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Re: [ODEM-Zensur] Re: OT, aber mir wichtiges Update



Hallo Joerg,

 > [...]
> Aufgezwungene Betroffenheit oder Anteilnahme fuehrt natuerlich auch zu
> Gegenreaktionen wie diversen Forenpostings [1]. 

ACK.

> Punkte wie
> Verdraengung (auch Verarbeitung, das sehe ich nichtmal viel anders als
> Lars) 

IMHO ist da nichts zu verarbeiten, dazu unten mehr.

> und Verteidigungsinstinkte (Warum eigentlich, etwa doch kein
> Abstand mehr zum Lieblingsspiel?)

Verteidigung, weil man sich durch die Vorwuerfe angegriffen fuehlt?
Wer wird denn schon gerne fuer mehrfachen Mord verantwortlich gemacht?
Es waere doch eher bedenklich, wenn dieser Vorwurf bei einer bestimmten
Gruppe nicht (mehr) zu Abwehrreaktionen fuehrte.

>>daß man sie
>>als normal empfindet, und jede Abweichung davon als ungewöhnlich.
> 
> 
> Irgendwie fuehle ich mich missverstanden ,) Aber gerade ausserhalb
> eines aufgezwungenen Betroffenheit- / Meinungskanons erlaube ich mit,
> ungewoehnlich erscheinenden Auesserungungen als ungewoehnlich werten
> zu duerfen, oder?

Hm, vielleicht interpretiere ich bei Dir etwas rein, was Du da nicht 
aussagen willst, aber fuer mich hat sich schon so gelesen, als ob Du
die Aussage bzw. die Form der Aussage angreifst. "Ungewoehnlich" ist ja
wertungsfrei.

> Auch das ist eine Form von Verdraengung. Ich verlange ja nun wirklich
> keine 4-wöchige Staatstrauer, ich weigere mich aber eine Tat wie die
> in Erfurt als Normalitaet "War halt ein Psycho, 18 Tote, kann man
> nichts machen" abzuheften und nach dem Konsum der Nachricht zu
> Tagesordnung ueberzugehen.

das sporadische Auftreten von solchen Massakern *ist* aber normal in dem
Sinne, dass es immer mal wieder passiert. Genauso wie Autounfaelle, 
Naturkatastrophen, Terroranschlaege, Krankheiten und alles andere, was 
Menschen das Leben kosten kann. Natuerlich ist das alles nicht schoen, 
aber irgendwie kommt es mir immer noch so vor, als wuerde Erfurt 
gegenueber anderen, genauso schlimmen Nachrichten[1] unangemessen viel
Platz eingeraeumt. Jeden Tag sterben tausende Menschen ohne eigene 
Schuld, *niemand* kann doch an jedem Todesfall ersthaft Anteil nehmen
wollen. Und wenn es ums Verdraengen geht, dann verdraengt man hoechstens 
die Gewissheit, dass man selbst auch genau dem Risiko, an irgendeinem 
dummen Grund zu sterben, ausgesetzt ist, und fordert irgendwelche 
untauglichen Massnahmen zur vermeintlichen Minimierung eines 
spezifischen (oftmals statistisch eher unbedeutsamen) Risikos.

>>angepaßt[1] über die Notwendigkeit von Konsequenzen lamentiert,
>>durchaus nicht beeinflussen lassen.
> 
> 
> Frage ist, inwieweit sie es als sie betreffende Realitaet begreifen
> und nicht nur als Medienbeitrag.

Fuer die meisten Menschen in .de und anderswo ist das eben keine 
betreffende Realitaet, sondern genau nur ein Medienbeitrag. Betroffen 
ist man erst durch die oben erwaehnten Reaktionen, und genau dagegen 
richten sich dann die Aeusserungen z.B. in den einschlaegigen Foren.

gruss,
  chris

[1] und ja, es sind nur Nachrichten aus Sicht desjenigen, der keine
     Beziehung zu den direkt Betroffenen (im Sinne von beteiligt) hat.


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