[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: [ODEM-Zensur] Stand der Dinge
- To: Burkhard Schroeder <burks@burks.de>
- Subject: Re: [ODEM-Zensur] Stand der Dinge
- From: padeluun <padeluun@bionic.zerberus.de>
- Date: Thu, 28 Feb 2002 14:53:04 +0100
- CC: zensur@lists.odem.org, debate@lists.fitug.de
- Delivered-To: mailing list debate@lists.fitug.de
- In-Reply-To: <vjbs7uok7n7tpv3c78rq1rjsu4bkd3qasr@4ax.com>
- List-Help: <mailto:debate-help@lists.fitug.de>
- List-Id: <debate.lists.fitug.de>
- List-Post: <mailto:debate@lists.fitug.de>
- List-Subscribe: <mailto:debate-subscribe@lists.fitug.de>
- List-Unsubscribe: <mailto:debate-unsubscribe@lists.fitug.de>
- Mailing-List: contact debate-help@lists.fitug.de; run by ezmlm
- Organization: Art d'Ameublement + FoeBuD e.V.
- References: <40010000.1014852344@localhost> <29257.1014898354@www43.gmx.net><11012301138.20020228135033@bionic.zerberus.de><vjbs7uok7n7tpv3c78rq1rjsu4bkd3qasr@4ax.com>
Der lange Weg zur europäischen Cyber-Rights-Union
Stefan Krempl 01.01.2002
Hacker und NGOs machen mobil gegen Big Brother und Netz-Zensur
[...]
Eines der Hauptanliegen der Veranstalter des 18. Chaos Communication
Congresses war es daher, neue Allianzen für die Rechte der Netzbürger
zu schmieden. Ein besseres "Campaigning" streben die Hacker und gleich
gesinnte Non Governmental Organizations (NGOs) daher an - Werbe- und
Medienkampagnen, mit denen endlich die breite Öffentlichkeit
mobilisiert und über die Folgen der beschlossenen oder anstehenden
Gesetzeswerke und Kontrollmaßnahmen aufgeklärt werden soll.
Der ganze dritte Congresstag stand daher ganz im Zeichen des
Brainstormings europäischer Netzaktivisten. Dem CCC schwebt demnach in
Kooperation mit der britischen Bürgerrechtsorganisation [6]Statewatch,
Vertretern der Global Internet Liberty Campaign ( [7]GILC) und anderen
Datenschutzvereinigungen der Aufbau einer "Cyber-Rights-Union" zum
Schutz der Privatsphäre vor. Mittelfristiges Ziel ist es, ein Büro in
Brüssel für das Lobbying auf der EU-Ebene aufzubauen. Die Pläne sind
allerdings noch ganz im Anfangsstadium.
Hacktivismus für die Wissensfreiheit
Tastende Versuche in Richtung besserer Öffentlichkeitsarbeit
kennzeichneten auch den Kampagnen-Workshop "Offene Kulturen und Freies
Wissen", mit dem der schon tot geglaubte Berliner Vernetzungsverein
[8]mikro sein Comeback ankündigte. "Wir wollen die Änderungen bei den
Urheberrechtsgesetzen auf längere Zeit hin verfolgen", erklärte die
Netzaktivistin Inke Arns. Momentan sei zu befürchten, dass auf
politischem Wege Freiheiten, die das Urheberrecht in den analogen
Medien noch gewährt, ausgeschaltet werden sollen. Dabei gehe es
hauptsächlich um die Durchsetzung von Verwerterrechten der Medien-
oder der Softwareindustrie, nicht um die Interessen der eigentlichen
Urheber.
Um die Menschheit über das moderne Raubrittertum der Konzerne an der
Wissensallmende und technische Gängelungen der Nutzer durch Digital
Rights Management (DRM) aufzuklären, hat mikro sich an einer Reihe
öffentlichkeitswirksamer Kampagnen anderer NGOs [9]inspirieren lassen
( [10]Digitale Rechte und ihre Manager. Vorbilder sehen die Berliner
etwa in den Schockmarketing-Praktiken der aus Wien stammenden Manager
der Agentur ubermorgen ( [11]Schock-Marketing), die im vergangenen
Jahr in den USA einen großen Mediencoup mit der Wahlstimmen gegen Geld
tauschenden Plattform Voteauction.com landen konnten.
Aber auch mit Preisverleihungen im Stile des [12]Big Brother Awards),
der von der [13]Deportation Class am Beispiel Lufthansa/Condor
abgeschauten Imageverschmutzung von Firmen ( [14]Staatsschutz wittert
Terror im Netz oder gezielten (Des-) Informationskampagnen a la
[15]Superweed liebäugeln die Verfechter des freien Wissensaustauschs.
"Es geht darum, Medienviren zu verbreiten", sagt Inke Arns. Ergänzt
werden soll die Palette der Aufmerksamkeitserregungsmittel durch
klassische Methoden des Hacktivismus ( [16]Widerstand aus dem
Cyberspace). Vorbilder sind die Gruppen RTMark und Yes Man, die für
Webseitenimitationen wie [17]Gatt.org verantwortlich zeichnen (
[18]Gatt.org bleibt vorerst im Netz).
Sie haben Post
Die genaue Vorgehensweise soll nun über die obligatorische
Mailingliste diskutiert werden, deren Adresse mikro auf seiner Site
veröffentlichen will. So gut wie "verabschiedet" wurde dagegen bereits
die Idee eines Schweizer Hackers, die eine Konzernkampagne subversiv
umdeutet: Microsoft hatte kürzlich Briefe an Geschäftskunden
verschickt und sie darin der Verwendung von nicht lizenzierten Kopien
bezichtigt. In ähnlich schockierendem Stil könnte man auch ausgewählte
Nutzer anschreiben, so der Vorschlag, sie auf die Verwendung
raubkopierter Software, Videos und Songs hinweisen und so für das
Thema sensibilisieren. Schließlich plane die Industrie nichts anderes,
als fast alle gängigen Nutzerpraktiken zu kriminalisieren.
Ein dritter, von süddeutschen CCC-Mitgliedern ins Leben gerufener
Arbeitskreis will sich für die Rezipientenfreiheit im Internet und
gegen die Kampagne des Düsseldorfer Regierungspräsidenten Jürgen
Büssow zur Sperrung amerikanischer Websites stark machen. Als
virtuelle Planungsplattform soll die Homepage des Zensurgegners
[19]Volker Birk dienen. Einige konkrete, die Fertigkeiten der Hacker
gezielt einsetzenden Ideen wurden während des Workshops auch hier
bereits entworfen.
Achtung, Umleitung
So könnte es durchaus passieren, dass Besucher der virtuellen Filiale
der Düsseldorfer Bezirksregierung demnächst ganz unvermutet auf der
von Büssow auf den Index gesetzten Site [20]www.rotten.com landen
könnten. Außerdem soll die von einzelnen Providern in
Nordrhein-Westfalen bereits implementierte, aber leicht umgehbare
[21]DNS-Sperre durch ein automatisches Plug-in ausgehebelt werden. Ein
solches Programm wollen die Hacker notfalls über eine Erweiterung für
das Mailprogramm Outlook automatisiert und Virus-artig im Netz
verbreiten.
Der Anti-Zensur-Workshop zeigte allerdings gleichzeitig, dass die
Freiheitskämpfer dringend juristischen Beistand benötigen. So hatten
die meisten Teilnehmer über die rechtlichen Grundlagen der von Büssow
ins Spiel gebrachten Sperren keinen blassen Schimmer. Für den Aufbau
einer über Hacker-Tricks hinausgehenden Argumentationsbasis sind
demnach noch einige juristischen Grundsatzrecherchen im Bereich
Medien- und Internetrecht nötig.
Links
[1] http://www.ccc.de/congress/2001/
[2] http://www.ccc.de/
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/11416/1.html
[4] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/glosse/11423/1.html
[5] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9817/1.html
[6] http://www.statewatch.org/
[7] http://www.gilc.org/
[8] http://www.mikro.org/
[9] http://www.mikro.org/18C3.html
[10] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9412/1.html
[11] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/8654/1.html
[12] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9935/1.html
[13] http://www.deportation-class.com/
[14] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9846/1.html
[15] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/sa/3334/1.html
[16] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/2697/1.html
[17] http://www.gatt.org/
[18] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/11160/1.html
[19] http://www.fdik.org/
[20] http://www.rotten.com/
[21] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/11175/1.html
Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/11471/1.html
Copyright © 1996-2001 All Rights Reserved. Alle Rechte vorbehalten
Verlag Heinz Heise, Hannover
Freundliche Grüße
//padeluun
--
padeluun c/o Art d'Ameublement, Marktstr. 18, D-33602 Bielefeld
"Was hier vorgeschlagen wird, ist im Grunde ein deutsches FBI", sagte
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU). "Dass das BKA sich
grundsätzlich in jede Ermittlung einschalten kann, das wollen wir
nicht." (25.10.2001)
--
To unsubscribe, e-mail: debate-unsubscribe@lists.fitug.de
For additional commands, e-mail: debate-help@lists.fitug.de