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Re: Fwd: [suchfibel] Re: Dotty is public - heise online: Suchmaschinen sollen gemeinsame Filterliste erstellen



>Der Zensur Vorwurf wird vollkommen unverständlich, wenn man Suchmaschinen
>und vor allem Kataloge mit anderen Informationsvermittlern vergleicht.

Sind denn Suchmaschinen überhaupt redaktionell betreute Informationsvermittler?

>Kein Sender wird Tierpornos ausstrahlen und Nazipropaganda machen. Was
>nicht heißt, dass man nicht darüber berichtet.

Das sind redaktionell betreute Angebote.

>Warum also von Suchmaschinen verlangen, dass Tier- und Kinderporno Seiten
>angezeigt werden? Ist das nicht absurd?

Nein, das ist eine normale Forderung an einen Katalog oder ein Verzeichnis.
Suchmaschinen und Kataloge sind sozusagen das Inhaltsverzeichnis oder der
Index des Internets. Es ist absurd, anzunehmen, mit der Ausblendung von
Stichworten aus diesen Verzeichnissen würde der Inhalt aus dem Werk
verschwinden. Is es schlicht unverschämt, wenn man nützliche Werkzeuge
derartig zerstört. Frei nach dem Motto: Wozu überhaupt das VLB, rufen Sie
die Verlage doch selbst an, wenn Sie wissen wollen, wo Hyme veröffentlicht
wurde?

>Zeitungen und Zeitschriften selektieren sehr viel differenzierter und
>veröffentlichen Artikel fast immer auf irgendeine Weise tendenziös. Keiner
>regt sich darüber auf, dass manche Verlage eher rechtskonservativ, andere
>liberal oder linksliberal sind. Und vor allem, dass keine zerstückelten
>Leichen auf der Titelseite abgebildet werden. Ist das auch Zensur?

Nein, das sind redaktionell betreute Angebote. Man würde sich aber sehr
darüber aufregen, wenn der Sachkatalog der örtlichen Bücherei tentenziös wäre.

>Denn darum geht es: den persönlichen moralischen Anspruch eines
>Informationsvermittlers und sein Bild in der Öffentlichkeit. Suchmaschinen
>wollen sich nicht vorwerfen lassen, Kinderpornografie zugänglich zu machen
>und sind dankbar, wenn sie Informationen darüber bekommen und die
>entsprechenden Urls sperren können. Sie wollen auch nicht, dass auf dem
>ersten Suchergebnis zu "Gaskammern" eine Hakenkreuz Abbildung prangt und
>womöglich ein Nazi-Song losdudelt.

"Das Netz ist ein Spiegel der Gesellschaft. gefällt Ihnen, was sie sehen?"
Ist Ihnen schon mal aufgeganen, daß man durch Aufklärung mehr bewirkt als
durch Wegschauen? www.nizkor.org ist hoffentlich nicht gesperrt.

>Was ist dagegen zu sagen, wenn ein Betreiber sagt: "Den Schmutz will ich
>nicht haben".

Dann soll er keinen Index anbieten.

>Deswegen sind die Seiten trotzdem erreichbar und alle, die es für nötig
>halten, können sich das anschauen.

Sicher, genauso wie ich an die Werke von Hyme komme.

>Dazu kommt, dass diverse Seiten tatsächlich strafrechtlich relevant sind.

Und? Das sind Bücher in der Bücherei auch. Und natürlich wird der ÖPNV nicht
dafür belangt, daß er Leute dort hinbringt. Ebensowenig wie der Betreiber
des Sachregisters. Wenn sie die Dinge nicht in der Bücherei haben wollen,
dann MÜSSEN SIE SIE AUS DEM REGAL NEHMEN. Im Netz müssen Sie sich dazu an
den Hostingprovider wenden. So einfach ist das.

>Und so was will auch keiner haben.

Falsch: Ich will das haben.

>Da die Bewertung, ob ein Site jugendgefährdend oder vielleicht
>strafrechtlich relevant ist, als Laie oft nicht vorgenommen werden kann,
>fragt ein Suchmaschinenbetreiber eben andere. Das können Kollegen sein
>oder die Mitarbeiter des Jugendschutz.net.

Der Verein Jugendschutz.Net hat sich bisher eigentlich nur durch
verfassungsgefährdenten Lobbyismus und rechtliche Unbelecktheit
ausgezeichent, warum sollte man sich an so jemanden wenden wollen?
Noch dazu, wenn der selbst den Schwanz einzieht und die Verantwortung
ablehnt?

>Dazu kommt, dass Suchmaschinen ein finanzielles Interesse daran haben,
>familienfreundlich zu sein und darauf achten, dass nicht bei harmlosen
>Abfragen Pornospam ganz oben in den Ergebnisseiten auftaucht. Wer trotzdem
>nach Hardcore sucht, wird auch finden. Es geht auch nicht darum, den Leuten
>das zu verbieten. Es geht darum, die Kids nicht drüber stolpern zu lassen.

Das Internet war und ist kein Ruhigstellungsmedium für gestreßte Eltern.
Die Eltern haben eine Aufsichtspflicht und können diese nicht abschieben.
Oder muß man in Deutschland erst einen Bumsschein einführen, damit nur reife
Individuen an der Ausgestaltung des Genpools mitmachen dürfen?

>Klar können die Erwachsenen selber entscheiden, was sie angucken wollen. Und
>sie können auch bewerten, wer da veröffentlicht. Zumindest behaupten das
>alle, die "Zensur" schreien. Dass das aber nicht so ist, wird täglich neu
>bewiesen. Aber das nur am Rande.

Stimmt. Wenn ich sehe, wieviel Leute täglich die BILD kaufen, kann ich nicht
von geistiger Zurechnungsfähigkeit der Bevölkerungsmehrheit ausgehen.
Trotzdem haben sie alle das verfassungsmäßige Recht, diese Informationen zu
bekommen und sind nicht gezwungen sich mühsam den Kram beim Dealer zu
besorgen. Es wird nichts weiter gefordert, als das diese Informationen
weiterhin so zugänglich sind, wie bisher.

>Wichtiger ist, dass Kinder mangels Vergleichsmöglichkeit und Erfahrung
>eine braune Seite nicht sofort als solche identifizieren können.

Und deshalb sind Erziehungsberechtigte oder Aufsichtspersonen anwesend.
Ist das nicht hübsch?

>Und es sollte eigentlich einleuchten, dass Suchmaschinen, die auch von
>Bildungseinrichtungen benutzt werden, solche Ergebnisse ausspucken wollen,
>die allgemein anerkannte Informationen liefern und nicht radikale
>Propaganda, jedenfalls nicht an oberster Stelle.

Warum? Ist es in Deutschland verboten, eine normale Recherche durchzuführen?
Verdammt nochmal, was lernen die Kinder denn heute? Suchbegriff eingeben,
ersten Treffen anklicken, ausdrucken, Eins kassieren?

>Wenn jemand sich entscheidet, einen Artikel oder Beitrag oder Link nicht zu
>bringen, dann ist das genau dasselbe, was alle Sender, Zeitungen, und
>Zeitschriften jeden Tag tun und hat nichts mit Zensur zu tun.

Nein. Kataloge und Indexe haben andere Pflichten. Vollständigkeit gehört dazu.

>Die Information selber bleibt davon unberührt und wer Quellen studieren will
>und kann, der soll das auch tun.

Wie bitte soll ich denn an die Quellen rankommen? Mit einer halbjährlichen
Suche über zufällig ausgewählte IP Bereiche? Meine Güte, dann baue ich mir
doch eine Suchmaschine daheim nochmal auf! Und warum? Weil irgendjemand in
seiner politisch korrekten Blindheit meint, er müsse mir den Blick auf die
Welt vorschreiben! Das kann es nicht sein.

>Es macht wenig Sinn, dann "Zensur" zu schreien, wenn die Quellenwahl des
>einen nicht mit der eines anderen übereinstimmt.

Es wird auf diese Weise praktisch unmöglich, überhaupt noch von Quellen zu
sprechen. Ich dachte eigentlich, daß das Zwangsguggen der Aktuellen Kamera
und das von Schnitzlersche Antennenabsägen gegen Ende der 80er Jahre vorbei
gewesen sei. Scheint es aber nicht.


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