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Re: Panorama?



Heiko Recktenwald schrieb:

>Vergessen sollte man dabei nie, dass es eine nur in Promillen der
>Bevoelkerung fassbare Minderheit ist. Wenn man Bankraub so sehr im Vorfeld
>erfassen wuerde, waeren es vermutlich sehr viel mehr. Es ist aber noch
>niemand auf die Idee gekommen, dieses Vorfeld abzuhoeren. Sofern es sich
>bei "interessanten seltsamen verbotenen Bildern aus dem
>Internet" ueberhaupt um das Vorfeld von Vergewaltigung und Mord handelt.

Das ist die gleiche Behauptung wie die, daß das Spielen mit
Egoshootern zu "Vergewaltigung und Mord" führt. Vielleicht
ist es auch genau umgekehrt, und wir sollten froh sein, daß
wir heute derart realitätsnahe virtuelle Welten schaffen
können, in denen die Leute ihre Aggressionen auf ungefährliche
Weise abbauen. Vielleicht verstärkt ein rigoroses Verbot
gerade den Wunsch nach Konsum (vergleiche Drogen-, speziell
Alkoholverbote). Vielleicht gibt es auch gar keinen Zusammen-
hang zwischen virtueller und tatsächlicher Gewalt.

Was ich im Zusammenhang mit der aggressiven Verfolgung des
Besitzes (auch virtueller Bilder) im Bereich der Kinderporno-
graphie bedenklich finde, ist, daß es dabei scheinbar längst
nicht primär um die Verhinderung von Gewalttaten geht. Das
wird zwar immer vorgeschoben, aber es stimmt nicht. Die
Gesetzgebung und Verfolgung tendiert in die Richtung, bereits
Gedanken zu verbieten. Das Wort "Geistespolizei" trifft das
recht gut. Das mag in dieser "Nische der Perversion" zwar auf
große Akzeptanz stoßen,jedoch läßt sich die Büchse der Pandora,
einmal geöffnet, bekanntlich nicht wieder verschließen.

Mir ist schon klar, daß es bei uns keine Rechtstradition gibt,
die die Freiheit der Gedanken garantiert. Ich bin mir sogar
sicher, daß, hätten wir die technischen Möglichkeiten, Gedanken
anderer zu messen, diese reglementieren (zumindest aber
bestimmte davon verfolgen) würden. Eine Gesellschaft, die sich
Begriffen wie "Freiheit" und "Menschenrechten" verplichtet
fühlt, sollte jedoch IMO die uneingschränkte Freiheit der
Gedanken zu einem ihrer Grundsätze machen.

Zu dem widerlichen Fersehbeitrag, der im Betreff bezeichnet ist,
nur soviel: Die Art und Weise, wie mit Gesprächspartnern oder
unbeteiligten Personen umgegangen wurde (sei es die Vertreterin
des BMJ oder die Mutter des Bäckers), sagt eigentlich genug
über die Geisteshaltung solcher Macho-Journalisten, als daß man
noch großartig über deren Ergüsse debattieren müßte. Ärgerlich
finde ich nur, daß ich gezwungen werde, die Gehälter dieser
Leute mit Gebühren zu finanzieren.

MfG


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