* Zeit. Und regelmaessiges nachinstallieren von Patches,
nachkonfigurieren von anfaelligen Programmen um grobe Sicherheitsluecken
zu schliessen, updaten von Virenscannern, saeubern der Rechner von
Kleinkram (Bildschirmschoner mit und ohne Virus...). regelmaessiges
Nachschulen der Mitarbeiter insbes. in Sachen Sicherheit,
zurueckstellen totkonfigurierter Outlooks... und Erklaerungen warum das
heute achsotolle XYZ-Programm was jeder zu Hause hat im Buero zur
tickenden Zeitbombe wird (und dann von irgendwelchen Schlaumeiern halt
lokal mal installiert wird)

> Investitionsaufgabe f?r Jahre (zumindest wenn man das sauber machen
> will). Nat?rlich spricht das Seelenheil (oder sowas) f?r Linux, aber

In der Anfangsinstallation nehmen sich Windows- und Linux-Systeme vom
Zeitaufwand her nichts. Sorgfaeltige Konzeptarbeit im Vorfeld und
sorgfaeltige Konfiguration der neuen Systeme sind ueberall noetig.

Interessant werden sie bei den Wartungsarbeiten
und da muss ich an meinen Linuxen deutlich weniger tun als an den
Unixen (und -Derivaten). Schulen musst Du Deine Systemadministratoren in
jedem Fall - rumklicken alleine reicht nicht weder beim Linux noch beim
Windows. Fundiertes Wissen ist leider gerade bei Windows-Administratoren 
selten :-( (es gibt einfach zu viele, die meinen, sie haetten jetzt mal 
den CD-Schlitz gefunden und jetzt koennten sie alles)

> warum macht niemand darauf aufmerksam, das es durchaus solche
> Nebeneffekte haben k?nnte ?

Weil diese Nebeneffekte bei allen Maschinen auftreten koennen. Auch
Microsoft-Systeme lassen sich nicht immer problemlos installieren. Da
erkennt er hier die Plug'nPray-Soundkarte nicht, dort stolpert er ueber
geruempelige CD-Hardware und man hat keine Chance ihm per Hand zu sagen,
was es ist - schliesslich ist ja alles selbstkonfigurierend und
selbsterkennend. Been there, done that - zur Genuege mit beiden
Kandidaten.

Das Argument wird also nicht angefuehrt, weil es nach hinten losgeht und
als ein allgemeines Argument gegen beide Systeme verwendet werden kann.

> Sp?testens Microsoft sollte doch wissen, das eine Linux Desktop Umgebung
> vermutlich sowohl Schmalspur ist, als auch ungleich mehr Arbeit
> bereitet, und vielleicht alles ist, aber bestimmt nicht billiger.

Microsoft ist mehr daran interessiert sein System zu verkaufen als
objektiv zu bleiben - schliesslich verlieren sie gerade viel Ansehen und
Kunden.

Eine normale Office-Umgebung ist mit normalem Aufwand unter Linux
realisierbar. Nichts Schmalspur - vollwertig. Dazu kommt, dass man sich
nicht permanent mit Viren rumaergern muss - hoechstens mal mit
Web-Seitenentwicklern die meinen, der Standard sei nur so zum huebsch
aussehen gemacht und im uebrigen nichts fuer sie. Das sind zum Glueck
aber eh nur Konsumer-Seiten die bei der Arbeit nicht gefragt sein
sollten.

> jedenfalls wundert mich diese Situation.

Mich wundert nichts mehr, besonders das Ausklinken jeglicher Vernunft
und Objektivitaet wenn es um Windows geht. Da stehen den Leuten dreimal
am Tag ihre Kisten, 2mal die Woche wird das System virengesaeubert und
2/3 der Tagesdaten sind weg - aber unser Windows ist doch toll - nein
das faellt nicht aus, bleibt nur hin und wieder mal stehen, dann reboote
ich und alles ist wieder ok... wir sind gluecklich damit.

Mich wuerde das ja nerven... oder muss man den Leuten in den Bueros
unterstellen, dass sie garnicht produktiv arbeiten wollen?

> Wenn ihr das komplett anders seht, dann antwortet doch bitte *in einer
> Privaten email* mit dem Satz "Du bist ein irrer Spinner und siehtst das
> alles ganz falsch," denn ein Diskussion "Taugt Linux f?r den Desktop?"
> will ich hier nicht f?hren.

Nein. Windows ist sicher huebsch und nett und ein suesses Spielzeug.
Aber fuer Internet und professionelle Umgebungen in meinen Augen zu
anfaellig und zu loechrig. Microsoft hat mir da zu viel
selbstzerstoerenden Kram untergebracht. Das Zeug muss man sich alles
ueber Klicky-Menues muehsam zusammen-weg-klicken und wenn man sich
umdreht hat es irgendein Programm hinter Deinem Ruecken wieder
aktiviert und Du sitzt wieder drei Stunden da... Nein danke. Und jede
Linux-Oberflaeche, die mir mit solchen Allueren daher kommt, kann gleich
wieder gehen - zum Glueck gilt: auch andere Windowmanager und
Office-Pakete haben huebsche Fenster.

> Mir geht es darum, das die Antwort "Nur mit sehr hohen Investitionen"
> lautet, und dies aber nie als Argument auftaucht. Warum ?

Hohe Investitionen hast Du in jedem Fall. Der Wartungsaufwand und
Produktivitaetsgewinn ist ausschlaggebend. Unix-Systeme sind zum
produktiven Arbeiten einfach besser geeignet - auch wenn sie manchmal
nicht ganz so bunt sind wie Windows, der Button sich nicht dreimal um
sich selbst dreht, bevor er anfaengt was zu tun und keine freche
Bueroklammer Dich auf komische Gedanken bringt, was Du nun schon wieder
ausprobieren koenntest und wo du rumtaendeln kannst. (Das Ding ist
produktivitaetskillend hoch drei - nur meine Meinung)

Ich empfehle als Alternative zu Linux Macintosh.

> P.S. 4 Jahre, 3000 Benutzer, Linux Desktop. Ich weis Bescheid(TM).

neko
29 Jahre, seit 8 Jahren Linux Desktop und Server - keine Windose als
Hauptarbeitsplatz mehr - nie wieder, wenn ich bitten darf. Meine Nerven
danken es Dir.
-- 
Simone Demmel					neko@greenie.muc.de

-- 
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