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[FYI] [heise] CDU/CSU macht sich Sorgen um TCPA und Palladium



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CDU/CSU macht sich Sorgen um TCPA und Palladium
[08.04.2003 12:28 ]

"Der Kenntnisstand in der deutschen Öffentlichkeit über TCPA und
'Palladium' ist bisher äußerst gering", bemängeln die
Bundestagsabgeordenten von CDU/CSU in einer Kleinen Anfrage. Nicht
weniger als 26 Fragen haben sie daher ans Bundeskabinett gerichtet. Nach
all den undeutlichen Verlautbarungen der Hersteller über die
Sicherheitsaspekte künftiger Computerplattformen und Betriebssysteme
erhofft sich die CDU/CSU-Fraktion[1] nun klarere Antworten zu der
kontrovers diskutierten Industrieinitiative TCPA[2] (Trusted Computing
Platform Alliance) und der nicht minder ins Schussfeuer geratenen
"Palladium[3]"-Software Microsofts von der Bundesregierung.

Eine Hauptsorge der Parlamentarier ist, dass der Vorstoß der Größen der
Computerindustrie und vor allem die Pläne Microsofts zum Aufbau einer
inzwischen in "Next Generation Secure Computing Base" (NGSCB)
umbenannten Schutzsoftware nach hinten losgehen. Zumindest sehen sie
bereits "neue Probleme im Zusammenhang mit Datenschutz, Schutz vor
Industriespionage sowie für Aspekte der inneren Sicherheit" am Horizont.

Konkret unterrichtet werden möchten die Abgeordneten daher etwa,
inwieweit der Bundesbeauftragte für den Datenschutz bereits mit der
TCPA/Palladium-Thematik befasst sei und ob die Regierung die
Auswirkungen dieser neuen Technologien auch auf der europäischen Ebene
zu thematisieren beabsichtige. Es gebe schließlich Bedenken, dass dem
Anwender die alleinige Kontrolle über die Funktionen des eigenen
Computers abgenommen werde oder dass persönliche Informationen auf
zentrale, externe Server ausgelagert würden.

Daneben fragt die Union an, inwiefern die Kompatibilität der bereits mit
Open-Source-Software ausgerichteten Rechner in der Bundesverwaltung mit
den größtenteils proprietär gehaltenen neuen "Sicherheits"-Funktionen
gewährleistet werden könne. Generell wollen die Parlamentarier auch
wissen, ob die Regierung negative Auswirkungen auf die Welt der freien
Software befürchte. Auch dass Microsoft NGSCB inzwischen als ideale
Software fürs Management von Abläufen in der Wirtschaft und in
Verwaltungen vermarktet, scheint der Union noch nicht ganz geheuer. So
gibt sie Befürchtungen an die Regierung weiter, dass durch TCPA und
Palladium "einzelne, überwiegend ausländische Unternehmen mittelfristig
eine signifikante Kontrolle über Systeme und Daten von Unternehmen und
Behörden in Deutschland erhalten könnten". Ferner verlangt die
CDU/CSU-Fraktion Auskunft darüber, welche Erkenntnisse das Kabinett über
die im Raum stehenden Zertifizierungs- und Lizenzierungsmodalitäten hat.

Ein Thema der Kleinen Anfrage ist schließlich auch der Bereich
Copyright. Vor allem von Microsoft gab es in jüngster Zeit sehr
unterschiedliche Aussagen darüber, ob NGSCB nun "auch dem Kopierschutz
diene", wie Bill Gates jüngst sagte, oder ob Palladium damit nicht in
Verbindung zu bringen sei, wie Statthalter vor allem der deutschen
Firmenniederlassung nicht müde werden zu betonen. Die Union will nun
unter anderem wissen, welche Auswirkungen die Regierung auf die
Nutzungs- und Verwertungsrechte für die Anbieter digitaler Inhalte sieht
und ob die Regelungen zur Privatkopie aus dem deutschen
Urheberrechtsgesetz mit den neuen Hard- und Softwarewelten vereinbar
seien.

Die Internet-Beauftragte der Unionsfraktion, Martina Krogmann, will mit
der Anfrage vor allem "mehr Transparenz in den gesamten Prozess
bekommen". Sie macht sich daher dafür stark, dass sich die Arbeitsgruppe
zum Thema TCPA, die am Bundesamt für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI[4]) gebildet wurde, die Öffentlichkeit
regelmäßig über die gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen einer
Technikfolgenabschätzung über mögliche Auswirkungen der Plattform zu
informieren habe.

Zu TCPA und Palladium siehe auch:

    * Kritischer Blick der Datenschützer auf TCPA[5]
    * Microsoft: Palladium respektiert den Datenschutz[6]
    * Bill Gates: Palladium dient auch dem Urheberschutz[7]
    * Microsoft will Beitrag zur Sicherung kritischer Infrastrukturen leisten[8]
    * Das soll der nächste Pentium 4 können[9]
    * Korrosion auf Microsofts Palladium[10]
    * Bill Gates: Sicherheit über alles[11]
    * Microsoft verrät neue Details zu Palladium[12]
    * Der Linux-Xbox-Hack und die Zukunft von Palladium[13]
    * Experten warnen vor massiven Problemen bei TCPA und Palladium[14]
    * Bundesregierung zeigt sich skeptisch gegenüber Microsofts Palladium[15]

(Stefan Krempl) / (anw[16]/c't)

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  [1] http://www.cducsu.de/
  [2] http://www.trustedpc.org/
  [3] http://search.microsoft.com/gomsuri.asp?n=1&c=rp_Results&target=http://www.microsoft.com/presspass/features/2002/jul02/07-01palladium.asp
  [4] http://www.bsi.bund.de/
  [5] http://www.heise.de/newsticker/data/anw-31.03.03-008/
  [6] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-26.03.03-004/
  [7] http://www.heise.de/newsticker/data/anw-08.03.03-002/
  [8] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-26.02.03-000/
  [9] http://www.heise.de/newsticker/data/ciw-20.02.03-000/
  [10] http://www.heise.de/newsticker/data/hps-26.01.03-002/
  [11] http://www.heise.de/newsticker/data/anw-24.01.03-002/
  [12] http://www.heise.de/newsticker/data/ghi-21.01.03-000/
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  [16] mailto:anw@ct.heise.de
  
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Tschuess, Tim.

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Produktmanagerin Parul Shah erklärte dazu lapidar, das Löschen alter
Nachrichten sei Teil von Microsofts Plan, "den Menschen zu helfen", ihre
E-Mails zu managen: "Wenn Mail älter als 30 Tage ist, kann man sie
wahrscheinlich löschen."


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