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Re: Linux f?r Bundestag
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- Subject: Re: Linux f?r Bundestag
- From: Peter Ross <petros@pps.de>
- Date: Tue, 8 Jan 2002 12:50:26 +0100 (MET)
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- Reply-To: Peter Ross <petros@pps.de>
Hallo,
Entschuldigung, wenn es etwas technisch wird, ich moechte einfach mal die
positiven Erfahrungen wiedergeben, die bei mir nur ein Kopfschuetteln uebrig
lassen, wenn an einen Einsatz von MS-Komplettsystemen gedacht wird. Manchmal
wird mir eine Linux-Diskussion zu sehr aus dem Bauch gefuehrt. Mal ein SuSE
Linux und ein Windows 2000 zu Hause installieren ist etwas anderes als ein
Firmennetzwerk zu betreuen. Kein Mensch wuerde auf die Idee kommen, eine
Spedition mit PKWs auszuruesten - weil jeder Fahrer einen PKW kennt.
Ich betreue in einer Firma mit etwa 100 Leuten ein heterogenes Netzwerk mit
u.a. 15 Desktop-PCs, die mit Linux laufen.
Vorgehensweise fuer die Einfuehrug von Linux:
- Debian GNU/Linux genommen
- Pakete zusamengestellt, die gebraucht werden,
- Probe-Installation zum Skript gemacht,
- Nacharbeiten wegen spezieller Anforderungen, kleinere Bugs getaetigt,
- einen Server mit zusaetzlichen Binarys etc, die nicht als Debian-Packages
vorliegen, versehen
Die Installationen finden nun mit einem Skript statt, was auch in der
Schleife, wenn sich Aenderungen ergeben, fuer alle Rechner gleichzeitig
moeglich ist.
Der Server wird abgeschottet, via rsync wird das komplette /usr naechtlich
auf die Rechner uebertragen (einheitliche Installation fuer alle Rechner)
Lediglich die X-Server-Konfiguration muss ich derzeit fuer jede vorhandene
Kombination Graphikkarte/Monitor machen.
Ich wuesste derzeit nicht, was ich viel anders machen muesste, wenn die Zahl
der Rechner steigt, traue mir mit diesen Mitteln auch die Betreuung von 100
PCs zu. Irgendwann wird dann die hohe Ausfallrate von Billig-Hardware ein
Problem, aber das ist bei PCs unabhaengig von der Software.
Das System ist erst einmal gegen den "gemeinen" Nutzer (inkl. seiner Viren)
abgedichtet, das Zugriffsrechte-Sytem hat bei einem Linux (im Gegensatz zu
den Defaultwerten von NT 4.0 - 2000 und XP habe ich mir nicht angeschaut,
glaube aber nicht an existentielle Verbesserungen) ordentliche Defaultwerte.
Installationen darf der Nutzer in seinem Homeverzeichnis machen, wie er
lustig ist und Kenntnis hat, das destabilisiert das System ueberhaupt nicht.
Bei Ausfall eines Rechners: Platte raus, woanders rein, XF86Config anpassen
- nach max. einer halben Stunde steht der Rechner wieder.
Etwa den gleichen Zeitraum brauche ich, um bei defekter Platte das System
neuzuinstallieren (oder bei jedem frischen Rechner).
Es gibt dabei keine Datenverluste, File-Server koennen mit "ordentlicher"
Hardware betrieben werden (meinetwegen z.B. SCSI-RAIDs und SPARCs wie hier),
Backup ist einfach (Kombination aus naechtlichem Mirror und Band-Sicherung)
und funktioniert.
Sicherheit nach aussen bieten ein ordentlicher Firewall und laufende Proxies
etc. (hier FreeBSD), innen eine Intruder Detection Software, auf die man
sich verlassen kann..
Die Vorbereitungen, bis die Probeinstallation fertig war, hat fuer mich mit
einigen Jahren UNIX-Admin-Erfahrungen ohner spezielle Linux-Kenntnisse etwa
zwei Wochen Einarbeitung gekostet.
Eine so nervenschonende Vorgehensweise ist fuer mich bei Einsatz von
MS-Produkten (wie gesagt, bis NT 4.0 kenne ich die, der Rest blieb mir Gott
sei Dank nun erspart:-) nicht vorstellbar.
Die Uptime der Rechner betraegt gerade 41 Tage (da habe ich wegen eines
Netzwerkumbaus ein Rundumbooten verastaltet - von einem Rechner aus, ohne
Rumlaufen;-)
Nebenbei: Debian/GNU Linux war die Grundlage der bei der letzten Wahl in
Australien verwendeten Software. Es geht also..
Soviel zu technischen Vorteilen es Einsatzes von Linux aus administrativer
Sicht. Die Leute koennen an den Rechnern effektiv arbeiten und darauf kommt
es an. Ich habe auch die Zeit, ihnen zu helfen, wenn die Grundlage stabil
laeuft. Wenn man fuer die ersten fuenf Mitarbeiter, die damit arbeiten, eine
Woche ein offenes Ohr hat, am besten selbst damit arbeitet und neben ihnen
sitzt, um Anfangsprobleme zu klaeren, hat man eigentlich gewonnen.
Ich behaupte nicht, dass man auch mit Linux ein Netzwerk aufbauen kann,
welches der Admin nur mit Rundrumlaufen und Armrudern am Leben erhaelt -
aber das ist der Qualitaet des Systemverwalters geschuldet (manchmal auch
schon der Wahl der Linux-Distribution - Linux heisst auch in meinem
Kollegenkreis leider SuSE und das ist nicht das firmentauglichste).
Vielleicht sollte die Bundestagsverwaltung ein Admin-Gehalt nicht mit BAT 4b
vergueten, damit sie eine Fachkraft bekommt;-)
Es gruesst
Peter Ross
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