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Pathos um Datenschutz, Privatkopie und Swpat



> > > Aergerlich ist das alles, Hysterie am falschen Platz, wenn es mal
> > > ausnahmsweise um etwas wichtiges geht, wie den digitalen
> > > Urberrechtsfaschismus.
> >
> > Oder die Organisations- und Rechenverbote, die allen Grundregeln eines
> > freiheitlichen Gemeinwesens und dem Moralkonsens der Programmierer und
> > sonstigen Schaffenden entgegenstehen.  Die verdienen wirklich
> > Bezeichnungen wie "Faschismus" oder "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
>
> "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" ist noch was anderes, wenn es das
> ueberhaupt gibt. Ausserdem "hasse" ich das Stafrecht gerade hier.

Sie sind eben etwas, wofuer das Strafrecht nicht geschaffen wurde.

> Was ich mit "Faschismus" meinte, etwas ironisch/polemisch, ist das
> es keinerlei Umgehungsmoeglichkeiten gibt. Das betrifft zum einen die
> uebliche und ganz richtige Form des Umganges mit urheberrechtlich
> geschuetzten Werken. CDs usw werden erstmal kopiert, fuer den Fall dass
> sie kaputtgehen usw und so fort, jedenfalls bei wichtigen Werken.
> Das ist bisher ganz selbstverstaendlich legal. Und da sich das kaum
> aendern kann, es wuerde sich niemand daran halten, bleibts auch
> dabei. Damit ist die ganze Sache an sich schon vom Tisch.
>
> Viel haerter, "faschistischer", wenn man das steigern kann, finde ich aber
> den Ansatz, wonach rechtmaessiges Verhalten nicht mehr einer Entscheidung
> bedarf, sondern technisch unmoeglich gemacht werden soll. Der Ansatz ist
> zwar etwas unrealistisch, Umgehungsmogelichkeiten gibt es immer, aber so
> ist er nicht gemeint.

Ebenso hart und "faschistisch" ist der Ansatz, wonach Denken und Rechnen
deshalb verboten wird, weil es mit dem Standard-Logikgeraet unserer
Zivilisation durchgefuehrt und deshalb in eine Kategorie faellt, die mit
einiger sophistischer Akrobatik (s. Schriften von Horns) zur
patentrechtlichen "Technik" gerechnet wird.

Fuer ersteren Ansatz gibt es immerhin eine gewichtige volkswirtschaftliche
Rechtfertigung:  das Geschaeftsmodell von Disney & Co hat in der Filmkunst
z.T. grosse Leistungen ermoeglicht, und sein Zusammenbruch foerdert
moeglicherweise die weitere Verflachung der Kultur -- etwa nur noch
werbungsfinanzierte Seifenopern und Billigproduktionen.

Fuer den patentanwaltlichen Faschismus gibt es hingegen nicht die
Spur einer volkswirtschaftlichen Rechtfertigung.  Bitkom & Co machen sich
in diesem Falle mit einer Gruppe von Softwarepiraten, naemlich den
Patentverwertern und Patentanwaelten, gemein und pluendern ihre eigene
Branche.

Ich wuerde uebrigens in beiden Faellen volkswirtschaftliche
Rechtfertigungen alleine nicht fuer ausreichend halten.  Utilitarismus ist
oft zu flach.  Es gibt Werte, wie z.B. den, dass legitimes Verhalten
technisch moeglich bleiben muss, die man nicht dem erstbesten
volkswirtschaftlichen Kalkuel opfern darf.  Vielleicht muessen wir den
Verlust an Filmkultur usw hinnehmen. Wir sollten aber ruhig darauf
hinweisen, dass hier ernste Probleme bestehen und versuchen, uns Loesungen
zu ueberlegen.

-- 
Hartmut Pilch, FFII e.V. und Eurolinux-Allianz            +49-89-12789608
Innovation vs Patentinflation                       http://swpat.ffii.org/
120000 Stimmen 400 Firmen gegen Logikpatente    http://www.noepatents.org/


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