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Re: Spam



Am  Wednesday 23 April 2003 11:53,  Ralph Angenendt said:
> Neko (Simone Demmel) wrote:
> > Ich bin dagegen, die Erreichbarkeit solcher Dreckschleudern noch weiter
> > zu erschweren - im Gegenteil. Jede ordentliche Firma muss ihren
> > Papierkram Jahrelang aufbewahren. Ich bin dafuer, dass Zugangsanbieter
> > ihre Logfiles auch eine angemessene Zeit (6 Monate?) lagern sollten.
> > Zugangsdaten, die ausreichen festzustellen wer wann mit welcher IP im
> > Netz aktiv war.
>
> Das war jetzt als Witz gemeint, oder? Falls nicht: Gibst du andere
> Grundrechte auch so einfach auf? Kein Problem damit, dass
> Telefongespräche abgehört werden, weil ein paar Spinner Drogen- und
> Waffendeals übers Telefon besprechen? Keine Probleme damit, dass
> Telefongesellschaften vorhalten, wo dein Handy (und damit auch du) dich
> gerade befindest? Wirklich nicht?

Wie ist das eigentlich mit Telefonterror?
Mal abgesehen von den ueblichen "ich seh Dich, ich wichs mir einen 
Baby"-Anrufen, die man so bekommt, gibt es ja auch die übleren Sachen wie 
"Wenn Du nicht das Maul hältst, mache ich Dich platt" oder dergleichen.
Ich spreche hier nicht von Dingen wie Erpressung - das läuft ja auf Geld 
hinaus, auf Verfolgbarkeit etc.
Aber Telefonterror, Belästigung (nicht nur sexuell, auch die z.B. von 
irgendwelchen Blindies, die einfach mal so anrufen (besoffen) etc), Drohung 
etc. wird über das Telefon verübt.

Nun ist es ja so, dass die meisten schon ihre Einzelverbindungsnachweise 
bekommen, aber es wird eben nicht alles in eine Datenbank zusammengeführt, 
außerdem:

a) gibt es noch die Möglichkeit, anonym zu telefonieren (Münzfernsprecher, 
Kartentelefone - denn Karten können noch immer anonym erworben werden wobei 
anonym bedeutet: klar, man kann Dich filmen (für die Paranoiden), aber es 
werden keine Daten erhoben etc)
b) ist das Handy verleihen (kann ich mal kurz, mein Akku ist leer, ich bezahle 
es auch) kein Straftatbestand
c) gibt es Rufnummernunterdrückung

Ergo:
Du bekommst ein paar nette Morddrohungen oder ähnlichen Schmuh
Du beantragst eine Fangschaltung
Die kostet täglich Geld (weiß auch jeder, der nicht nur mal besoffen nervt)
Also wird der clevere Fuchs 1-2mal anrufen und dann erstmal Zeit vergehen 
lassen und abwarten

In der Zwischenzeit hat er z.B. die Möglichkeit, Dich per Post weiter zu 
nerven - tote Tiere im Briefkasten (Mäuse bieten sich an) sind da eine 
beliebte Methode, oder auch delikate Dinge wie blutige Tampons oder die 
beliebten aus Zeitungsschnippeln zusammen gefügten Briefe
Geht alles anonym, denn 
a) es gibt Briefkästen
b) es gibt die privaten Briefkästen, in die man einfach so etwas einwerfen 
kann

Nachdem Du also eine gewisse Zeit brav Deine Kohle für die Fangschaltung 
berappt hast, sagst Du Dir "wird mir zu teuer" ---
also lässt Du das Ganze

Und nach einiger Zeit - holldriho - kommen wieder Anrufe

Wie lässt sich das Ganze, was ja einiges an Zeit, Geld, Aufwand und Nerven 
kostet, vermeiden?
a) alle Telefonverbindungsdaten nicht nur speichern sondern auch in eine 
Datenbank zusammenführen, so dass man letztendlich nur eintippen muss:
Zeitpunkt
angewählte Rufnummer
Und schwupp! hat man die linke Socke! (nicht politisch gemeint)

Nicht inbegriffen sind in dieser Aufzählung des Aufwandes übrigens Dinge wie 
das beliebte "aber Sie haben doch telefonisch bestellt"-Spielchen, so dass 
man Sachen zugestellt bekommt (viele Postboten sind ja so nett und 
hinterlassen das Paketchen), diese wieder wegschicken muss etc.

Auf da würde eine Zusammenführung aller Telefonverbindungsdaten Wunder wirken.

Wenn man dann noch die anonymen Möglichkeiten der Post berücksichtigt und 
einfach für jeden ein Zwangspostfach einrichtet, so dass er, um seine Post zu 
erhalten, seinen Ausweis vorzeigen muss (so umgeht man auch dieses "ich hab 
aber nichts bekommen"-Spielchen), um Post ab zu senden, ebenfalls (das "oh, 
ich hab es aber weggeschickt"-Spiel entfällt), dann hätten wir doch 
eigentlich eine optimale Möglichkeit gefunden, um zumindest diese Art von 
Kriminalität einzudämmen und eine Menge Folgekosten (egal welcher Art) 
einzusparen und die Täter schnell zu finden.

Wenn Dinge wie SPAM schon dazu führen, dass man sich mit der 
Verbindungsdatenspeicherung anfreundet, dann müssten doch Dinge, die über die 
Post oder das Telefon führen, genauso verfolgt werden können, denn z.B. 
Belästigung (sexuell oder anders) oder die oben aufgeführten Beispiele können 
sicherlich genauso, wenn nicht noch teurer werden, als SPAM und 
Hacker-Angriffe (denn wie z.B. soll man sich gegen solche Art Telefonterror 
wehren?)

> Oder reagierst du (und ein paar andere hier) momentan einfach über, weil
> ihr wie alle hier von der momentanen U(B|C)E-Last völlig abgenervt seid?
>
> Ich muß sagen, dass ich einige der hier vertretenen Meinungen einfach
> *erschreckend* finde. Ihr fordert hier plötzlich den gläsernen
> Netzbürger - das kann doch nicht wirklich euer Ernst sein, oder?

Oh doch - ich finde das auch sehr vernünftig.
Ich frage mich nur, warum die meisten dann einfach beim Internetz 
stehenbleiben - die oben aufgeführten Regelungen halte ich z.B. für zwingend 
notwendig --- denn wer offline etwas tut, muss dafür verantwortlich gemacht 
werden können. Das Offline-Leben bietet zuviel Möglichkeiten für Anonymität.

Twister



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